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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sind Stäbe angeschraubt. Null Chance.«
    Häberle tastete sich an der Rückfront
entlang und erreichte eine weitere Tür, die einen weniger massiven Eindruck
machte. Er leuchtete sie ab und erkannte, dass sie bereits stark unter der
Witterung gelitten hatte.
    »Haben wir ein Werkzeug?«, fragte er, als
die drei anderen ihn erreicht hatten.
    Blühm murmelte etwas und zog aus einer der
vielen Taschen seiner Outdoor-Hose einen Metallgegenstand heraus, der sich
teleskopartig aufschieben ließ.
    »Aha«, frotzelte Häberle, »es sollte also
nicht beim reinen Beobachten bleiben. Ich denke, Sie haben Übung damit.« Es war
die geniale Art, Blühm diese Arbeit zu überlassen. Sollte es später zu einer
Anzeige oder gar einer Anklage wegen Einbruchs kommen, wäre es vielleicht ein
bisschen strafmildernd, selbst nicht aktiv vorgegangen zu sein. Blühm zögerte
keine Sekunde. Er stieß mit aller Kraft das Vorderstück des Metallteils in den
winzigen Freiraum zwischen Rahmen und Tür und wuchtete sie mit der Kraft der
Hebelwirkung auf. Er stellte zufrieden fest, dass das Holz nachgab. Es
knirschte und knackte. Er setzte nochmal an, zerrte, drückte und wuchtete.
Häberle beleuchtete den Türrahmen mit seiner Lampe, Brobeil und Ellen standen
ein paar Schritte davon entfernt, lauernd und beobachtend. Die Geräusche gingen
im Verkehrslärm der Straße unter, die auf der anderen Seite des Gebäudes
vorbeiführte. Der Kriminalist ließ seine Blicke unterdessen an der Fassade
entlang streichen, doch da tat sich nichts. Kein Licht, keinerlei Bewegung.
Blühm geriet außer Atem, hakte noch einmal in die aufgewuchtete Spalte, drückte
und hob das Holz an, bis es splitterte und zerbrach. Unterhalb des Schlosses
hatte er ein Loch hineingebrochen. Jetzt bedurfte es noch einiger kräftiger
Druck- und Ziehbewegungen, bis die Tür aus dem Schließmechanismus krachte.
Blühm spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach, doch dann hatte er es geschafft:
Die Tür ließ sich nach innen aufschwenken, auf dem Boden lag zersplittertes
Holz.
    »Nichts anfassen!«, befahl Häberle und
trat als Erster in eine Art Flur hinein. Der Schein seiner Lampe fiel auf einen
gefliesten Boden, die Wände waren kahl. Nachdem sie alle vier eingetreten waren
und Brobeil mit einem Taschentuch die Klinke in die Hand genommen und die Tür
wieder zugeschoben hatte, soweit dies noch möglich war, gab der Kriminalist
Zeichen, still zu verharren. Sie lauschten in die Finsternis, die nur der
schmale Lichtkegel der Taschenlampe durchbrach. Nichts. Absolute Stille. Nur
der Straßenverkehr war zu hören. Ihnen gegenüber befand sich die breite
Haupteingangstür, die wesentlich massiver wirkte, als die hintere, durch die
sie gekommen waren.
    Der Kommissar ging einige Schritte weiter,
bis er auf einen langen Quergang stieß, der beidseitig durch die gesamte
Gebäudelänge führte. Ein schlichter, stilloser und zweckmäßiger Geschäftsbau,
dachte Häberle. Er ging nach rechts und wandte sich der ersten Tür auf der
rechten Seite zu. Er vermied es, ein Zimmer zu öffnen, das zur Straßenseite
lag, obwohl doch, wie er sich jetzt entsann, im gesamten Erdgeschoss die
Rollläden herabgelassen waren.
    Die drei Personen folgten ihm um die Ecke.
Dann griff er mit einer ebenfalls Taschentuch-umwickelten Hand zur Klinke und
stieß die Tür auf. Der Lampenstrahl traf auf kahle Wände und ließ sogleich
einen leeren Raum erkennen. Kein Möbelstück, keinerlei Akten. Absolut leer.
Häberle war irritiert. Er ging die paar Schritte zur nächsten Tür, riss sie auf
– und blickte wieder ins Nichts.
    »Versteht ihr das?«, wandte er sich im
Flüsterton an seine Begleiter. Diese schwiegen. Häberle öffnete noch weitere
vier Türen, schließlich drei auf der gegenüberliegenden Gangseite – doch
nirgendwo gab es auch nur den geringsten Hinweis darauf, dass dieses Gebäude
noch genutzt wurde. Es schien nichts weiter, als ein längst verlassenes
Bürogebäude zu sein.
    »Da muss es doch auch ein Untergeschoss
geben«, stellte der Kommissar fest und durchschritt eilig den langen und
schmalen Flur, gefolgt von den drei anderen. Tatsächlich entdeckten sie am Ende
des Gebäudes das Treppenhaus. »Wir geh’n runter«, entschied der Kriminalist.
Wenn es hier etwas Geheimnisvolles gab, so hatte er überlegt, wäre es gewiss
nicht in den oberen Etagen zu suchen gewesen.
    Im Schein der Taschenlampe stiegen sie die
Treppe hinab, die im Untergeschoss endete und in einen genauso langen Gang
mündete, wie er sich

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