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Trucks. Erzählungen

Trucks. Erzählungen

Titel: Trucks. Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zigarettenetui gezückt, es aufgeklappt und wieder eingesteckt, als er keinen Aschenbecher sah. Morrison fand, daß der Neue dabei ein bißchen schuldbewußt ausgesehen hatte. Dadurch ging es ihm selbst gleich besser.
    Endlich wandte sich die Empfangsdame mit strahlendem Lächeln an ihn und sagte: »Sie können jetzt hineingehen, Mr. Morrison.«
    Morrison schritt durch die Tür, die sich hinter ihrem Schreibtisch befand, und trat in einen indirekt beleuchteten Gang. Ein stabil gebauter Mann mit weißem, unecht aussehendem Haar schüttelte ihm die Hand, lächelte liebenswürdig und forderte ihn auf, ihm zu folgen.
    Er führte Morrison an einer Reihe von Türen vorbei und schloß dann eine auf. Dahinter lag ein kleines, steril aussehendes Zimmer. Die Wände waren mit weißen Korkplatten verkleidet. Die gesamte Einrichtung bestand aus einem Schreibtisch mit einem Stuhl davor und einem dahinter. In der Wand hinter dem Schreibtisch schien sich ein kleines rechteckiges Fenster zu befinden, es wurde jedoch durch einen grünen Vorhang verdeckt. An einer Wand hing ein Bild. Es stellte einen groß gewachsenen Mann mit stahlgrauem Haar dar. In einer Hand hielt er ein Blatt Papier. Das Gesicht kam Morrison bekannt vor.
    »Ich bin Vic Donatti«, stellte sich der athletisch gebaute Mann vor. »Wenn Sie sich dazu entschließen, unser Programm mitzumachen, bin ich für Ihre Betreuung zuständig.«
    »Erfreut, Sie kennenzulernen«, gab Morrison zurück. Er sehnte sich nach einer Zigarette.
    »Nehmen Sie bitte Platz.«
    Donatti legte das Formular, das die Empfangsdame ausgefüllt hatte, auf den Schreibtisch und zog ein weiteres aus der Schublade. Er sah Morrison fest in die Augen. »Wollen Sie sich das Rauchen abgewöhnen?«
    Morrison räusperte sich, schlug die Beine übereinander und suchte krampfhaft nach einer Ausflucht. Er fand keine. »Ja«, behauptete er.
    »Wollen Sie dann bitte hier unterschreiben?« Er reichte Morrison das Formular. Der überflog es. Der Unterzeichnete erklärte sich mit den Methoden und Techniken der Gesellschaft einverstanden usw. usw.
    »Selbstverständlich«, erwiderte er. Donatti legte: ihm Kugelschreiber in die Hand.
    Morrison kritzelte: seinen Namenszug, und darunter setzte Donatti seine Unterschrift.
    Dann verschwand das Formular wieder in der Schreibtischschublade. Na schön, dachte Morrison ergeben, jetzt habe ich mich also verpflichtet, das Rauchen aufzugeben. Es war nicht sein erster Anlauf, es sich abzugewöhnen. Einmal hatte er ganze zwei Tage lang durchgehalten.
    »Schön«, stellte Donatti fest. »Wir verschwenden keine Zeit mit Propaganda, Mr.
    Morrison. Wir diskutieren nicht über gesundheitliche Probleme oder Rücksichtnahme gegenüber der Umwelt. Wir sind Männer der Praxis.«
    »Das ist gut«, erwiderte Morrison automatisch.
    »Wir setzen keine Medikamente ein. Wir heuern keine Dale Carnegie-Leute an, die Sie moralisch aufrüsten sollen. Wir empfehlen keine spezielle Diät. Und wir fordern keine Bezahlung, ehe Sie nicht ein Jahr lang das Rauchen eingestellt haben.«
    »Mein Gott«, entfuhr es Morrison.
    »Hat Mr. McCann Ihnen das nicht erzählt?«
    »Nein.«
    »Wie geht es ihm eigentlich? Fühlt er sich wohl?«
    »Es geht ihm blendend.«
    »Das freut mich. Ausgezeichnet. Und nun... ein paar Fragen, Mr. Morrison. Sie sind etwas persönlich, aber ich versichere Ihnen, daß wir Ihre Antworten streng vertraulich behandeln.«
    »Ja?« fragte Morrison unbeteiligt.
    »Wie heißt Ihre Frau?«
    »Lucinda Morrison. Ihr Mädchenname ist Ramsey.«
    »Lieben Sie Ihre Frau?«
    Morrison hob ruckartig den Kopf, doch Donatti sah ihn mit unergründlichem Blick an.
    »Ja, natürlich«, gab er zurück.
    »Traten in Ihrer Ehe schon mal Probleme auf? Lebten Sie vielleicht eine Zeitlang voneinander getrennt?«
     
    »Was hat das damit zu tun, daß ich das Rauchen! aufgeben will?« fragte Morrison. Es klang etwas schärfer als gewollt, aber er sehnte sich nach einer Teufel nochmal, sein Körper verlangte nach einer Zigarette.
    »Eine ganze Menge«, entgegnete Donatti. »Glauben Sie mir.«
    »Nein. Wir hatten nie Probleme dieser Art« Dabei kriselte es in letzter Zeit tatsächlich in ihrer Ehe.
    »Und Sie haben nur dieses eine Kind?«
    »Ja. Alvin. Er besucht eine Privatschule.«
    »Welche Schule ist das?«
    »Das«, versetzte Morrison ergrimmt, »werde ich Ihnen nicht sagen.«
    »Wie Sie wollen«, erwiderte Donatti freundlich. Er strahlte Morrison an. »Alle Fragen, die Sie haben, werden morgen bei der ersten

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