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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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abdichten.“
    „Und Ihnen ist das wohl egal?“
    „Ziemlich, ja.“
    „Sie können mich doch jetzt nicht allein lassen.“
    „Kann ich durchaus.“
    „Ich brauche Schutz.“
    „Den kriegen Sie von der Polizei. Vorausgesetzt, Sie haben den Cops was zu erzählen.“
    Er starrte auf den BMW runter. „Gut. Bleiben Sie bei mir, bis die Cops kommen?“
    „Mach ich. Und dann auch noch.“
    „Ich will nicht ins Gefängnis.“
    „Dafür bin ich nicht zuständig. Aber die Polizei und die Staatsanwaltschaft bringen kooperative Zeugen nicht gern hinter Gitter. Das würde andere kooperative Zeugen entmutigen.“
    „Haben Sie eine Waffe?“
    „Ja.“
    Er starrte weiter auf den BMW runter. „Und Sie bleiben bei mir, bis die Polizei kommt. Ich kann Sie bezahlen.“
    „Hier ist nicht Geld gefragt, sondern Fakten. Ich beschütze Sie.“
    „Gut“, sagte er. „Dann rufen Sie die Polizei.“
    Ungefähr zehn Minuten nach meinem Anruf kamen Quirk und Belson zusammen mit ein paar Uniformierten ins Büro spaziert. Lloyds Gesicht bekam wieder ein bisschen Farbe. Die Uniformierten blieben im Vorzimmer, um uns zu beschützen. Belson folgte Lloyd ins innere Büro.
    „Wer sitzt in dem BMW?“, fragte ich Quirk.
    „Lee Farrell. Ist seiner.“
    „Sagen Sie ihm, dass er einen tollen Bösewicht abgibt.“ Quirk grinste, und wir gingen auch in Lloyds Büro.

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    „Ich würde dieses Gespräch gern mitschneiden“, sagte Quirk. „Wenn Sie nichts dagegen haben.“
    „Habe ich nicht“, sagte Lloyd.
    Quirk holte ein Diktiergerät aus seiner Aktentasche und stellte es zwischen Lloyd und sich auf den Tisch. Er drückte die Aufnahmetaste, machte ein paar Angaben zu den Anwesenden und nickte Lloyd zu.
    Lloyd sah das Diktiergerät unbehaglich an. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
    Er machte eine regelrechte Verwandlung durch. Die Anwesenheit der Cops sorgte wahrscheinlich dafür, dass er sich sicherer fühlte. Und wahrscheinlich machte ihm Mut, dass es seine eigene Entscheidung war, uns zu erzählen, was er wusste. Auf jeden Fall hatte er nichts Ängstliches mehr an sich. Sondern sogar etwas Würdevolles.
    „In welcher Beziehung stehen Sie zur Herzberg Foundation?“, fragte Quirk.
    „Ich bin ihr Rechtsberater.“
    „Wozu braucht die Stiftung einen Rechtsberater?“
    Lloyd lächelte, faltete die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. „Jeder braucht einen Rechtsberater, Captain.“
    Quirk nickte. „Jedenfalls jeder, mit dem ich zu tun habe. Wie sind Sie Rechtsberater der Herzberg Foundation geworden?“
    „Über drei Ecken gewissermaßen. Ich bin im Beirat des Hammond Museum. Durch diese Position lernte ich Ashton Prince kennen. Und über ihn dann Ariel Herzberg.“
    „Worin haben Sie ihn beraten?“
    „Die Aufgabe der Herzberg Foundation ist es, Kunstwerke ausfindig zu machen, die während des Holocaust von den Nazis beschlagnahmt worden sind, und sie ihren rechtmä-ßigen Eigentümern zurückzugeben. Wie Sie sich vorstellen können, ist die Frage der Rechtmäßigkeit sehr komplex, zumal nach dieser langen Zeit. Ich wurde gebeten, Kriterien für die Prüfung der Ansprüche zu entwickeln und die Stiftung hinsichtlich ihrer Rechte in dieser Angelegenheit zu beraten.“
    „Was, wenn sie den rechtmäßigen Eigentümer nicht ausfindig machen kann?“
    „Ich glaube, in diesem Fall, also wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, stiftet sie das Kunstwerk einem Museum oder einer anderen geeigneten Einrichtung.“
    „Arbeiten Sie für ein Festhonorar?“
    „Nein, das war ohne Honorar.“
    „Warum?“
    „Warum ohne Honorar?“
    Quirk nickte. „Dafür sind Sie nicht bekannt.“
    „Ich bin Jude.“
    „Das dachte ich mir bei Ihrem Namen schon.“
    Lloyd lächelte. „Mein Großvater hieß Lodjevic. Als er auf Ellis Island ankam, haben die Einwanderungsbeamten ‚Lloyd‘ daraus gemacht.“
    „Und Sie haben ohne Honorar gearbeitet, weil Sie an die Sache glaubten?“
    „Sie sind Ire.“
    Quirk nickte. „Mein Großvater hieß Quirk.“
    „Dann können Sie wahrscheinlich nicht wissen, was der Holocaust für eine Person von jüdischer Abstammung bedeutet.“
    „Ich bin lernfähig.“
    Es war stets ein Vergnügen, Quirk bei Zeugenbefragungen zuzusehen. Er war freundlich, ruhig, beharrlich und geduldig. Man hatte das Gefühl, dass er absolut zufrieden damit war, dort zu sitzen und einem Fragen zu stellen bis zum Sankt Nimmerleinstag. Gefühle zeigte er nur, wenn es seinen Interessen diente.

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