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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Talkmasterin ist tief berührt, verwirrt von der überraschenden Wendung, aber auch routiniert und versiert. Sie sagt: „Ein erstaunlicher Film mit erstaunl ichem Inhalt. E!Liza – wie Sie sie noch nie gesehen haben... und... meine Damen und Herren... ebenso erstaunlich...  oder auch nicht... unsere Studiogäste haben uns verlassen...“ sie schaut auf ihr Blatt.
    „Gerade habe ich die Meldung hereinbekommen: Die Polizei ist alarmiert... und...“ Sie blickt ins Publikum:
    „E!Liza ist hier. Bei uns. Im Studio“.
    Die Moderatorin steht auf, um E!Liza zu begrüßen. Im Hintergrund sieht man: Die Plätze von J und Ryss sind leer.
    Geraune im Studio, dann wird es still. Nichts passiert. Keine E!Liza. Gefühlte 30 Sekunden verstreichen. Es gibt keine Musik, keine Worte. Keine E!Liza. Die Moderatorin fängt gerade an, doch nervös zu werden, will etwas sagen, doch da ... da kommt sie. 
    Eine junge Frau steht am Bühneneingang. Normal angezogen, normal geschminkt, sie zeigt ihr Gesicht. Sie hat hellbraunes Haar, graue Augen und ihre schöne Figur steckt in einem Outfit, das nicht ihr gehört. Das Publikum ist noch immer still, als brauche es Zeit, dieses schlichte Erscheinungsbild mit den gewohnt schrillen Bildern in Einklang zu bringen. Unsicher, etwas, was man von E!Liza nicht kennt, steht sie am Eingang, sieht nach unten, dann zum Publikum und endlich läuft sie zögernd vor.
    Ein Sturm bricht über sie herein.
    Die Zuschauer applaudieren. Und hören nicht auf. Sie stehen auf. Sie geben Standing Ovation für eine Frau, die sie aufrichtig verdient hat.
     
    Wir hockten alle da und heulten. Die Hänslers hielten sich umschlungen, starrten weinend und lachend auf ihre Tochter im Fernsehen. Die Erleichterung, die Freude im Raum war unfassbar. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine so tiefe Befriedigung gefühlt. Dann funkte mir ein Gedanke in den Kopf.
    „Herr Krug, Herr und Frau Hänsler, fahren Sie ins Studio“, sagte ich und scheuchte die beiden hoch. „Jetzt kommt Werbung, bestimmt ne extra lange,  die müssen sich erst mal alle sammeln. Wir rufen an, dass Sie kommen! Fahren Sie hin!“
    „Und Sie“, sagte Krug und nahm mich streng ins Visier. „... kommen mit“. Alle drängten und stürmten auf mich ein.
    Ich zog mir was anderes an. Und fuhr mit. Wir wurden mit Freuden eingelassen. Wow, dachte ich. Ich bin im Fernsehen. Mit meinem Namen. Obwohl ich das doch gar nicht mehr gewollt hatte.
     

Ausklang
     
    Als wir in der Fernsehanstalt aufschlugen, war dort die Hölle los. Ryss und J wurden gesucht. Die Leute gackerten allein schon aufgrund dieser Tatsache aufgeregt durcheinander. Ein Krimi, live, vor ihren Augen! Meine Augen suchten Heike, aber in dem Wirrwarr fand ich sie nicht. Wir wurden ins Studio gelotst, unsere Nasen gepudert und dann einer nach dem anderen an den Eingang zur Bühne gebracht.
    „Sie gehen nacheinander“, sagte der Verantwortliche und hieß uns, noch mal Platz zu nehmen. Zuerst gingen die Hänslers. Auf dem Monitor konnte ich mitverfolgen, wie Tochter und Eltern aufeinander zuliefen, sich umarmten und E!Liza ihr Gesicht an die runzligen Wangen ihrer Eltern drückte. Die Zuschauer klatschten heftig bewegt.
    Danach kam Krug, der mit seiner bärbeißigen Art so tat, als wolle er E!Liza eine Kopfnuss verpassen und brachte alle damit zum Lachen. E!Liza grinste unter Tränen vor Dankbarkeit und Erleichterung – unter welch wahnsinniger Spannung  musste sie gestanden haben mit dieser geflüsterten Drohung von Ryss im Nacken und dem Foto von Julia auf dem Display! Und wer weiß, was die Typen ihr sonst noch angedroht hatten!
    Es dauerte eine Weile, bis sich die Hänslers und Krug gesetzt hatten, erste Fragen gestellt und beantwortet waren.
    Hänsler und Krug erzählten von ihren Begegnungen mit mir. Von dem Gefühl der Aufrichtigkeit, dass sie bei mir gespürt hätten und Krug ließ die Geschichte vom Stapel, als er Zeuge von Js Ausbruch wurde, als der entdeckt hatte, dass ein anderer Film produziert worden war als gewollt. Wie wir innerhalb von zwei Tagen ein Fake gemacht hatten und dann nicht wussten, welches gesendet werden würde. Mit seiner trockenen Art verstärkte er die Dramatik so sehr, dass die Zuschauer wie gebannt an seinen Lippen hingen. Dann war ich dran. Die Worte der Talkmasterin waren wie Wellen in meinem Ohr, ich verstand nur die Hälfte. „völlig unbekannt... wie wir gesehen haben, äußerst versiert, sehr fair... die führende Kraft bei JC... einem Auftrag zuwider

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