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Trucks. Erzählungen

Trucks. Erzählungen

Titel: Trucks. Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sein, Mr. Morrison. Wenn ein Idealist versucht, Gutes zu tun und dann scheitert, bekommt er einen Orden. Wenn ein Pragmatiker Erfolg hat, wünscht man ihn zum Teufel. Können wir gehen?«
    Junk gab ihm mit der Pistole einen Wink.
    Morrison betrat als erster das Zimmer. Innerlich war er wie erstarrt. Der grüne Vorhang war zur Seite gezogen. Junk stieß ihm die Pistole in den Rücken. Genauso muß es den Zeugen ergangen sein, dachte Morrison, die einer Hinrichtung in der Gaskammer beiwohnen mußten.
    Er schaute durch das Fenster. Cindy war da. Mit verstörter Miene blickte sie um sich.
    »Cindy!« schrie Morrison verzweifelt. »Cindy, sie-«
    »Sie kann Sie weder hören noch sehen«, erklärte Donatti. »Das Glas ist nur von dieser Seite durchsichtig. So, und nun wollen wir die Sache hinter uns bringen. Es war ja wirklich nur eine leichte Übertretung. Ich denke, dreißig Sekunden dürften genügen.
    Junk?«
    Junk drückte auf den Knopf, während er mit der anderen Hand Morrison die Pistole in den Rücken drückte.
    Es wurden die längsten dreißig Sekunden seines Lebens.
    Als es vorbei war, legte Donatti ihm die Hand auf die Schulter und fragte: »Müssen Sie sich übergeben?«
    »Nein«, antwortete Morrison schwach. Mit der Stirn stützte er sich gegen die Glasscheibe. Seine Beine waren wie aus Gummi. »Ich glaube nicht.« Er drehte sich um und bemerkte, daß Junk das Zimmer verlassen hatte.
    »Kommen Sie mit mir«, forderte Donatti ihn auf.
    »Wohin?« fragte Morrison apathisch.
    »Ich glaube, Sie haben ein paar Erklärungen abzugeben, meinen Sie nicht?«
    »Wie kann ich ihr noch unter die Augen treten? Wie soll ich ihr sagen, daß ich... daß ich...«
    »Sie werden sich wundern«, behauptete Donatti.
    Das einzige Möbelstück in dem Zimmer war ein Sofa. Cindy lag darauf und schluchzte hemmungslos.
    »Cindy?« begann er zaghaft.
    Sie blickte hoch, die Augen wirkten durch die Tränen noch größer. »Dick?« flüsterte sie.
    »Dick? Ach... Ach Gott...« Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. »Zwei Männer«, schluchzte sie gegen seine Brust. »Sie drangen ins Haus ein, und zuerst hielt ich sie für Einbrecher. Dann dachte ich, sie wollten mich vergewaltigen. Sie verbanden mir die Augen und brachten mich irgendwohin. Und dann... und dann... ach, es war schrecklich-«
    »Ist ja wieder gut«, flüsterte er, »ist ja wieder gut.«
    »Aber warum?« fragte sie und sah ihn an, »Warum haben sie das-«
    »Es war meine Schuld. Ich muß dir etwas erzählen, Cindy-«
    Nachdem er geendet hatte, schwieg er eine Weile. Dann sagte er: »Wahrscheinlich haßt du mich jetzt. Mit gutem Grund.«
    Er hielt den Blick auf den Boden geheftet. Sie umschloß sein Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn, sie anzuschauen. »Nein«, sagte sie. »Ich hasse dich nicht.«
    Vor Verblüffung verschlug es ihm die Sprache.
    »Die Schmerzen haben sich gelohnt«, fuhr sie fort. »Gott segne diese Leute. Sie haben dich aus einem Gefängnis befreit.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja«, bekräftigte sie und gab ihm einen Kuß. »Können wir jetzt heimfahren? Ich fühle mich schon viel besser. Viel, viel besser.«
     
    Eine Woche später läutete abends das Telefon. Als Morrison Donattis Stimme hörte, sagte er: »Ihre Junge haben Sie falsch unterrichtet. Ich bin nicht mal in die Nähe einer Zigarette gekommen.«
    »Das wissen wir. Wir müssen noch einen letzten Punkt besprechen. Können Sie morgen Nachmittag auf einen Sprung zu uns kommen?«
    »Geht es-«
    »Nein, es ist nichts Ernstes. Es handelt sich nur um ein paar Eintragungen in unsere Bücher. Übrigens, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Beförderung.«
    »Woher wissen Sie, daß ich befördert wurde?«
    »Wir halten uns auf dem Laufenden«, gab Donatti lässig zurück und hängte ein.
    Als sie das kleine Zimmer betraten, sagte Donatti: »Warum sind Sie so nervös? Es wird Sie schon keiner beißen. Treten Sie bitte hier heran.«
    Morrison erblickte eine ganz normale Badezimmerwaage. »Hören Sie, ich habe ein bißchen zugenommen, aber-«
    »Ja, das geht dreiundsiebzig Prozent unserer Klienten so. Stellen Sie sich bitte auf die Waage.«
    Morrison gehorchte. Die Waage zeigte einhundertvierundsiebzig Pfund an.
    »Das war's. Schön. Sie können wieder herunterkommen. Wie groß sind Sie, Mr.
    Morrison?«
    »Ein Meter achtzig.«
    »Moment, lassen Sie mich mal nachschauen.« Aus seiner Brusttasche zog er eine kleine, in Plastik eingeschweißte Karte.
    »Nun, das ist gar nicht so schlecht. Ich

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