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Trucks. Erzählungen

Trucks. Erzählungen

Titel: Trucks. Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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patroullierten die Wagen in langsamen Kreisen und Achterschleifen. Ihre Scheinwerfer und Parklichter waren jetzt eingeschaltet. Ich ging zweimal am ganzen Tresen hin und her, denn meine Beine waren eingeschlafen, und dann setzte ich mich in eine der Nischen vor der langen vorderen Scheibe. Dies war eine ganz normale Raststätte in der Nähe einer Autobahn.
    Hier konnte man Benzin und Diesel tanken, und die Fahrer tranken hier Kaffee oder aßen eine Kleinigkeit.
    »Mister?« Die Stimme klang zögernd.
    Ich sah mich um. Es waren die beiden jungen Leute mit dem Fury. Der Junge sah aus wie neunzehn. Er hatte lange Haare und einen Bart, der gerade erst Form gewann. Das Mädchen wirkte jünger.
    »Ja?«
    »Was ist Ihnen passiert?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich fuhr auf der Interstate nach Pelson«, sagte ich.
    »Hinter mir ein Lastwagen - ich sah ihn im Spiegel. Er war noch weit entfernt, aber er fuhr Höchstgeschwindigkeit. In einer Entfernung von einer Meile konnte man ihn schon hören. Er überholte einen VW-Käfer. Der Anhänger schleuderte, und er fegte den Käfer einfach von der Straße, wie man eine Papierkugel vom Tisch schnippt. Ich dachte schon, der Laster würde auch von der Straße abkommen. Kein Fahrer hätte ihn halten können, wenn der Anhänger so schleudert. Aber er blieb auf der Spur. Der VW überschlug sich sechs-oder siebenmal und explodierte. Den nächsten erwischte der Laster auf die gleiche Weise. Er kam immer näher, und was meinen Sie, wie schnell ich die nächste Ausfahrt erwischte.« Ich lachte, aber mein Lachen war nicht echt. »Und da bin ich bei dieser Raststätte gelandet. Vom Regen in die Traufe.«
    Das Mädchen schluckte. »Wir sahen einen Greyhound-Bus, der auf der Richtungsfahrbahn Süden nach Norden fuhr. Er... pflügte... nur so durch die Wagen hindurch. Dann explodierte er und brannte aus, aber vorher... ein Blutbad.«
    Ein Greyhound-Bus. Das war etwas Neues. Und etwas Entsetzliches.
    Plötzlich ging draußen bei allen Fahrzeugen gleichzeitig das Fernlicht an und tauchte alles in Unheimlichen Glanz. Brummend fuhren sie hin und her. Die Scheinwerfer schienen ihnen Augen zu geben, und in der zunehmenden Dunkelheit sahen die
    Anhängeraufbauten aus wie die krummen breiten Rücken prähistorischer Riesen.
    Der Mann am Tresen sagte: »Ob es wohl gefährlich ist, das Licht anzuschalten?«
    »Tun Sie es doch«, sagte ich. »Dann werden Sie es ja erfahren.«
    Er betätigte den Schalter, und an der Decke leuchteten ein paar mit Fliegenschmutz bedeckte Lampen. Gleichzeitig flackerte draußen eine Neonreklame auf: »Conants Raststätte und Imbiß - Gutes «. Nichts geschah. Die Wagen draußen drehten weiter ihre Runden.
    »Ich begreife das nicht«, sagte der Fahrer. Er war seinem Hocker gestiegen und ging im Raum auf und ab. Um seine Hand hatte er ein rotes Halstuch gewickelt. »Ich hatte nie Probleme mit irgendeiner Karre. Ein gutes altes Mädchen. Ich bin hier reingefahren, weil ich Spaghetti essen wollte, und nun dies.« Er zeigte nach draußen, und das Halstuch flatterte an seiner Hand. »Meine eigene Karre steht da draußen. Es ist die mit dem schwachen linken Hecklicht. Ich fahre sie schon seit sechs Jahren. Aber wenn ich jetzt rausginge -« »Sie fährt gerade an«, sagte der Mann hinter dem Tresen. Sein Blick war verhangen, aber hellwach. »Schlimm, daß das Radio nicht funktioniert. Sie fährt gerade an.«
    Dem Mädchen war alles Blut aus dem Gesicht gewichen. »Macht nichts«, sagte ich zu dem Mann am Tresen. »Jedenfalls noch nicht.«
    »Woran kann das nur liegen?« fragte der Fahrer besorgt. »Elektrische Entladung in der Atmosphäre? Atombombentests? Was?«
    »Vielleicht sind sie ganz einfach verrückt geworden«, sagte ich.
    Gegen sieben Uhr ging ich zu dem Mann am Tresen. »Wie sind Sie ausgestattet? Ich meine, für den Fall, daß wir hier länger bleiben müssen?«
    Er runzelte die Stirn. »Eigentlich nicht schlecht. Gestern kriegten wir die letzte Lieferung.
    Wir haben zwei-bis dreihundert Blätterteigtaschen für Hamburger, Dosenfrüchte und Dosengemüse, Nährmittel, Eier... an Milch nur noch, was in der Kühlung steht, aber wir haben ja noch das Wasser aus dem Brunnen. Wenn nötig, könnten wir fünf es hier länger als einen Monat aushalten.«
    Der Fahrer kam rüber und sagte, ohne jemanden anzusehen: »Ich habe keine einzige Zigarette mehr. Aber dieser Zigarettenautomat...«
    »Er gehört mir nicht«, sagte der Schwarze. »No, Sir.«
    Der Fahrer hatte ein Stemmeisen aus

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