Tropfen im Ozean
und die Krebs davon kriegen! Hauptsache, das T-Shirt kostet 4.95 und gibt’s in fünf verschiedenen Farben!“
Ich blieb stumm. Elisha hatte ja Recht. Ich aß seit dem Frühling kein Fleisch mehr, weil ich mich tatsächlich müde und schwer danach fühlte und auch weil ich die Massentierhaltung nicht unterstützte. Das war kein respektvoller Umgang mit Lebewesen dieser Erde. Jedes Mal, wenn ich Wurst sah, musste ich an das Tier denken, dessen mit Geschmacksverstärkern zu Brei zermatschten Bestandteile in einen Naturdarm gepresst worden waren. Und neulich war da eine dicke Ochsenzunge in der Kühltheke des Fleischerladens gelegen... wääh, nein, das konnte ich nicht mehr. Aber Elisha brachte es auf eine so biestige Art und Weise, dass man eher ablehnend als aufgeschlossen dafür war. Sie ähnelte immer mehr ihrem Ralf und das stand ihr nicht.
Mein Blick fiel auf Rob, der Elisha verdrossen ansah. Ein paar Mal zuckte es um seinen Mund, als wolle er den nächsten Witz zum Besten geben. Aber ich legte den Finger auf die Lippen und er gab nach. Gerda war beleidigt. Als Elisha erneut den Zeigefinger hob, bremste ich sie.
„Elisha“, sagte ich leise zu ihr. „Du musst die Menschen nicht hassen, nur weil sie deinen Ansprüchen nicht folgen. Das macht die Welt nicht besser“.
Mit ihren so schönen grünen Augen sah sie mich an. Sie war unglücklich, es war so deutlich zu spüren. Ich legte meinen Arm um sie und drückte sie an mich, so wie es WOM so oft mit mir getan hatte. Dankbar legte sie ihren Kopf an meine Schulter. Nach einer Zeit tropften Tränen auf meine Hose. Ich zog ein Taschentuch raus und gab es ihr. Drückte sie noch fester. Sie tat mir so Leid.
E!Liza Nichts ist, wie es scheint
Menschenauflauf auf dem Platz vor dem Café. Kameras, Reporter, Schaulustige, die stehen blieben, obwohl nichts passierte. E!Lizas Agent hatte ganze Arbeit geliefert, hatte auf Radiosendern und in den print-Medien den Auftritt nach Strich und Faden verkauft, die Presse informiert und den Außenbereich des Cafés mit roten Bändern absperren lassen. Sogar das Rote Kreuz und die Polizei waren vertreten, da abzusehen war, dass eine gewisse Menschenmasse zusammenlaufen würde. Eines musste man E!Liza lassen - oder der Arbeit ihres Managers: Sie waren in der Lage, Show um gar nichts zu machen. Ich meine, letztendlich wollte sie lediglich ankündigen, dass sie eine Sendung bekam! Das war normalerweise eine kleine Notiz in der „Bunten“ wert, aber doch nicht so ein Massenbrimborium!
Ich hielt mit Jimmi Stellung an der vorderen Absperrung, etwa drei Meter von dem Stuhl entfernt, auf dem E!Liza aller Voraussicht nach sitzen würde. Der Preis für diese exzellente Platzierung war stundenlanges Ausharren vorher. Wir waren vier Stunden vor der Veranstaltung hier angekommen, waren nicht die ersten gewesen, hatten uns vom Café ein Frühstück geholt und Möglichkeiten diskutiert, wie wir E!Liza zu einem Interview bewegen könnten.
Die Reportermasse verdichtete sich.
„Wie heißt eigentlich der Produzent des Senders, mit dem sie sich trifft?“ fragte ich plötzlich. Immer hatten wir nur über E!Liza gesprochen. „Und, oh Gott, Jimmi, mit welchem Sender macht sie das Ganze?“
„Das ist Teil des Plans“, sagte Jimmi. „Niemand hat das verraten. Aber das werden wir ja gleich erfahren... am Ende hat sie einen Vertrag mit einem öffentlich-rechtlichen... das wäre mal ein Gag, was?“
Ich schnaubte. „Wie man’s nimmt!“
Jimmi brummte etwas, was ich nicht verstand. Aber ich fragte auch nicht nach, es wurde eng, die Journalisten drängelten sich, und Jimmi verteidigte den Radius um mich und ihn, so gut es ging. Dann: Aufruhr am Eingang der Fußgängerzone.
„Da kommt sie!“ sagte ich. „Jimmi, sie kommt!“
Eine Limousine fuhr vor, ein überdimensionales Ding mit sechs Türen, das keine Berechtigung für die Fußgängerzone hatte, aber das Café lag im vorderen Bereich und so fuhr die Limo langsam und vorsichtig ein paar Meter in die Zone hinein, etwa 70 Meter vom geplanten Interview-Platz entfernt. Dort blieb sie stehen. Allein dieser Effekt war aufsehenerregend. Die gaffenden Passanten starrten auf die verdunkelten Scheiben der Limousine. Manche der Reporter gingen das Risiko ein und verließen ihren Platz an der Absperrung. Jimmi stellte seine Kamera auf die Limo ein und zoomte sie heran.
„Nix zu sehen“, meinte er. „Ich halt mal die Stellung“.
Ich bewunderte das, denn das hieß, wer weiß wie lange
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