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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Überwachungskameras gab, dann
mussten sie extrem lichtstark sein. Und wenn sich in dem Gebäude tatsächlich
etwas abspielte, dann war es verdammt gut getarnt.
    Sie hatten fast schon die Hälfte der
Strecke bis zur Rückseite des Hauses zurückgelegt, als Brobeil plötzlich inne
hielt. Häberle bemerkte dies und drehte sich um. »Ist was?«, flüsterte er.
    Der Theologe deutete mit der linken Hand
zu einem nachtschwarzen Stapel hinüber, der sich vom helleren Hintergrund
abhob. Vermutlich waren es Leitungsrohre. »Da ist jemand«, flüsterte er. Der
Kommissar nahm seinen Begleiter am rechten Arm und zog ihn mit sich in das
verwilderte Grundstück hinein. Sie tauchten in diesem Urwald aus Unkraut,
Stauden, Sträuchern und kleinen Bäumen unter. So waren sie wenigstens keine
direkte Zielscheibe mehr, dachte Häberle und versuchte, durch das Gewirr der
Äste hindurch etwas zu erkennen. Doch dazu war es viel zu dunkel, schon gar aus
dieser Distanz.
    Sie verharrten einige Minuten schweigend
und regungslos.
    Doch dann glaubte der Kriminalist eine
Bewegung wahrgenommen zu haben. Ein Schatten löste sich von dem Stapel, auf den
Brobeil gedeutet hatte, und huschte ein paar Meter über den Platz zu einer
Planierraupe, wo er mit der Schwärze verschmolz. Augenblicke später folgte ein
zweiter.
    »Sie haben recht«, lobte Häberle im
Flüsterton seinen Begleiter. »Wir sind nicht allein.«
    Der andere war außerstande, etwas zu
sagen. Unterdessen hatte der erste Schatten seine Deckung bereits wieder
verlassen, um zur nächsten Baumaschine zu schleichen, gleich gefolgt von seinem
Begleiter. Offenbar hatten’s die beiden ziemlich eilig. Und, so dachte Häberle,
es sah alles danach aus, als verfolgten diese Unbekannten das selbe Ziel, wie
sie. Wo aber, verdammt noch mal, waren hier die Security-Leute, das Wachpersonal?
    Als der erste Schatten erneut seine
Deckung verließ, konnte der Kriminalist dessen neuerliches Ziel nicht mehr
ausmachen. Die Silhouette des Unbekannten löste sich im Dunkel der Nacht auf,
auch die des zweiten. Sie mussten fast schon die nahezu stockfinstre
Gebäuderückseite erreicht haben.
    »Weiter«, entschied der Kommissar und
bahnte sich vorsichtig einen Weg aus dem Dschungel heraus. Brobeil kämpfte mit
einigen stacheligen Sträuchern. Dann gingen sie an dem verwilderten Grundstück
entlang weiter. Häberle kniff die Augen zusammen, doch so sehr er sich auch
anstrengte, er konnte nicht überblicken, was sich an dem Gebäude tat. Sie
näherten sich zügig. Der Kriminalist war sich jetzt ziemlich sicher, dass es
keinerlei Bewachung gab, auch keine Bewegungsmelder und sonstigen Schikanen.
Womöglich waren sie hier völlig falsch. Womöglich war die Tarnung so gut, dass
sich alles woanders abspielte – und sie schlicht und einfach einer
Ablenkungsaktion zum Opfer gefallen waren?
    Jetzt waren es nur noch wenige Schritte
bis zum Giebel. Da fielen Häberle die beiden Personen auf, die sich von der
Schwärze einer Tür lösten, wo sie offenbar gestanden waren. Jetzt hoben sie
sich vor der helleren Fassade ab.
    Er fasste einen Entschluss. Er flüsterte
dem Theologen ganz schnell zu: »Bleiben Sie stehen und kommen Sie erst, wenn
ich’s Ihnen sage.« Dann legte er los und rannte auf die beiden Personen zu, die
seine Schritte hörten und augenblicklich wie erstarrt stehen blieben. »Einen
Augenblick bitte«, sagte er mit gedämpfter Stimme, um niemanden sonst auf sich
aufmerksam zu machen. Außerdem wollte er nicht amtlich wirken und keine
Schockreaktion auslösen – mit womöglich verheerenden Folgen. Im Ernstfall
musste er sich auf seine Selbstverteidigungskenntnisse verlassen, denn die Dienstwaffe
hatte er nicht mit ins Ausland genommen.
    Als er den beiden gegenüberstand, erkannte
er, dass es ein Mann und eine Frau waren. Trotz der Dunkelheit wusste er
sofort, wen er vor sich hatte. »Gestatten, mein Name ist Häberle, Kripo
Göppingen.«

65
     
    Lilo Neumann war völlig von der Rolle. Sie hatte Sanders an diesem
Samstagabend daheim angerufen. Der Journalist, der gerade mit seiner
Lebensgefährtin im Wintergarten eine selbstgemachte Lasagne gegessen hatte,
nahm das Gespräch einigermaßen missmutig entgegen. Anrufe um diese Zeit hasste
er – es sei denn, es verbargen sich spannende Geschichten dahinter.
    »Es hat aufgehört«, jubelte Lilo und es
schien so, als sei alle Last der Welt von ihr gefallen. »Es ist weg«,
wiederholte sie.
    Sander wusste natürlich, was gemeint war:
Der Brummton, der gestern so

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