Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
anscheinend hinter sich bringen und woanders hin.“
„Zur nächsten Frau wahrscheinlich“, sagte Sandy.
Bev lächelte wieder. „Wie ich gesagt habe, er ist ein geiler Bock … war ein geiler Bock.“
„Und hat er sich auch mit anderen im Seminar, ähm, gut verstanden?“, fragte ich.
„Mit anderen?“, sagte Sandy. „Die einzige andere Frau im Seminar ist Missy. An Männern ist er nicht interessiert.“
„Hat er sich mit Missy gut verstanden?“ „Klar“, sagte Sandy.
Der Wein war ihr anzuhören. „Wie gut?“
„Sie konnte ihn gut leiden“, sagte Bev.
„Sie war wohl seine Freundin“, sagte Sandy.
„Er klingt nicht gerade nach dem Typ, der eine feste Freundin hat“, sagte ich.
Sandy zuckte die Achseln. „Sie hat nie viel erzählt. Aber ich weiß, dass sie oft mit ihm zusammen war.“
„Sie, Sandy, hatten weniger für ihn übrig“, sagte ich.
„Ich fand ihn alt und gruselig. Die Vorstellung, ihn ohne Sachen zu sehen …“ Sie schnitt ein Gesicht.
„Aber Sie hatten etwas für ihn übrig“, sagte ich zu Bev. Ich hatte keine Ahnung, wohin mich das führte. Ich wollte die beiden einfach nur am Reden halten und schauen, ob irgendetwas dabei herauskam.
„Eigentlich nicht“, sagte Bev. „Aber mir gefiel die Vorstel-lung, mit einem Dozenten rumzumachen, wissen Sie? War aber bloß einmal.“
„Hattet ihr je mit seiner Frau zu tun?“, fragte ich.
Sie schüttelten beide den Kopf.
„Ich wusste gar nicht, dass er eine hatte“, sagte Bev.
„Er anscheinend auch nicht“, sagte Sandy.
„Hätte es denn eine Rolle gespielt?“, fragte ich Bev. „Nein, ach Quatsch. Das ist was zwischen ihm und ihr. Ist doch nicht meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass er seiner Frau treu bleibt.“
„Da ist was dran“, sagte ich.
Wir blieben noch eine Stunde. Ich erfuhr nichts weiter. Aber sie waren inzwischen so betrunken, dass ich sowieso nicht mehr viel von dem geglaubt hätte, was sie mir vielleicht noch erzählten.
Ich stand auf. „Gute Nacht, die Damen.“
„Wie steht’s mit Ihnen?“, sagte Bev. „Sind Sie verheiratet?“ „Sozusagen.“
„Und gehen Sie fremd?“
„Nein.“
„Echt nicht?“
„Echt nicht“, sagte ich. „Aber nett, dass Sie fragen.“
19
Crosby gab mir durch, in welchem Wohnheim Missy Minor gemeldet war, und als sie am späten Vormittag herauskam, schloss ich mich ihr an.
„Sie schon wieder“, sagte sie.
„Spenser, Ihr Streiter für Recht und Ordnung.“
„Ich habe Ihnen gestern schon gesagt, dass ich nichts über Dr. Prince weiß, außer dass er als Lehrer okay war und einem keinen Stress mit den Noten gemacht hat.“
„Ich habe gehört, Sie wären seine Freundin gewesen.“
Das verschlug ihr für einen Moment die Sprache. Dann sagte sie: „Das ist doch Quatsch. Wer erzählt denn so was.“
„Ich hab’s im Rahmen meiner Ermittlungsarbeit erfahren.“ „Apropos. Zeigen Sie mir mal Ihre Marke.“
Ich zog eine Visitenkarte aus der Tasche und gab sie ihr. „Ich bin Privatdetektiv und arbeite mit der Polizei zusammen.“
„Privatdetektiv?“ Sie sah von meiner Karte hoch. „Dann brauche ich doch gar nicht mit Ihnen zu reden.“
„Aber dann würden Sie was verpassen. Mit mir kann man viel Spaß haben.“
„Ja sicher. Kann ich mir vorstellen.“
„Außerdem haben wir schon indirekt miteinander zu tun.“ „Was?“
„Ich kenne Ihre Mutter.“
Wieder kurz Stille. Dann: „Sie kennen Winifred?“
„Ja.“
„Und Sie haben mit ihr über Dr. Prince und mich gesprochen?“
„Nein. Wenn ich das tun würde, was sollte ich dann sagen?“ „Meine Mutter macht sich ständig Sorgen. Wenn sie irgendwas von Ihrer schwachsinnigen Theorie hört, dass ich seine Freundin gewesen sein soll, dann dreht sie durch.“
„Obwohl es gar nicht stimmt.“
„Sie macht sich eben ständig Sorgen.“
„Wie steht’s mit Ihrem Vater?“
„Ich habe keinen.“
„Nie einen gehabt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht darüber reden.“ „Hatten Sie irgendeine persönliche Beziehung zu Ashton Prince?“
Sie schüttelte wieder den Kopf.
„Warum, denken Sie, hatten andere diesen Eindruck?“ „Sie sind hier der Detektiv. Kriegen Sie es raus.“
„Hat er versucht, bei Ihnen zu landen?“
„Er war mein Dozent. Das ist alles. Ich habe keine Ahnung, warum Sie mich so drangsalieren. Es ist nicht mein Fehler, dass ich in seinem Seminar war, und es ist auch nicht mein Fehler, dass ihn jemand mit seinem verdammten Bild in die Luft gesprengt
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