Tropfen im Ozean
ostentativ vor beide stellte und ihnen den Blick auf mich nahm. Ich holte Luft. Finger auf dem Pad. Rechtsklick. Löschen. Husten, um das Geräusch zu vertuschen. Papierkorb, Papierkorb, wo ist er? Da. Mein Finger fuhr übers Pad, Cursor drauf, klick. Der Eimer öffnete sich. Die Datei mit dem Namen „E!Liza“ war nicht oben auf der Löschliste... ich konnte sie nicht sehen, hatte keine Zeit mehr. Heike machte ein warnendes Geräusch. Ich drehte mich um.
„So eine Wahnsinnstechnik!“ sprudelte ich erneut einfallslos. Esche sah mich ärgerlich an. Ich konnte nicht länger am Rechner bleiben, geschweige denn, daran herumhantieren. Langsam ging ich auf die anderen drei zu. Stellte mich so, dass keiner Blick auf den Monitor hatte.
„Was machen Sie, wenn ein Film einen technischen Defekt hat?“ fragte ich interessierter nach, als den beiden Herren bewusst sein konnte.
„In der Regel werden die Filme vorher gecheckt“, antwortete Michaelsen. „Aber es kann schon mal passieren, dass...“
„Hör mal, Jens, wir haben zu tun“, unterbrach ihn sein Kollege. „Und ihr zwei Hübschen macht jetzt euren Job, damit wir unseren machen können. Also auf gut Deutsch: Bitte raus hier!“
„Aber wir haben doch noch gar nicht angestoßen!“ sagte Heike so ehrlich entsetzt, dass Herr Esche sie verwundert ansah.
„Ich würde sagen, das tun wir mal!“, quiekte Heike aufgedreht. „...bevor die letzte Kohlensäure aus dem Schampus fliegt! Das Zeug schmeckt verdammt lecker!“
Damit drückte sie Esche ein Glas in die Hand und stellte sich so nah vor ihn, dass ihre wunderschöne Oberweite ihn sichtlich ansprang und noch wichtiger - die Sicht auf mich behindert war. Wir stießen an, tranken, Heike plapperte konfuses Zeug und ich bewegte mit dem Sektglas in der Hand zurück zum Schreibtisch. Der Papierkorb war noch immer aufgerufen, meine Augen rasterten über die Liste. Ich konnte den E!Liza Film nicht sehen. Verdammt, wo war er? Ich musste den Papierkorb schließen!
Esche stierte mich schon wieder an und ich setzte mich an die Ecke des Tisches, erwischte ein bisschen die Tastatur mit meinem Hintern. Michaelsen stieß ein schnelles „Vorsicht!“ aus.
„Oh, Gott, Verzeihung!“ rief ich unglücklich, sprang auf und starrte erneut auf den Rechner. „Hab ich was kaputt gemacht?“
Meine Hand setzte den Pfeil auf „Schließen“. Meine Augen rasterten hektisch
erneut die lange Liste im Papierkorb ab. Nichts. Verflixt und zugenäht! Ich hörte, wie Michaelsen sich näherte. Ich tippte auf „Schließen“.
Herr Michaelsen lächelte mich irritiert an und stellte sich misstrauisch an meine Seite.
„Ein Schlückchen noch“, meinte er, „dann wär’s wirklich gut, wenn Sie gehen“.
„Ja, sicher, wir wollen Sie ja nicht aufhalten hier“. Ich schwitzte unsäglich und wusste: Nun konnte ich nur noch spontan handeln, nachdenken dauerte zu lang. Ich trank einen Schluck, tat so, als ob ich mich verschluckte, hustete und holte ein Taschentuch aus der Clutch – und die Festplatte. Beugte mich über den Tisch, winkte Michaelsen ab, der mir helfen wollte und sichtlich von meiner Ungeschicklichkeit genervt war. In meiner Hand war die Clutch und das Medium. E!liza. mit einem Punkt. Ich ließ ich die Handtasche fallen, versteckte die Festplatte in den Falten des Kleides, rief „Auch das noch!“, während Michaelsen, höflich, wie er war, sich mit mir bückte, um die Clutch aufzuheben. Beide hatten wir die Köpfe nach unten gerichtet, auf die am Boden liegende Handtasche ... und die Festplatte.
Stimmengewirr. Gebelle von Herrn Esche.
„Mann, gehen Sie endlich! So ein Aufruhr hier!“
„Da liegt was“, sagte ich und hob die Festplatte auf. Legte sie neben die Tastatur.
„Wie kommt die denn hierher?“ wunderte sich Michaelsen. Ich hoffte auf einen Hinweis... wo war das Exemplar von J? Wo hatte er es deponiert? Oder hatte er sie zurückgegeben? Das war wohl weniger wahrscheinlich.
„Raus hier!“ kommandierte Esche, am Ende seiner Geduld.
„Oh Gott, es tut mir so Leid... so Leid... das wollte ich nicht...“ Ich wirkte so unendlich zerknirscht, dass sogar Esche für ein paar Sekunden etwas zugänglicher wurde.
„Trotzdem, gehen Sie, bitte !“, ranzte er.
„Jaja, natürlich! Es tut mir wirklich schrecklich Leid!“ wiederholte ich. „Heike, los lass uns gehen... und bitte verzeihen Sie...“
„Jaja, schon gut“, knurrte Esche und wedelte mit den Händen Richtung Tür. „Wenn Sie nur bitte
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