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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Hände zittert, denke ich stattdessen an den Brief des Wissenschaftlers. Wie aufregend, eine Antwort bekommen zu haben! Aber es verblasst wie alles im Leben: Moment zu Moment, Hoffnung zu Hoffnung. Ich war eine Lehrerin, die etwas mehr wollte. Jetzt züchte ich besondere Mäuse und will immer noch etwas mehr.
    Ein Schloss, einen Prinzen.
    Ein Kleid aus weißer Seide. Bänder.
    Aber ich bin keine fünfzehn mehr.
    Dann … Vielleicht das blaue. Ja. Das blaue Schultertuch.
    Die Maus krallt sich in meine Hand, und ich zucke zusammen. Dummes Tier. Ja, ab in die Kiste mit dir, du schmutziges Ding. Früher sprach ich mit den Tieren, mit den Hühnern, die ich vor langer Zeit hielt, und den Tanzmäusen. Aber ich erfuhr schließlich, dass die Tanzmäuse taub waren (der Grund dafür, dass sie tanzten), und überhaupt, wenn die Tiere wollten, dass man mit ihnen spräche, würden sie doch bestimmt etwas erwidern, oder? Falls Gott gewollt hätte, dass wir mit Seinen Geschöpfen Konversation machten, hätte Er sie sicherlich mit dem Vermögen ausgestattet zu antworten.
    Mein Bekannter Dr. Duncan MacDougal plant ein wichtiges Experiment. Er erzählte mir, er hoffe, vom Massachusetts General Hospital die Genehmigung zu erhalten, Patienten vor und nach ihrem Tod zu wiegen, um die Masse ihrer Seelen zu ermitteln. Er wird ein Bett wie eine Waage konstruieren und das Leben der Patienten gleichsam in der Schwebe halten … Dann wird er dasselbe mit Hunden machen (die er tötet – bei den menschlichen Patienten hat er wohl vor, auf den Eintritt des natürlichen Todes zu warten). Ich habe ihm meine Mäuse angeboten, aber er hat noch nicht gesagt, ob er eine Bestellung aufgeben möchte.
    Aber diese Naturwissenschaftler … Wie elegant sie schreiben …
    Das blaue oder das grüne? Abbie, entscheide dich endlich.
    Haben menschliche Seelen alle dasselbe Gewicht, oder haben manche Menschen mehr Seele als andere? Ich habe Dr. MacDougal diese Frage gestellt, und er antwortete, er glaube, dass jede dasselbe Gewicht hätte, aber sein Experiment würde das Problem endgültig klären.
    Ich stelle mir vor, ich läge so in einem Krankenhausbett, auf einer Waage, und wartete darauf zu sterben.
    Und dann höre ich eine Stimme in meinem Kopf: Miss Abbie Lathrop.
    Dann eine Pause und wieder dieselbe Stimme. Pssst. Denk dran, sie kann dich nicht hören.
    Oh … Mir ist ganz komisch. Ich schließe die Kiste. Ich setze mich nur kurz hin.
    Nein! Ich werde mich nicht wieder von diesen Stimmen tyrannisieren lassen. Mama hätte mich direkt mit in die Kirche genommen, aber ich werde mich wohl kaum ein zweites Mal durch diese Mangel drehen lassen. Vielleicht sollte ich einfach etwas unternehmen. Ja, Mamas Heilmittel für alles: Unternimm doch was. Oder, noch besser: Unternimm doch was an der frischen Luft. Ja. Ich werde noch etwas Sägemehl in die Kiste der Maus tun, damit sie aussieht wie eine süße kleine Schokoladenmaus und ich NICHT einer Laune zum Opfer falle.
    Ich werfe einen Blick auf Nummer 57. Sie wird uns als nächste verlassen, wenn das hier klappt.
    Aber … Bitte sei still. Oh!
     
    Es ist ein komisches Gefühl, gleichzeitig ich selbst und Abbie Lathrop zu sein. Als Abbie Lathrop kann ich nur meine Stimme hören. Als ich selbst kann ich auch Adam hören.
    »Ariel«, sagt er wieder.
    Mein Wesen und das von Abbie Lathrop sind inzwischen derart ineinander verzwirbelt, dass sie die Inkohärenz eines wilden Gekritzels haben. Aber ich sage ihr immer noch, was für ein wertloses Stück Scheiße sie ist, und jetzt läuft sie mit den Händen über den Ohren durch den Schuppen und sagt Dinge wie: »Ihr Dämonen! Raus mit euch. Geht weg!«
    »Du bist nicht sehr subtil«, sagt Adam.
    »Ich weiß«, sage ich zu ihm. »Es ist so, als würde ich mich selbst attackieren.«
    »Lass die Mäuse frei«, sage ich jetzt in ihrem Kopf. »Alle.«
    Und sie denkt an ihren Lebensunterhalt und an den kalten Winter und die eleganten Formulierungen im Brief der Naturwissenschaftler und daran, dass sie dann keinen Vorwand mehr hat, Dr. MacDougal zu besuchen und …
    »Lass die Mäuse frei«, sage ich. »Und du wirst nie wieder Stimmen hören.«
    Und da steht Abbie Lathrop auf und öffnet mit zitternder Hand die hölzernen Riegel an allen Käfigen.
    Es hätte subtiler sein können, aber es hat funktioniert.
    Die Konsole ist immer noch da. Ich schaue auf den Knopf für Beenden, und dann sind wir draußen in der Troposphäre. Adam und ich fallen uns sofort in die Arme; wir wissen,

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