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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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kann ich auch ebenso gut die Beine hochlegen.“
    „Ja. Ist gar nicht so viel anders als bei mir.“
    Ich nahm ein paar Beignets aus der Pfanne, gab noch mal Öl nach, ließ es heiß werden und briet die nächsten paar Ringe.
    „Warum immer nur so wenige auf einmal? Da passen doch noch mehr rein.“
    „Wenn sie zu eng liegen, gelingen sie nicht richtig.“ „Das hab ich nicht gewusst.“
    „Wenn es nötig wäre, wüsstest du’s.“
    „Wüsste Rita es auch?“
    „Nicht so gut wie du.“
    „Richtig geantwortet“, sagte Susan.
    „Bin ja nicht dumm“, sagte ich.

16
    Das Fax von Crosby kam am Montagvormittag in meinem Büro an. Es standen acht Namen darauf. Drei der Leute waren Frauen. Eine davon hieß Melissa Minor. Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück. Melissa Minor. Minor war kein ausgefallener Name. Aber richtig gewöhnlich war er auch nicht. Ich konnte mich nicht erinnern, im Laufe meines Lebens jemals mit jemandem zu tun gehabt zu haben, der Minor hieß. Und nun liefen mir in demselben Fall binnen weniger Tage gleich zwei über den Weg?
    Ich drehte mich um und griff zum Telefonhörer und rief Crosby an. „Spenser. Danke für das Fax.“
    „Vielleicht ändere ich das Motto der Dienststelle ja“, sagte Crosby. „Das bleibt unter uns und allen, die es noch wissen wollen?“
    „Da muss noch dran gefeilt werden. Können Sie mir den Namen von Melissa Minors Mutter besorgen?“
    „Wer ist Melissa Minor?“
    „Eine der Studentinnen in Princes Seminar.“
    „Ach Scheiße, ich hab die Liste nicht mal gelesen. Hab sie gleich von meiner Sekretärin weiterleiten lassen.“
    „Warum auch nicht. Können Sie mir den Namen ihrer Mutter besorgen?“
    „Klar, den werden sie haben.“ Ich konnte ihm das Schmunzeln anhören. „Von ihr kommen ja wahrscheinlich die Studiengebühren.“
    „Können Sie das machen?“
    „Ich rufe Sie an. Das ist aufregend. Ich komme mir fast schon wie ein Cop vor.“
    „Versuchen Sie, die Ruhe zu bewahren.“
    Wir legten auf.
    So lange ich wartete, sah ich aus dem Fenster zur Ecke Berkeley und Boylston Street. Während ich nicht richtig vorankam, ging der November planmäßig in den Dezember über, und jedes geschäftliche Unternehmen, das sich mit einer Weihnachtsdekoration vertrug, protzte gleich mit mehreren. Es hatte noch nicht geschneit. Aber es war kalt, und die jungen Frauen, die hier im Viertel arbeiteten, waren eingepackt, so dass es weniger Spaß machte, ihnen dabei zuzusehen, wie sie vorbeigingen. Aber Spaß machte es schon noch. Und obwohl ich mich absolut festgelegt hatte, was Susan anging, sprach nichts dagegen, die Landschaft zu genießen.
    Das Telefon klingelte.
    „Die Mutter heißt Winifred Minor“, sagte Crosby. „Ein Vater ist nicht aufgeführt. Die Mutter wohnt in Charlestown. Angestellt bei der Shawmut-Versicherung auf der Columbus Avenue.“
    „Wissen Sie, ob der Vater verstorben ist?“
    „Über den Vater ist nichts bekannt. Ich habe danach gefragt. Der Zulassungsstelle zufolge hat sie im Formular das Feld, wo nach dem Namen des Vaters gefragt wird, einfach durchgestrichen.“
    „Wie lautet die Adresse?“
    Crosby gab sie mir. Ich dankte ihm und legte auf. Ich saß eine Weile da und sah ins Leere. Dann stand ich auf und ging in meinem Büro hin und her, obwohl der Platz dafür
    eigentlich nicht reicht. Ich stellte mich ans Fenster und sah auf die Berkeley Street runter. Dann setzte ich mich wieder.
    Je mehr Informationen ich bekam, desto weniger blickte ich durch.
    „Hallo?“, sagte ich zu niemand Bestimmtem. „Irgendwelche Minotauren da drin?“

17
    Ich lungerte so unauffällig wie möglich im ersten Stock des Fachbereichs Schöne Künste herum, vor dem Raum, in dem jeden Moment das Seminar über Realismus in den Niederlanden zu Ende ging. Ich war im Moment der Einzige weit und breit im Flur und ungefähr so unauffällig wie ein Bärenmarder im Frisiersalon. Aber als Meister der Tarnung hatte ich mir Simon Schamas Buch über Rembrandt unter den Arm geklemmt.
    Niemand achtete sonderlich auf mich, als die Studenten rauskamen. Es war ein Kinderspiel. Es gab nur eine hochgewachsene Blondine, und bis auf die Haarfarbe, die nicht unveränderlich ist, sah sie ihrer Mutter extrem ähnlich. Sie trug einen dicken weißen Strickpullover mit Zopfmuster, der ihr offensichtlich ein paar Nummern zu groß war. Unten schauten aus dem Pullover sehr enge Jeans hervor. Sie steckten in hohen braunen Stiefeln, die am Schaft mit weißem Pelz gesäumt waren. Wenn

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