Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
Vom Netzwerk:
hat.“
    Die anderen beiden hatten das Bild nicht erwähnt. Es stellte kein Geheimnis dar. Aber man musste sich schon dafür interessieren, um im Kopf zu behalten, dass die Bombe in einem Bild versteckt gewesen war oder jedenfalls wie ein verpacktes Bild ausgesehen hatte.
    „Ich komme noch zu spät“, sagte Missy. „Es wäre schön, wenn Sie mich ab jetzt in Ruhe ließen.“
    „Das sollte sich machen lassen.“
    Sie stiefelte zu den Naturwissenschaften davon. Ich sah ihr nach. Lügen haben lange Beine. Manchmal.

20
    Ich führte Winifred Minor zum Mittagessen ins Grill 23 aus, das praktischerweise in der Mitte zwischen ihrem Büro und meinem lag.
    Wir saßen an der Bar. Es war noch ein bisschen früh, um sich mit Alkohol durchzuwärmen, also bestellte ich Eistee. Sie bestellte ein Glas Chardonnay. „So“, sagte ich und hob mein Glas Tee. „Ich schau dir in die Augen, Kleines.“
    „Man darf nicht mit Wein und Tee anstoßen.“
    „Nicht?“
    „Nein“, sagte sie ernst. „Das bringt Unglück.“
    „Das wusste ich nicht. Gott sei Dank haben Sie mich rechtzeitig gewarnt.“
    Sie schmunzelte. Aber sie griff erst zu ihrem Glas, nachdem ich meins abgesetzt hatte. Dann nahm sie einen Schluck.
    „Missy Minor?“, sagte ich.
    Sie schluckte runter und stellte ihr Glas vorsichtig wieder auf den Tresen. „Was ist mit Missy Minor?“
    „Ihre Tochter?“
    „Ja.“
    „Sieht gut aus.“
    „Haben Sie mit ihr gesprochen?“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Sie wissen doch, wie das bei dieser Arbeit ist. Man hat nichts, also schnüffelt man ein bisschen rum und sucht nach losen Enden, an denen sich ziehen lässt.“
    „Und Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass meine Tochter ein solches darstellt?“
    „Ich bin rüber zur Walford gefahren, wo Prince gelehrt hat, und habe mit allen geredet, die ich auftreiben konnte. Darunter auch mit Ihrer Tochter.“
    „Und Sie haben sie sich herausgegriffen?“
    „Natürlich. Wenn ich in Princes Seminar eine Frau finde, deren Mutter den Versicherungsfall bearbeitet, der mit dem Verbrechen zu tun hat, das zu Princes Ermordung führte?“
    „Da gibt es keine Verbindung.“
    „Davon bin ich überzeugt. Aber ein so auffälliges Zusammentreffen kann man nicht einfach links liegen lassen.“
    „Zufälle gibt es immer wieder.“
    Ich hatte einen kleinen Meeresfrüchteteller. Sie hatte einen Cäsarsalat. „Durchaus.“ Ich gab etwas rote Soße auf eine Venusmuschel und aß. Sie stocherte mit ihrer Gabel in dem Salat herum, ohne auch nur einen Bissen zu nehmen.
    „Und ich wäre wesentlich eher dazu bereit, von einem Zufall auszugehen“, sagte ich, „wenn Sie die Existenz Ihrer Tochter im Vorfeld erwähnt hätten.“
    „Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass es von Belang sein könnte. Ich war mir nicht bewusst, dass sie Prince kannte.“
    „Ist Kunst nicht ihr Hauptfach?“
    „Ja.“
    „An der Walford?“
    „Ja, natürlich. Das wissen Sie doch.“
    „Wie lange waren Sie beim FBI?“
    „Fünfzehn Jahre.“
    Ich aß eine Garnele. Winifred zählte anscheinend die Sardellen in ihrem Salat. Die Bar war nur teilweise gefüllt. Die meisten Gäste aßen zu Mittag, aber ein paar zählten auch zu der Sorte, die nur gewartet hatten, dass zwölf vorbei war. Männer zumeist, die bei den großen Versicherungen arbeiteten. Kein Wunder, dass sie tranken.
    „Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, dass jemandem dieses zufällige Zusammentreffen auffallen könnte?“
    „Mehr ist da nicht dran“, sagte sie.
    „Ich hasse zufällige Zusammentreffen. Sie bringen niemandem was, und sie sorgen dafür, dass man den Überblick verliert.“
    Winifred war immer noch mit ihren Sardellen beschäftigt. „Wer ist ihr Vater?“, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    „Sie muss doch einen Vater haben“, sagte ich.
    „Er ist tot.“
    „Tut mir leid, das zu hören. Kürzlich verstorben?“ „Schon vor langer Zeit.“
    „Wie hieß er?“
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    „Wie kommt’s, dass Missy auch nicht über ihn sprechen will?“
    Winifred holte lange, langsam, Luft. Es klang ein bisschen zittrig. Dann stand sie auf. „Danke für die Einladung.“ Und dann ließ sie mich mit ihren Sardellen allein.
    Spenser, Meister des Verhörs.

21
    Der Special Agent, der das Bostoner Büro des FBI leitete, war ein Bursche namens Epstein, der weniger gefährlich aussah als ein Küken und, soweit ich wusste, zwei Menschen getötet hatte, die wahrscheinlich derselben

Weitere Kostenlose Bücher