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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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auch
wenn sie dann im Stau standen. Aber es gab keine andere Möglichkeit, wie er
vermutete.
    »Sind wir jetzt hierher gekommen, um einen
Fall zu lösen – oder machen wir uns ein schönes Weekend im Tessin?«
    Brobeil hatte tatsächlich umdrehen können.
Noch einmal nahm er dann das Gas weg, als das anvisierte Gebäude jetzt auf der
linken Seite vorbeizog.
    »Das ist doch alarmgesichert – mit
Videokameras und was weiß ich noch alles …«, vermutete der Theologe und drehte
seinen Kopf nach links. Häberle versuchte, an ihm vorbei Details zu erkennen. »Es
macht nicht den Eindruck, als ob’s eine Festung sei«, stellte er fest.
    Der Polo wurde wieder schneller. »Die
knallen uns ab, wenn die uns erwischen«, jammerte Brobeil.
    Der Kriminalist kniff die Lippen zusammen,
wie er das immer tat, wenn er scharf nachdachte. »Die haben hier bewusst kein
Aufsehen gemacht. Das sieht doch aus wie so eine Hinterhof-Software-Schmiede …«
resümierte er, während sie das Ende des Staus erreichten. Der Theologe bremste.
    »Aber drinnen wimmelt’s von teuflischer
Technik«, erwiderte er. »Und sicher von genauso teuflischen
Überwachungssystemen. Ich wette, die wissen bereits, dass wir jetzt zweimal
dran vorbeigefahren sind.« Die beiden Männer schauten sich an.
    »Ich denke, das Headquarter ist auf der
Schwäbischen Alb«, warf Häberle ein.
    Die Autoschlange bewegte sich keinen
Zentimeter.
    »Nach unseren Informationen, ja«, nickte
Brobeil, »aber hier haben die Jungs programmiert. Hier muss es gescheh’n …?«
    Der Kommissar verengte die Augenbrauen. »Gescheh’n?
Ich werd das verdammte Gefühl nicht los, dass Sie weitaus mehr wissen, als Sie
mir vorgaukeln.« Er wirkte ungehalten. Ihm war auch viel zu heiß.
    »Gravitationswellen-Versuche. Der
Schutzschild, mit dem sie halb Europa überziehen und mit dem sie elektronische
Systeme beherrschen, hat noch einen zweiten Grund: Die Schwerkraft reduzieren –
an manchen Orten«, erklärte Brobeil, »wenn Gravitation tatsächlich auch Wellen
sind, dann sind sie mit Energie zu beeinflussen. So einfach ist das.«
    Häberle schluckte. »Und woher wissen Sie,
dass es um so etwas geht?«
    »Die Zeichen der Zeit muss man erkennen«,
erklärte der Fahrer, dem jetzt zwei Autolängen Landgewinn beschert wurden. »Das
ist in der Wissenschaft immer so. An manchen Dingen wird Jahrzehnte geforscht –
und plötzlich ist die Zeit reif. Und dann lässt sich auch nichts mehr
aufhalten.« Er bremste wieder. »Nichts mehr.«
    Häberle zweifelte. »Und nur weil man jetzt
vielleicht nachweist, dass ein Kilo kein Kilo mehr ist, wenn Gravitationswellen
beeinflusst werden, sollen ganze Heerscharen von Agenten über uns hergefallen
sein?«
    »Na ja«, lächelte der Theologe mitleidig, »erstens
wäre das Beherrschen einer solchen Technologie, auch wenn man zunächst nur ein
einziges Gramm wegzaubern könnte, so revolutionär, wie kaum etwas anderes. Aber
da ist noch mehr.« Brobeil konnte wieder drei Meter weiterkriechen. Die Sonne
prallte von vorne gnadenlos auf die Windschutzscheibe. »Starke
elektromagnetische Wellen, millionenfach stärker als jeder Fernsehsender,
können biologische Systeme verändern. Sie erinnern sich: Die Hysterie vor den
Handys.« Der Theologe lächelte. »Da geht’s nur um wenige Watt. Ich rede von
Millionen von Kilowatt, die von der Öffentlichkeit unbemerkt in die Luft
geblasen werden. Dass dies Einfluss auf biologische Systeme hat, ist
unbestritten. Doch wenn dies so ist, Herr Kommissar, dann kann damit auch die
Psyche beeinflusst werden. Die Psyche von Menschen, von ganzen Völkern.«
    Häberle holte tief Luft. Jetzt war man
also wieder bei der Verschwörungstheorie, bei finstren Mächten im Hintergrund.
    Die Autoschlange setzte sich im
Schritt-Tempo in Bewegung und näherte sich Agno. Links vorne kam eine
zweimotorige Maschine über den See herangeschwebt, gerade Mal noch drei- oder
viermal so hoch, wie die Baumwipfel am Ufer.
    »Doch das Schlimmste kommt noch«, machte
Brobeil weiter, »ich bin davon überzeugt, dass hier drüben …« Er deutete mit
dem Kopf nach hinten in Richtung dieses Gebäudes. »… dass dort in Verbindung
mit dem ganzen Netzwerk, das sie geschaffen haben, auch am Zeitphänomen herumgebastelt
wird.«
    Der Kriminalist erinnerte sich der Theorie
Linkohrs – und spürte, wie angesichts solcher geradezu absonderlicher Ideen
sein Blutdruck stieg. Ihm reichte es jetzt. »Nun mal halblang, lieber Herr
Brobeil. Ich gesteh Ihnen gerne zu, dass Sie

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