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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mich noch einmal anzusehen. Sie begegnete meinem unfreundlichen Blick und ging weiter, einer langen Pilgerreise im Zuchthaus entgegen, wie ich hoffte.
    Über eine Treppe erreichte ich die Cafeteria, wo die Flaggen aller Bundesstaaten an den Wänden hingen. Ich traf Wesley in einer Ecke unter Rhode Island.
    »Ich habe gerade Loren McComb gesehen«, sagte ich, als ich mein Tablett abstellte.
    Er blickte auf seine Uhr. »Sie wird den größten Teil des Tages verhört.«
    »Meinst du, sie könnte uns etwas mitteilen, was uns hilft?« Er schob Salz und Pfeffer zu mir. »Nein. Dazu ist es zu spät«, sagte er bloß.
    Ich aß Rühreier und trockenen Toast und trank meinen Kaffee schwarz, während ich neuen Agenten und Cops der National Academy zusah, wie sie sich Omeletts und Waffeln zubereiteten. Einige machten sich Sandwiches mit Speck und Wurst, und ich dachte, wie langweilig es war, alt zu werden. »Wir sollten aufbrechen.« Ich nahm mein Tablett, denn manchmal lohnte sich eine Mahlzeit nicht.
    »Ich bin mit dem Essen noch nicht fertig, Chief.« Er spielte mit seinem Löffel herum. »Du hast dein Granola verputzt.«
    »Ich könnte mir noch was holen.«
    »Nein, tust du nicht«, sagte ich. »Ich bin noch am Überlegen.«
    »Na gut.« Ich sah ihn an, neugierig, was er zu sagen hatte. »Wie wichtig ist dieses Buch von Hand wirklich?«
    »Sehr wichtig. Zum Teil begannen die Schwierigkeiten ja erst, als Danny eines an sich nahm und es wahrscheinlich Eddings gab.«
    »Warum hältst du es für so wichtig?«
    »Du bist der Psychologe. Du solltest es wissen. Es sagt uns, wie sie sich verhalten werden. Das Buch macht sie durchschaubar.«
    »Ein erschreckender Gedanke«, sagte er.
    Um neun Uhr schritten wir an den Schießständen vorbei zu einer Grasfläche neben dem Reifenhaus, das dem HRT für genau die Manöverübungen gedient hatte, die jetzt wichtig waren. An diesem Morgen war niemand zu sehen, sie waren alle in Old Point, bis auf unseren Piloten, Whit. Er war schweigsam wie immer und stand in seinem schwarzen Fliegerdress neben einem weißblauen Bell 222, einem zweimotorigen Firmenhubschrauber von CP&L.
    »Whit.« Wesley nickte ihm zu. »Guten Morgen«, sagte er, als wir an Bord gingen. Der Hubschrauber hatte vier Sitze, und es sah aus wie in der Kabine eines kleinen Flugzeuges. Der Copilot studiert eifrig eine Landkarte. Senator Lord war völlig in seine Lektüre vertieft, die Justizministerin ihm gegenüber ebenfalls mit Schriftstücken beschäftigt. Sie waren in Washington abgeholt worden und sahen nicht danach aus, als hätten sie in den letzten Nächten viel Schlaf gefunden.
    »Wie geht es dir, Kay?« Der Senator blickte nicht auf. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd mit einem steifen Kragen. Seine Krawatte war dunkelrot, und auf seinen Manschettenknöpfen war das Senatsemblem. Marcia Gradecki hingegen trug ein schlichtes blaßblaues Kostüm und Perlen. Sie war eine ehrfurchtgebietende Frau, attraktiv, weil sie Stärke und Dynamik ausstrahlte. Obwohl ihr Aufstieg in Virginia begonnen hatte, waren wir uns bis heute nicht begegnet. Wesley machte uns miteinander bekannt, während der Hubschrauber sich in einen vollkommen blauen Himmel erhob. Wir flogen über gelbe Schulbusse hinweg, die um diese Tageszeit leer waren, dann wichen die Gebäude rasch Sümpfen mit Entenkolonien und ausgedehnten Waldgebieten. Das Sonnenlicht malte Pfade durch die Baumwipfel, und als wir dem James River folgten, flog unser Spiegelbild uns übers Wasser hinterher. »Gleich überfliegen wir Governor's Landing«, sagte Wesley. Wir brauchten nur, wenn wir mit den Piloten sprechen wollten, Kopfhörer, für Gespräche untereinander nicht. »Das ist der Immobilienarm von CP&L, und dort lebt auch Brett West. Er ist der Vizepräsident, dem die Betriebsleitung untersteht, und er wohnt in einem Neunhunderttausend-Dollar-Haus dort unten.« Er schwieg, während alle hinunterschauten. »Sie können es schon sehen. Dort. Das große Haus mit dem Pool und dem Basketballfeld dahinter.«
    Zu der Siedlung gehörten viele große Häuser mit Pool und ergreifend junger Vegetation. Es gab auch einen Golfplatz und einen Yachtclub, wo, wie wir erfuhren, West ein Boot besaß, das im Augenblick nicht dort war.
    »Und wo ist dieser Mr. West?« fragte die Justizministerin, als unsere Piloten nach Norden abdrehten, wo der Chickahominy in den James River mündete.
    »Im Augenblick wissen wir es nicht.« Wesley schaute weiter aus dem Fenster.
    »Ich nehme an, sie

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