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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Entscheidung.« Sie packte ihn im Nacken, zog ihn wild zu sich herab und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss, der das Feuer seiner Empfindungen aufflammen ließ. »Jetzt geh.« Sie raffte ihr Gewand an sich und eilte zur Tür.
    Seine Hand legte sich um ihre bloße Schulter. »Estra?«
    Seufzend wandte sie sich um. »Tokaro, mach es mir nicht noch schwerer .. « Sie sah die Faust heranfliegen und war zu verdutzt, um reagieren zu können. Der Schlag reichte aus, um sie bewusstlos in seine Arme sinken zu lassen.
    »Verzeih mir. Ich lasse es nicht zu, dass sie dich hier anbeten«, sagte er zu der Ohnmächtigen. Schnell legte er ihr die Kleidung an, warf ihr eine Decke gegen die Kühle um und trug sie hinaus, den Gang entlang und die Treppe hinab bis zu den Stallungen, wo man seinen Schimmel untergebracht hatte. In aller Eile sattelte er Treskor, legte Estra hinter den Sattel und zurrte so viel Gepäck um sie herum fest, dass die Torwache auf den ersten Blick keinen Menschen unter dem Berg aus Decken, Töpfen und anderen Dingen vermutete.
    Kurz vor Sonnenaufgang ritt er auf den Ausgang der Stadt zu und gab sich Mühe, verschlafen auszusehen. Die kensustrianischen Krieger hatten keinen Grund, ihn aufzuhalten, und so öffnete sich das große Tor für den Fremden. Er ritt gemächlich unter dem Bogen hindurch auf die andere Seite der Mauer und dankte Angor für den Beistand.
    Da erscholl ein lautes Dröhnen. Ein hell klingender Gong wurde geschlagen und verkündete, dass sich etwas in Khömalin tat, was nicht sein durfte. Die Priester hatten das Verschwinden ihrer Gefangenen bemerkt.
    »Ihr bekommt uns nicht!«, schrie Tokaro und presste dem Hengst die Fersen in die Flanken. Treskor preschte übermütig wiehernd los und flog trotz der zusätzlichen Last die Straße entlang, weg von der Stadt.
    Kontinent Ulldart, Baronie Kostromo, Winter im Jahr 1/2 Ulldrael des Gerechten (460/61 n. S.) Der vor Anstrengung keuchende Mann wich bis an die Wand zurück, sprang zur Seite und duckte sich unter dem genau gezielten Klingenstoß hindurch. Er übersah dabei den Dolch, der sich von der anderen Seite näherte, und bekam ihn prompt schmerzhaft in den Unterleib. Ächzend sank er an der Mauer nach unten und blieb hocken, rang nach Luft.
    Das Schwert flog heran und traf ihn mit einem dumpfen Laut mitten auf den Kopf. Und noch einmal.
    Und noch einmal, und ..
    »Vahidin, hör auf!«, sagte eine strenge Frauenstimme.
    »Aber es sind doch nur Holzwaffen«, begehrte der Junge auf und fing den nächsten Schlag ab. Er trug einen Fechtanzug und einen Lederhelm auf dem Kopf, unter dem seine silbernen Haare verborgen waren. »Ich bringe ihn schon nicht um.«
    »Ich will nicht, dass du ihm eine blutige Wunde schlägst.« Aljascha hatte sich von ihrem gepolsterten Stuhl erhoben und trat in ihrem dunkelgrünen Kleid raschelnd zu ihrem Sohn, der auf unerklärliche Weise gewachsen war und inzwischen aussah wie ein Zwölfjähriger. Wo er auch auftauchte und gesehen wurde, Männer und Frauen schwärmten von ihm, lobten seinen Charme und seine Klugheit.
    »Danke, hochwohlgeborne Vasruca«, seufzte der Fechtmeister und erhob sich, hielt sich den geschundenen Schädel
    und die Stelle im Unterleib, wo sich die hölzerne Spitze in die
    Gedärme gebohrt hatte. Es schmerzte immer noch. Der grazil wirkende Junge war kräftiger, als er aussah.
    Sie lächelte überheblich. »Es geht mir weniger um dein Leben als um die Flecken. Der Anzug war teuer. Du könntest es dir nicht leisten, für den Schaden aufzukommen und ihn von deinem Gehalt zu bezahlen.« Sie stellte sich neben Vahidin und legte eine Hand auf seine Schulter. »Gut gefochten, mein lieber Sohn.« Mit einer Handbewegung winkte sie den Diener herbei, der neben der Tür wartete und eine kleine Kiste in den Händen hielt. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
    Der Junge öffnete den Deckel, schlug das schwarze Samttuch auseinander und lächelte verzückt, als er die kostbare Hülle mit dem Schwert darin sah, das scheinbar nur darauf wartete, von ihm ergriffen zu werden.
    Die Klinge war aus dem Iurdum-Block geschmiedet worden, den die Modrak ihm gebracht hatten. Er nahm das Schwert aus dem Futteral, schwang es ein paar Mal und spürte das vollendete Gleichgewicht der Waffe. »Danke, Mutter.« Er küsste sie auf die Wange. »Seine Fortschritte sind gewaltig, hochwohlgeborene Vasruca«, fühlte sich der Fechtmeister verpflichtet, den schnellen Fortgang aus seiner Sicht zu bestätigen. »Ich habe keinen Schüler,

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