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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Fanatismus wird sich auf alles auswirken, was er dort tut«, fügte Wesley hinzu. »Wenn er da drin ist« -er wog seine Worte sorgfältig ab -»dann droht uns noch unverhältnismäßig mehr als eine Flucht mit einer Barkasse voller Brennelemente. Dann könnte das jederzeit zu einem Selbstmordkommando werden.«
    »Mit ist nicht klar, warum Sie das sagen«, meinte Gradecki, die das überhaupt nicht hören wollte. »Das Motiv ist eindeutig.« Ich dachte an das Book of Hand, und wie schwer es für einen Uneingeweihten zu begreifen war, wozu ein Mann wie dessen Verfasser fähig war. Ich sah die Justizministerin an, während wir über Reihen alter grauer Tanker und Frachter flogen, bekannt als »Tote Flotte« der Navy. Sie waren im James River verankert, und aus der Ferne sah es aus, als wäre Virginia unter Belagerung, und in gewisser Weise traf das auch zu.
    »Ich glaube nicht, daß ich so etwas schon mal gesehen habe«, murmelte sie verwundert, als sie hinabschaute. »Das sollten Sie aber«, erwiderte Senator Lord. »Ihr Demokraten seid für die Stillegung der halben Flotte der Navy verantwortlich. Wir haben schon gar keinen Platz mehr, um die Schiffe unterzubringen. Sie sind hier und da verteilt, Gespenster ihres früheren Selbst, und sind keinen verdammten Pfifferling wert, wenn wir rasch seetüchtige Schiffe brauchen. Bis sie die alten Kähne wieder flott gemacht haben, wäre der Golfkrieg schon so lange Geschichte wie jener andere Krieg, der hier ausgefochten wurde.«
    »Frank, Sie haben sich deutlich genug ausgedrückt«, sagte sie spröde. »Ich glaube, wir haben uns heute vormittag um andere Angelegenheiten zu kümmern.«
    Wesley hatte sich Kopfhörer aufgesetzt, um mit den Piloten zu sprechen. Er fragte nach den neuesten Meldungen und lauschte dann lange, während er auf Jamestown und die Fähre hinunterschaute. Als er die Verbindung beendete, machte er eine bedenkliche Miene.
    »Wir werden in wenigen Minuten in Old Point sein. Die Terroristen weigern sich immer noch, Kontakt aufzunehmen, und wir wissen nicht, wie viele Opfer es drinnen gegeben hat.«
    »Ich höre noch mehr Hubschrauber«, sagte ich. Wir schwiegen, und da war unüberhörbar der Klang dröhnender Rotoren. Wesley stellte die Sprechverbindung wieder her. »Hören Sie, verdammt noch mal, die Luftfahrtbehörde sollte diesen Bereich doch sperren.« Er hielt inne und lauschte. »Absolut nicht. Im Umkreis von einer Meile hat niemand Flugerlaubnis…« Er wurde erneut unterbrochen und lauschte. »Ja, schon recht.« Seine Zorn wuchs. »Herrgott«, rief er, als der Lärm lauter wurde.
    Zwei Hueys und zwei Black Hawks dröhnten laut an uns vorbei, und Wesley öffnete den Sicherheitsgurt, als wolle er irgendwohin aufbrechen. Wutentbrannt stand er auf und ging auf die andere Seite der Kabine, um aus dem Fenster zu blicken. Er stand mit dem Rücken zum Senator, als er mit kaum verhaltenem Zorn sagte: »Sir, Sie hätten die Nationalgarde nicht hinzuziehen sollen. Wir haben hier ein sehr delikates Unternehmen, und wir können uns, ich wiederhole, wir können uns keine Einmischung leisten, weder in unsere Planung noch in unseren Luftraum. Und ich darf Sie daran erinnern, daß hier die Polizei, nicht das Militär zuständig ist. Wir sind doch in den Vereinigten Staaten…«
    Senator Lord schaltete sich ein. »Ich habe sie nicht gerufen und bin völlig Ihrer Meinung.«
    »Wer dann?« fragte Gradecki, die Wesleys oberste Vorgesetzte war.
    »Womöglich dein Gouverneur«, sagte Lord mit einem Blick zu mir, und ich merkte an seinem Verhalten, daß er auch wütend war. »Er ist imstande, so etwas Dummes zu tun, weil er nur an die nächste Wahl denkt. Schalten Sie mich in sein Büro durch, und zwar sofort.«
    Der Senator setzte sich die Kopfhörer auf und scherte sich nicht darum, wer mithörte, als er ein paar Minuten später loslegte. »Um Gottes willen, Dick, hast du den Verstand verloren?« sagte er zu dem Mann, der Virginias höchstes Staatsamt bekleidete. »Nein, nein, bemüh dich nicht, mir so was zu erzählen«, bellte er. »Du mischst dich da in unsere Operation ein, und wenn es Leben kostet, kannst du sicher sein, daß ich bekanntmache, wer die Schuld…«
    Er verstummt kurz, und während er zuhörte, wurde sein Gesichtsausdruck bedenklich. Dann brachte er weitere überzeugende Argumente vor, während der Gouverneur die Nationalgarde zurückbeorderte. Am Ende landeten ihre Hubschrauber gar nicht, sondern änderten plötzlich ihre Formation und stiegen höher

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