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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der innerhalb von zwei Wochen eine solche Sicherheit im Umgang mit Schwert und einer zweiten Waffe an den Tag legte.« Er wagte es, sich ein wenig in die Brust zu werfen. »Es zeigt, welchen überragenden Lehrer er hat.«
    Vahidin und Aljascha lachten gleichzeitig los, der Fechtmeister verzog beleidigt das Gesicht. »Du bist entlassen«, sagte sie hoheitsvoll und erlaubte ihm, sich zu entfernen.
    »Sehr wohl, hochwohlgeborene Vasruca.« Er verbeugte sich tief vor ihr. »Morgen um die gleiche Zeit, hoch wohlgeborener Vasruc?«, richtete er sich an den Jungen.
    »Nein. Du bist entlassen.« Vahidin warf die Übungswaffen achtlos weg. »Ich brauche einen besseren als dich. Ich habe dich besiegt, also kann ich von dir nichts mehr lernen.«
    Aljascha schaute den Mann spöttisch an. »Und? Wen
    kannst du mir von deinen Konkurrenten empfehlen?«
    »Es gibt keinen Besseren als mich in Kostromo.«
    »Dann sollte ich wohl eine Fechtschule eröffnen«, bemerkte Vahidin spitz und richtete die Waffe auf ihn. »Wagst du es, gegen mich mit einem echten Schwert anzutreten? Du könntest deine Anstellung behalten.«
    »Vahidin, nein. Ich will nicht, dass du verletzt wirst!«, sagte Aljascha besorgt. Er grinste boshaft. »Er wird es nicht schaffen.« Er lockte ihn mit der Hand. »Was ist, Greis? Angst vor einem Kind?«
    Der Mann lachte verunsichert, schaute Hilfe suchend zu dem Diener, der aber durch seinen Gesichtsausdruck verdeutlichte, dass ihn das Ganze nichts anging. »Nein, ich werde mein Schwert nicht gegen Euch erheben, hochwohlgeborener Vasruc«, sagte er. »Am Ende lande ich im Kerker.«
    »Ich schwöre, dass dir nichts geschieht, selbst wenn du mich verletzen solltest«, räumte Vahidin großzügig ein. »Besiegst du mich, behältst du deinen Posten und bekommst den doppelten Lohn.«
    Dieses Angebot konnte der Fechtmeister nicht ausschlagen. Er nahm sein Schwert, das auf dem Stuhl unter seinem Mantel lag, und kehrte auf die Fechtbahn zurück. »Ich werde Euch mit Verlaub zeigen, hochwohlgeborener Vasruc, dass Ihr noch etwas zu lernen habt, bevor Ihr einen Meister heraus forciert.« Er ließ dem jugendlichen Gegner den ersten Angriff. Und der erfolgte mit solcher Geschwindigkeit, dass er es gerade noch schaffte, zur Seite auszuweichen. Eine Parade wäre unmöglich gewesen.
    »Was ist? Bist du eingeschlafen?«, lachte Vahidin. »Jetzt schlag du nach mir.«
    Der Mann rückte seinen Fechtanzug zurecht und attackierte, versuchte mehrere Finten, um den Jungen aufs Glatteis zu führen und eine Lücke in seiner Deckung zu öffnen, doch jede seiner Bewegungen wurde im Ansatz erkannt und abgewehrt. Jetzt ließ er seine letzte Zurückhaltung fallen und griff Vahidin an, als stünde er seinem eigenen Mörder gegenüber.
    »Endlich! Es geht doch«, meinte der Junge, dem die Konzentration und die Anstrengung das überhebliche Lächeln aus dem hübschen Gesicht gewischt hatten.
    Aljascha beobachtete das Duell angespannt. Sie wandte ihre Augen nicht ab, als fürchtete sie, dass ihrem Sohn, ihrem einzigen geliebten Sohn und Garanten für die Rückkehr zur Macht in einem unbeobachteten Moment die Klinge durch den Leib fahren könnte. Als ihr ein Diener einen Brief brachte, öffnete sie den Umschlag und behielt das Schreiben zwischen ihren Fingern, ohne die Zeilen zu lesen.
    Der Fechtmeister drängte den jungen Gegner mit einer raschen Schlagfolge an den Rand der Bahn. Noch zwei Schritte, und er hatte den Kampf verloren. »Wir sehen uns dann morgen in aller Frühe, hochwohlgeborener Vasruc«, ließ er sich zu einer Bemerkung hinreißen und schlug erneut zu. Vahidin parierte und wich nicht weiter zurück. »Weswegen?« Er hatte die ganze Zeit gewartet, dass die Klinge aus Iurdum eine besondere Wirkung entfaltete. Enttäuschung stieg empor. Die aldoreelischen Klingen zerschnitten alles, was sich ihnen entgegenstellte. Seine Waffe bestand aus dem gleichen Material, doch sie verhielt sich wie eine gewöhnliche Klinge. Die Tzulani hatten bei der
    Herstellung einen schwerwiegenden Fehler begangen. »Um Euch zu unterrichten«, gab der Mann zurück und
    setzte alles daran, den Jungen von der Bahn zu schieben.
    Eine letzte Möglichkeit, das Schwert auf die Probe zu stellen, blieb noch. Vorsichtig setzte Vahidin seine magischen Fertigkeiten ein und ließ einen Hauch seiner Macht durch die Hand in den Griff und in die Schneide fließen.
    Die Klinge verdunkelte sich abrupt und wurde schwarz wie die Nacht. Als sie auf das Schwert des Gegners traf, gab es

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