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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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verschränkten
Armen vor ihr. »Die Sache wird immer verrückter. Und dieser Brobeil auch.«
    Er berichtete seiner Frau, dass sie sich
auf 21 Uhr verabredet hätten, um sich bei dem Gebäude dieser seltsamen
Software-Firma umzusehen. Susanne verengte die Augenbrauen, sodass auf ihrer
Stirn senkrechte Falten entstanden. Das tat sie immer, wenn sie sich um August
sorgte. Diesmal aber war die Angst noch viel größer. Mehrfach schon hatte sie
ihren Mann in den vergangenen Wochen von dieser Aktion umzustimmen versucht.
Doch je mehr sie zu bedenken gab, desto stärker fühlte er sich darin bestärkt,
die wahren Hintergründe dieses Falles aufzuklären. Selbst Susannes Hinweis, es
könne ihn im schlimmsten Fall seinen Job kosten, ließ ihn nicht davon
abbringen. August hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Allein schon
Bruhns Verhalten und die dezenten Hinweise aus den Reihen der Politik
bestärkten ihn erst recht in seinem Entschluss. Susanne hatte einmal gesagt: »Willst
du ein Einzelkämpfer sein gegen die halbe Welt?« Wenn’s denn so sein musste,
dann war er es auch – und da konnte ihn keiner stoppen. Manchmal hatte sie den
Eindruck, er wolle sagen: »Nur über meine Leiche.« Und dies meinte er dann zu
ihrem Leidwesen sogar wörtlich.
    Ihm sein Vorhaben für heute Abend
auszureden, war deshalb sinnlos. Sie würde aber kein Auge zutun, bis er wieder
zurück war. Und dies konnte in dieser Nacht lange dauern, befürchtete sie. Doch
jetzt schlug er vor, erst mal gemütlich Essen zu gehen.

64
     
    Der Platz vor dem Gebäude war ungewöhnlich schlecht beleuchtet.
Keine Scheinwerfer und keine Halogen-Strahler, die an die Fassade gerichtet
waren. Nur das Licht einer Straßenlampe erhellte die Parkplatzflächen zwischen
den Bäumen. Dort stand kein einziges Fahrzeug. Die Fenster des Hauses wirkten
schwarz und tot, im Erdgeschoss waren die Rollos noch genauso geschlossen, wie
am Nachmittag.
    »Da rührt sich doch gar nichts«, stellte Häberle auf dem
Beifahrersitz des roten Polos fast ein bisschen enttäuscht fest. Brobeil fuhr
zügig weiter, um nach etwa hundert Metern zwischen den abgestellten Kombis
eines Handwerksbetriebs zu parken, bei dem niemand zu wohnen schien. Die beiden
Männer hatten vereinbart, sich von dort aus vorsichtig an das Gebäude
heranzupirschen. Sie wollten feststellen, ob für den morgigen Tag, der
angeblich der entscheidende sein sollte, irgendwelche Vorbereitungen im Gange
waren. Häberle blickte sich um, doch außer den unablässig vorbeifahrenden Autos
gab es hier offenbar nichts, was sich bewegte. Er deutete auf das verwilderte
Grundstück, das sich zwischen ihnen und dem anvisierten Gebäude befand. »Gehn
wir hinten rum«, entschied er und entfernte sich durch die Reihe der geparkten
Kombis von der Straße. Es war eine laue Nacht. Noch war der abnehmende Halbmond
nicht aufgegangen.
    Während sie über die befestigte Hoffläche
gingen, erkannte Häberle im fahlen Licht, dass das seitlich angrenzende
Grundstück nicht umzäunt war. Offenbar hatte man es seit Jahren nicht gepflegt
und es der Natur überlassen. Büsche und Sträucher ragten mannshoch auf und
wirkten in der Dunkelheit wie eine schwarze Barriere. Die Männer stellten fest,
dass die der Straße abgewandte Grundstücksseite offenbar an einen größeren
Lagerplatz grenzte, der sich bis zum Flughafen-Gelände hinüber erstreckte.
Häberle erkannte Baucontainer und Bagger, gestapelte Wasser- oder Gasleitungen
und mehrere meterhohe Materialhäufen, offenbar Schotter, Kies und Humus.
    Der Kommissar deutete seinem Begleiter an,
ihm zu folgen. Brobeil war plötzlich verdächtig schweigsam geworden. Häberle
ging an dem bewachsenen Grundstück entlang, ohne jedoch die kleinen Bäume oder
Sträucher zu berühren. Er wollte vermeiden, dass sich die Äste bewegten und
somit einen Beobachter aufmerksam machen würden.
    So langsam gewöhnten sich die Augen an das
Dämmerlicht. Häberle konnte somit den Lagerplatz überblicken, der zweifellos
viele Verstecke bot. Dass sich jemand im nahezu undurchdringbaren Dickicht des
Grundstücks rechts von ihm aufhielt, erschien ihm eher unwahrscheinlich. Von
der Straße herüber, die allenfalls 50 Meter von dieser hinteren Grundstücksgrenze
entfernt parallel verlief, drangen die Motorengeräusche. Vor ihnen zeichnete
sich wie ein schwarzes Ungetüm das langgestreckte Gebäude ab, das ihr Ziel war.
Häberle rätselte, warum es so tot erschien. Irgendwie war er enttäuscht
darüber.
    Wenn es

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