Tropfen im Ozean
funkelnden Augen. „Wie man Arschlöcher erkennt, wie man nach oben kommt... wie man Karriere macht, ohne... na aber hallo, wen haben wir denn da? Ein typischer Vertreter der Society? Kennen wir uns? Nein? Warum nicht?“
Ihre Stimme troff vor falschem Zucker. Wie alle anderen folgte ich ihrem Blick... und da stand J, der sie mit leicht offenem Mund anstarrte. Er hatte dieses Glitzern im Gesicht, das Glitzern, das ich so gut kannte. Er sah auf Elizas bemalte Brust und schluckte.
Eliza lächelte diabolisch und mit einem Funken von etwas, das ich nicht definieren konnte. Ihr Blick glitt unmerklich, ganz kurz nur, an J nach unten, um sich dann sofort wieder der Zuschauermenge zuzuwenden. Unsere Augen trafen sich kurz und mein Gesicht, das sich verletzt J zuwandte, schien ihr alles zu verraten. J hatte sein Jackett ausgezogen und hielt es am Arm. Ihm war heiß, das war klar. Ihm war so heiß, dass er einen Ständer bekommen hatte und Eliza und ich hatten es gesehen.
Sie hielt ihre Augen gesenkt, alle Welt starrte auf sie und die Aufmerksamkeit, die ihr alle schenkten, war geradezu greifbar. Die Blicke der Leute gingen zwischen ihr und J hin und her, hin und her, nur Eliza schien davon unberührt zu sein.
Plötzlich riss sie die Augen weit auf, presste ihre Hand auf ihren Bauch und rief etwas in unverständlichen, brabbelnden Lauten. Ihre Stimme wurde immer greller, bis sie anfing zu kreischen. Schrille Silben, die keiner verstand. Es hörte sich an wie eine dadaistische Ur-Sonate, aber die Leute lachten und stießen sich an. Es war ein Schauspiel, glasklar, aber niemand schien es entlarven zu wollen, alle wollten nur die Sensation und sei sie nur gespielt. Die Kameras surrten, ein Blitzlichtgewitter prasselte auf Eliza herab. Dann sank sie zusammen, als sei der Teufel aus ihr herausgefahren. Männer stürzten herbei, um sie zu fassen, allen voran J, der ihr wie aus Versehen an die volle Brust griff und sie dabei bedeutungsvoll ansah. Ich sah Elizas Augen, als sie J anfunkelten. Nein, der Teufel hatte sie nicht verlassen. Dieser Blick war voller Hohn.
Niedergeschmettert schnappte ich mir ein Glas Champagner von einem Tablett und wünschte mich weg. Was sollte dieser Blick!? Das hatte die absichtlich gemacht! Diese dumme Nuss! Was war das nur für eine Welt? Frustriert stürzte ich den Inhalt des Glases fast auf ex hinunter.
„Ah, da ist ja meine Regisseurin! Amüsieren Sie sich?“ Zehngold stand neben mir. Ein normaler Mann in einem normalen Anzug mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht. Es tat so gut, ihn zu sehen.
„Nein!“ stieß ich hervor. „Das hier ist irgendwie... anders, als ich erwartet hatte! Ganz anders! Das ist... das ist...“
Er schmunzelte. „Hab ich’s Ihnen nicht gesagt? Ein äußerst verrückter Haufen, ohne Frage... darf ich Sie zur Bewältigung des Schocks zu einem Gläschen einladen?“
Erleichtert willigte ich ein. Er führte mich in eine luxuriöse Bar und bestellte mir einen Americano, der einfach göttlich schmeckte.
„Was für ein wunderschönes Kleid Sie tragen!“ sagte Zehngold und ich wurde rot. „Es steht Ihnen ausgezeichnet!“
„Ach, Sie müssen nicht höflich sein“, sagte ich. „Ich weiß, dass das Kleid schrecklich langweilig ist... ich bin Partys nicht gewöhnt, wissen Sie...und solche schon gar nicht.“
Er lachte und sah mich voller Zuneigung an. „Aber ich meine das wirklich ernst! Ihr Kleid ist schön und es steht Ihnen. Punkt. Das hier ist doch kein Maßstab“, lächelte er. „Wie ich sehe, haben Sie schon Bekanntschaft mit E! - Liza gemacht“.
„Tja, die Dame ist weder zu übersehen noch zu überhören“, antwortete ich. „E-Liza? Schreibt sie sich so?“
„Mit einem Ausrufezeichen hinter dem E. Sie kennen E!Liza nicht? Lesen Sie denn keine Zeitung?“
„Dazu hatte ich die letzten Jahre wenig Zeit“.
„Ach herrje, das vergrößert den Schock beträchtlich“. Wieder lachte er. „Wie war dann der rote Teppich für Sie? Ist das nicht ein Erlebnis?“
„Roter Teppich?“
Er sah mich an und sein Lächeln erlosch.
„Sie sind nicht über den roten Teppich gelaufen? Das ist doch der Grund für diese Party! Glauben Sie mir – so was hier ist wirklich nicht mein Stil, aber es ist nun mal einer der angesagtesten Events dieser Branche und wie Sie sehen, ist ja auch entsprechende Presse vertreten. Wer hier über den roten Teppich läuft, hat es geschafft... verstehen Sie? Diesen Gefallen wollte ich Ihnen tun, nachdem...“
Ich wurde
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