Troposphere
ist bei weitem nicht genug.«
Am Himmel ein Donnerschlag. Ich glaube, das könnte mein Ende sein.
»Ariel!«
Adam muss jetzt schreien, weil der Regen so laut ist. Blitze spalten den Himmel. Ich kann kaum noch die Hand vor Augen sehen, aber ich spüre Adams Hände auf meinen Armen. Ich spüre, wie er mich gegen die Wand drückt und küsst.
»Du musst gehen«, sagt er.
»Hör nicht auf«, sage ich. »Ich will mit dir schlafen, wenn das Ende kommt.«
Er sieht mich an. Nichts geschieht, nur der Regen.
»Adam, bitte«, sage ich. »Ich kann das, was ich will, woanders als hier nicht bekommen, das weiß ich. Und mir ist auch klar, dass das der Fluch ist. Aber ich will das Wissen, das ich hier drinnen finden kann. Ich will, dass wir zusammen bis ans äußerste Ende dieser Welt hier gehen. Ich will, dass wir so weit gehen, wie wir können, um den Rand der Troposphäre zu finden. Ich will wissen, wie alles begonnen hat und was Bewusstsein ist. Ich bleibe.«
Der Donner hallt über den künstlichen Himmel, während Adam und ich zu Boden sinken und unsere Kleidungsstücke sich von selbst auflösen. Aber ich spüre den Regen auf meinem Gesicht und wie er mir ins Haar tropft. Ja, diesmal kann ich den Regen spüren.
Und als er diesmal in mich eindringt, verliere ich das Bewusstsein.
Aber als ich aufwache, scheint die Sonne.
Epilog
Es ist unmöglich zu sagen, wie lange wir brauchen, um an den Rand zu kommen. Zeit existiert nicht mehr. Inzwischen kampieren wir hier seit Tagen, an diesem Ort, der so aussieht wie der Rand des Bewusstseins, und fragen uns, was wir als Nächstes tun sollen. Es ist so, als wären wir am Rand einer Klippe, aber der Rand ist schmaler als jede Klippe, die ich je gesehen habe.
Es kommt uns nicht so vor wie der Rand von etwas, es kommt uns vor wie die Mitte.
Aber irgendwie ist da ein Rand. Man kann an ihn herantreten, und es scheint so, als könnte man hinuntersehen, aber das kann man nicht. Und da ist etwas, das wie ein Elektrozaun aussieht, eine Schlangenlinie, die um das ganze Ding herumknistert, wie elektrisch geladen.
Wir haben hier am Rand des Bewusstseins miteinander geschlafen; Tausende von Malen haben wir es getan. Und wir haben uns gegenseitig alles erzählt, was wir wissen. Und manchmal kommt es uns so vor, als wären wir tatsächlich oben auf einer Klippe und dass vielleicht sogar das Meer unten wäre, und der Boden unter uns wäre sandig, und kleine wilde Blumen wüchsen in Gruppen. Aber dann kommt es uns wieder so vor, als säßen wir hier auf einer Nadelspitze und die Leere wäre nicht nur unter uns, sondern überall um uns herum, und es wäre unmöglich zurückzugehen, weil es kein Zurück gibt. Es gibt kein Vorn und kein Hinten, kein Oben und kein Unten.
Wir haben beschlossen, heute (obwohl hier ein langer Tag herrscht) die Wahl zu treffen; wenn man an den äußersten Rand geht, droht nämlich die Konsole auszufallen, und es knistert und rauscht, wenn die Stimme sagt: Sie haben jetzt die Wahl zwischen unendlich vielen Möglichkeiten. Und wenn wir das hören, weichen wir zurück, weil wir diese Wahl nicht treffen können.
Es ist so, als schauten wir etwas an, was nie zuvor angeschaut worden ist.
Sie haben jetzt die Wahl zwischen unendlich vielen Möglichkeiten.
Wir sind schon überall in der Troposphäre gewesen, das mussten wir, um herzukommen.
Also schauen wir einander an und gehen Hand in Hand darauf zu.
Und heute, gestern, wann immer dieser Augenblick ist – gehen wir hindurch.
Und jetzt dachte ich, wir würden fallen (und ich hoffte auf die Leere).
Sie haben jetzt die Wähl zwischen unendlich vielen Möglichkeiten.
Aber wir gehen einfach weiter. Es gibt nichts zu sagen.
Und all die Möglichkeiten sind dort vor mir. Jede einzelne.
Aber was wir betreten, ist ein Garten. Der vollkommenste Garten, den ich je gesehen habe, mehr Bäume, als ich je gesehen habe, und da ist ein spiegelglatt schimmernder Fluss, der ruhig dahinströmt. Ich denke daran, wie einleuchtend es doch ist, dass das Bewusstsein in einem Garten begonnen hat, weil Bewusstsein sich ja schließlich aus Pflanzen entwickelt hat. Und ich schaue Adam an, aber ich kann nicht mehr sprechen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich noch denken kann. Und da ist ein Baum, der am Fluss steht, und wir gehen darauf zu.
Und dann begreife ich.
Dank
Vielen Dank an Jenna Johnson, meine wunderbare Lektorin, ohne die es dieses Buch nicht gäbe. Ich möchte auch anderen danken, die schon früh an dieses
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