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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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erklärte ich. Er stellte mit Danny die Ausrüstung auf einen leeren Stahltisch neben meinem.
    »Sieht so aus, als wären die Tauchergeschäfte für die nächsten paar Tage geschlossen«, fügte ich hinzu. »Aber der Kompressor kommt mir ziemlich simpel vor -eine von einem 5-PS-Motor getriebene Pumpe, die Luft durch ein Einlaßventil mit Filter saugt und dann durch einen Niederdruckschlauch, der mit dem nachgeschalteten Drosselventil verbunden ist. Der Filter sieht in Ordnung aus. Die Benzinleitung ist intakt. Das ist alles, was ich dir sagen kann.«
    »Der Tank ist leer«, bemerkte Marino.
    »Ich glaube, ihm ist erst nach dem Tod das Benzin ausgegangen.«
    »Warum?« Roche war zu uns gekommen und starrte so intensiv auf mich und die Vorderpartie meines Arbeitsanzugs, als wären wir beide die einzigen Menschen im Raum. »Woher wissen Sie, daß er nicht das Zeitgefühl verloren hat und ihm der Treibstoff ausgegangen ist?«
    »Weil er immer noch genügend Zeit hatte, an die Oberfläche zu kommen, selbst wenn die Luftversorgung den Geist aufgab. Er war nur in zehn Meter Tiefe«, sagte ich.
    »Das ist ein langer Weg mit einem Schlauch, der sich irgendwo verfangen hat.«
    »Sicher. Aber in seiner Lage hätte er den Bleigürtel fallenlassen können.«
    »Ist der Geruch verschwunden?« fragte er. »Nein, aber er ist nicht mehr so überwältigend.«
    »Was für ein Geruch?« wollte Marino wissen. »Sein Blut hat einen sonderbaren Geruch.«
    »Meinst du so was wie Alkohol?«
    »Nein, das nicht gerade.«
    Er schnupperte einige Male und zuckte mit den Achseln, als Roche an mir vorbeiging, den Blick abgewandt von dem, was auf dem Tisch lag. Es war nicht zu fassen, aber er streifte mich wieder, obwohl genug Platz war und ich ihn schon gewarnt hatte. Marino, groß und fast kahlköpfig, in einem schaffellgefütterten Mantel, folgte ihm mit den Blicken. »Und wer ist das?« fragte er mich.
    »Ach ja, ich habe euch beide einander ja noch nicht vorgestellt«, sagte ich. »Detective Roche von Chesapeake, das ist Captain Marino, Richmond.« Roche sah sich die hookah sehr genau an, und das Geräusch vom Nebentisch, wo der junge Danny mit einer Knochenschere Rippen durchtrennte, setzte ihm zu. Sein Gesicht hatte wieder die Farbe von Milchglas angenommen, seine Mundwinkel hingen nach unten.
    Marino zündete sich eine Zigarette an, und an seiner Miene konnte ich sehen, daß er über Roche sein Urteil gefällt hatte und es ihm nicht vorenthalten würde.
    »Ich weiß nichts über Sie«, sagte er zu dem Detective, »aber eines habe ich schon früher entdeckt: Wer einmal in diesen Schuppen gekommen ist, der sieht Leber mit anderen Augen an. Passen Sie auf.« Er steckte das Feuerzeug in seine Hemdtasche. »Ich hab sie mit viel Zwiebeln gemocht.« Er blies Rauch aus. »Jetzt könnten Sie mich nicht mal unter Androhung der Todesstrafe dazu bringen, Leber anzurühren.«
    Roche beugte sich tiefer über die hookah, vergrub sein Gesicht fast darin, als wäre der Geruch von Gummi und Benzin das Gegengift, das er brauchte. Ich nahm meine Arbeit wieder auf. »He, Danny«, fuhr Marino fort, haben Sie je so 'n Zeug wie Nieren oder Hirn gegessen, seit Sie hier arbeiten?«
    »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so was gegessen«, sagte er, als wir das Brustbein entfernten. »Aber ich weiß, was Sie meinen. Wenn ich Leute sehe, die in Restaurants große Scheiben Leber bestellen, muß ich fast zur Tür stürzen. Besonders, wenn sie so gerade noch rosa ist.«
    Der Geruch verstärkte sich, als die Organe freigelegt wurden, und ich beugte mich zurück. »Riechen Sie es?« fragte Danny. »Oh ja«, sagte ich.
    Roche zog sich in die entfernteste Ecke zurück, und da Marino nun seinen Spaß mit ihm gehabt hatte, kam er her und stellte sich neben mich.
    »Du glaubst also, er ist ertrunken?« fragte Marino rasch. »Im Augenblick glaube ich das nicht. Aber ich werde das sicherlich überprüfen«, sagte ich.
    »Was kannst du tun, um herauszufinden, daß er nicht ertrunken ist?«
    Marino war mit dem Tod durch Ertrinken nicht vertraut, da die Menschen selten einen Mord auf die Art begingen, und so war er ungeheuer neugierig. Er wollte alles verstehen, was ich tat.
    »Eigentlich tue ich bereits eine ganze Menge«, sagte ich, während ich weiterarbeitete. »Ich habe bereits seitlich in der Brust eine Hauttasche gebildet, sie mit Wasser gefüllt und eine Klinge in den Thorax gestoßen, um nach Bläschen zu schauen. Ich werde den Herzbeutel mit Wasser füllen und eine

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