Tropfen im Ozean
bleich. „Ist... ist denn J über den Teppich?“ krächzte ich. Vorsichtig und sanft sagte Zehngold:
„Das müssen Sie jetzt wirklich besser wissen als ich“.
Ich kippte den Americano hinunter. Zehngold beobachtete mich mitfühlend. Ich nahm seinen Blick wahr und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Da kam plötzlich J angestürmt.
„Da bist du ja!“ rief er. „Ich hab dich die ganze Zeit gesucht!“
Unfähig, etwas zu sagen, starrte ich ihn an.
„Gib mir die Festplatte mit den Filmen!“, rief er hektisch. „Sofort!“
„Bitte?“
„Herrgott, die Filme! Wir sind doch nicht zum Spaß hier! Ich hab dich extra gebeten, die Festplatte mitzunehmen oder DVDs! Hast du sie jetzt oder nicht?
„Ähm... im Auto?“.
„Im Auto! Gott!“ Er schlug sich an die Stirn.
„Tja, die Clutch ist zu klein“, sagte ich schnippisch und rutschte vom Barhocker. „Vielen Dank, Herr Zehngold, für den Drink...und vor allem für Ihre Gesellschaft... ich habe mich...“
„Hol sofort die Filme“, unterbrach mich J und packte mich am Arm. „Da drüben steht der Chefproduzent des momentan erfolgreichsten privaten Senders und der will meine Produktionen sehen!“
„Deine Produktionen?“
„JC-Produktionen“, antwortete J und kniff mich.
„JC –Produktionen“, sagte ich verdrossen, riss mich los und rieb mir den Arm. „ Dann hol sie dir doch, wenn du sie brauchst“.
Verbittert schlüpfte ich an ihm vorbei und verschwand. Tausend ungute Vorahnungen in mir.
***
„Rob?“ fragte ich, tags darauf, als wir einen kleinen Film bearbeiteten. „Ist der Krone-Film fertig?“
„Seit vorgestern“, antwortete er. „Warum?“
„Kann ich mal sehen?“
„Sicher, aber ich hab nichts mehr geändert... nur ein paar Blitze rausgemacht“.
Seit dieser vermaledeiten Party und der Brünetten war ich misstrauisch bis zum Anschlag, was J anging.
Ich legte die DVD ein, spulte zum Abspann... und...da...da stand mein Name! Da stand MEIN Name! Groß und breit! J hatte meinen Namen drauf setzen lassen – zum ersten Mal! Sogar mehrmals! Sofort tat mir meine tagelange schlechte Laune leid und ich entschuldigte mich reumütig in Gedanken. Oh, Gott, da war endlich mein Name! Ich hatte J voll Unrecht getan.
***
„Wir wollten doch mal zusammen Urlaub machen“, sagte ich und schmiegte mich an ihn. „Wie denkst du drüber?“
„Ach ja, der Urlaub“, sagte er zerstreut.
„Und?“
„Was und?“
„Fliegen wir wohin?“
„Ja, gut, ein paar Tage tun uns sicher gut. Kümmerst du dich drum?“
„Mach ich“, sagte ich glücklich und holte meinen Laptop, um im Internet Angebote einzuholen, während J sich seine Autozeitungen schnappte, die als feste Einrichtung neben dem Bett lagen.
Zehngold rief an. „Ich habe ein Joint Venture hinbekommen, das Sie sicher freuen wird“, sagte er. „...und Sie hoffentlich für den verpatzten Abend entschädigt“.
„Oh, Herr Zehngold, es tut mir leid, dass Sie das mitbekommen haben... ich hoffe, ich hab Ihnen nicht die Stimmung verdorben“.
„Aber nein, wo denken Sie denn hin! Wie ich höre, ist Ihr Chef ist ja auf seine Kosten gekommen, der Kontakt zum Fernsehen scheint geklappt zu haben, das ist enorm“.
„Ja, im Kontakteknüpfen war er schon immer enorm“, sagte ich.
„Apropos Kontakte... und mein Joint Venture... da ich den Chefproduzenten gut kenne, habe ich erreicht, dass unser Film öffentlich ausgestrahlt wird, mit Abspann – darauf hab ich bestanden – und noch dazu zu einer sehr guten Sendezeit... na, ist das was?“
Mir blieb der Mund offen stehen. „Hallo?“ hörte ich. „Sind Sie noch dran?“
„Ich bin noch dran“, flüsterte ich heiser. „Oh, Herr Zehngold, wie kann ich Ihnen das nur danken? Oh mein Gott, ist das wahr? Unser Film wird gezeigt? Im TV? Auf diesem Sender?“
Er bestätigte mir mehrmals, dass es so war, dann warf ich den Hörer auf die Gabel und stürmte in J’s Büro – Zehngold hatte diese Nachricht nur mir vermittelt und voller Glück verkündete ich nun J die frohe Botschaft. J umarmte mich und tanzte mit mir durchs Zimmer. Dann bekam er sofort wieder irgendwelche Ideen, die er in die Tat umsetzen wollte, aber für den Abend verabredeten wir uns zum Essen und es wurde ein richtig schönes Date. Trotz der Ordner, die ich mitschleppen musste.
***
„Papa, am 30. Oktober wird der Krone-Film übertragen! Öffentlich!“
„Das muss ich mir ansehen“, sagte mein Vater und drückte mich voller
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