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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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schlank aussehen ließ, in meinem Büro deponiert. Es wurde still im Raum, als J hereinkam.
    Susann blickte ihn misstrauisch an und ich konnte sie verstehen. Er sah nicht gut aus. Unter den Augen hatten sich ungesunde Tränensäcke gebildet und er war dünn geworden.
    Elisha, Rob, Gerda, Susann, Bernd, Jimmi und ich saßen zusammen. Auch Emilie hatte sich zu uns gesetzt. Sie trug ein Babydoll-Kleid, was für 20-jährige angemessen gewesen wäre, und der Stoff war so durchsichtig, dass man ihren Hintern mit dem String durchleuchten sah. Rob verzog das Gesicht, als er das bemerkte und schickte mir eine Grimasse.
    Dann fing J an, uns allen eine Standpauke zu halten. Und seine Sprache war fürchterlich.
    Hier sei sau der Geist der Faulheit eingetreten. Ein fauler Apfel stecke die anderen an, die Arbeitsmoral sei total verkackt und viele meinten, sie könnten nun ihren verfickten Urlaub nehmen, wann immer sie wollten. Es müssten hier mal wieder verdammt klare Regeln geschaffen werden. Er sei der Einzige, der was auf die Reihe brächte, hätte Mega-Anbahnungen gemacht für die ganzen Scheißaufträge... Sau die geile Gesellschaft, in die er sich unter Mühen hinein manövriert habe! Und wir wären die undankbare Belegschaft, die nur scheiße viel an Vergütungen und Sozialleistungen verlangen würde.
    „Was ist das denn?“ flüsterte Elisha mit verstörten Augen mir und Gerda zu. „Ist das Chat-Sprache?“
    „Naja, meine Jungs reden manchmal so, wenn sie von der Schule kommen“, wisperte Gerda zurück. „Es ist schrecklich. Er ist doch ein erwachsener Mann“
    Er schwafelte 30 Minuten lang in diese Richtung und eine feindselige Stimmung staute sich im Raum. Alle drei Sekunden schaute J zu mir, als wolle er mich öffentlich anprangern und genauso sollte es auch sein: Ich war die Schuldige. Er habe den Laden aufgebaut, das Geld geliefert, das Risiko gehabt - andere hätten sich ins gemachte Nest gesetzt und nun sei Schlendrian der Dank dafür. Erst neulich sei ein Auftrag einfach nicht ausgeführt worden. Mit gerunzelter Stirn hörte ich zu, um herauszufinden, was er meinte, bis er sagte:
    „Jeder verfickte Auftrag wird gemacht, ob klein oder groß, das haben wir schon immer so gehalten und so wird das auch bleiben. Einfach einem Kunden sau die Rechnung aufzumachen, in der Hoffnung, dass er sie nicht zahlen kann, weil die verehrte Belegschaft den Arsch nicht hochbringt, ist eine verfickte Abmahnung wert“.
    Okay, Adelgunde. Alles klar. Er hätte also lieber die Arbeitskraft von drei hochqualifizierten Leuten für ein Butterbrot geopfert. Rob saß etwas verdeckt hinter einer Säule und sah zu mir. Sein Mund öffnete sich, er verdrehte die Augen, riss beide Arme à la Adelgunde in die Höhe und  schrie lautlos „ Herrr!“
    Ich bekam einen Lachanfall, den ich zu unterdrücken versuchte, aber Rob wiederholte seine Geste in so grotesker Weise bei jedem Satz den J sagte, dass ich mich in mühevoll unterdrückten Lachkrämpfen nach unten beugte und mir ein lauter Schnorchler entfuhr. Alle schauten zu mir, ich schaute dummerweise zu Rob. Der riss wieder die Arme hoch und schrie in Falsettstimme: „ Herr !!“ und ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Hilflos beugte ich mich wieder vor und meine krampfhaften Bemühungen, mich zu beherrschen, vermittelten den Eindruck, ich hätte einen Heulkrampf.
    J unterbrach sich kurz. Und wurde gemäßigter, als ob es ihm gefiele, dass mir seine Rede so zusetzte. Mir tropften die Lachtränen aus den Augen und entsetzt fiel mir ein, dass die Mascara nicht wasserfest war.
    „Mist!“ zischte ich und rannte nach draußen. In der Toilette tupfte ich die Farbe weg und zog sie neu nach. Uhrzeit? 19.10. Verflixt! Ich beeilte mich, wieder zurück in den Seminarraum zu kommen und betete, dass J nun endlich mit seiner Standpauke fertig sein würde – da fiel mir auf, dass es mich kein Stück aufgeregt hatte, nicht die Bohne, dass er vor versammelter Mannschaft gegen mich hetzte. Und das mir, die ich doch immer so bedacht darauf gewesen war, bei jedem gut anzukommen! Ein Lächeln wollte in mein Gesicht, das ich gerade noch rechtzeitig unterdrückte, und gesenkten Hauptes setzte ich mich wieder auf meinen Platz. Alle lugten verstohlen und betreten zu mir. Gerda funkelte mit verschränkten Armen J an und Bernd schien kurz davor, ihm eine reinzuhauen. Rob war der Einzige, der sich noch immer einen ablachte.
    Zumindest hatte mein angeblicher Weinkrampf Js Wut ausgebremst und er kam nun schnell

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