Truthahn um zwölf
auch
alle applaudierten, als Ursula wieder den Hügel herunterkam mit dem
schwitzenden, aber wieder ruhigen Sahib.
Sie benahm sich, wie man es
erwarten konnte, sprang von dem nervösen Pferd und gratulierte Larry höflich,
wenn auch nicht gerade herzlich.
»Sie hatten Pech«, war Larrys
unvermeidliche Antwort. »Sahib springt wunderbar, aber er ist unruhig. Sie
haben Wunder mit ihm vollbracht.«
Dann sagte der Colonel etwas,
was niemand von ihm erwartet hätte: »Du bist sehr gut geritten, meine Liebe,
aber vielleicht sollten wir ihn nach deiner Abreise lieber Larry geben.
Entweder das, oder ihn verkaufen.«
»Aber sie dürfen ihn nicht
verkaufen«, sagte Larry schnell. »Es würde Anne das Herz brechen. Sie freut
sich so darauf, ihn zu reiten. Es kommt oft vor, daß Pferde die Nerven
verlieren, wenn sie das erste Mal so viele Menschen sehen.«
Da fand Ursula zu ihrem
gewohnten Ton zurück und sagte: »Ich bin nicht Ihrer Meinung. Onkel Charles
sollte ihn verkaufen. Anne kann nie ein so temperamentvolles Pferd reiten.«
Larry ärgerte sich und begann:
»Aber Anne...« Dann besann sie sich eines besseren und sagte: »Sie haben einen
ausgezeichneten Sitz, Ursula. Wenn Sie ein trainiertes Pferd reiten, kann
sicher keine von uns mithalten.«
Danach begannen, wie Paul es
später ausdrückte, die Komplimente nur so zu schwirren, und alle waren
zufrieden.
14
Ursula trat nun zu keinem
Wettkampf mehr an. Sie sagte mit Recht, Sahib sei zu aufgeregt, und es sei
weder für ihn noch für sie ratsam. Babette gewann das Jagdspringen der Ponys,
und Tony überredete Larry, beim offenen Springen mitzumachen, bei dem sie
hinter Julians Playboy den zweiten Platz belegte. Tonys Glück war vollkommen,
und sogar Ursula sagte, Babette sei ein schönes Pony.
Der Tag war sehr heiß, aber
glücklicherweise war auf der einen Seite der Koppel, die wir immer für das
Sportfest mieteten, ein Hügel mit ein paar großen Bäumen. Diese Koppel war
bestens geeignet für unser Fest, denn der Abhang ergab eine natürliche Tribüne,
so daß faule Leute von ihren Autos aus alles beobachten konnten.
Nach dem Springen begannen die
Zwischenrunden im Holzhacken. Peter hatte sich in einigen Vorrunden recht
beachtlich gehalten, und Tony hatte ihn, genau wie die Maoris, bei denen er
sehr beliebt war, begeistert angefeuert. Mick war immer noch völlig nüchtern
und würde am Finale teilnehmen, der Star aber war ein Maori, den wir alle gerne
mochten, Reti Moana , ein riesiger, liebenswürdiger
Mann, der aussah, als sei er zu faul, eine Axt zu heben. Er war jedoch ein
ausgezeichneter Arbeiter und bekannter Buschmann. Ziemlich sicher würde er
gewinnen, und wir fanden, wenn Peter schon geschlagen würde, dann lieber von
Reti als von einem anderen.
Dann kam die Mittagspause. Wir
waren nicht so fortschrittlich, daß wir ein Teezelt hatten, und natürlich war
Alkohol offiziell verboten. Ich war entsetzt, als ich Paul zum Colonel sagen
hörte: »Nächstes Jahr müssen wir wirklich ein Zelt aufmachen; die Mädchen
können das leicht übernehmen, und es würde uns viel Geld einbringen.« Ich
schlich mich davon, entschlossen, mich in diese Sache nicht hineinziehen zu lassen,
und ich sah mich schon im nächsten Jahr die ganze Woche vorher mit Backen
verbringen und Beiträge von den anderen geschäftigen Frauen einsammeln, und den
Tag selbst hinter einem Ladentisch in einem glühend heißen Zelt kühle Getränke
und Kuchen an die Menge verkaufen. Wenn das mein Schicksal sein sollte, dann
wollte ich den heutigen Tag genießen.
Das tat ich auch. Wir waren
alle sehr vergnügt, und bald verschwand auch die bohrende Sorge um Anne, und ich
dachte mir, was für ein Glück wir doch hatten, in einer so einträchtigen
Gemeinschaft zu leben. Besonderes Glück hatten wir mit unseren Maoris, die
bisher noch nicht den Drang verspürt hatten, in die Stadt zu ziehen, sondern
auf ihren eigenen kleinen Farmen lebten und ihr Einkommen mit Arbeiten für die
weißen Siedler aufbesserten. Von ihnen waren heute viele da, und wir kannten
die meisten; manche hatten bei uns Schafe geschoren, andere den Busch gerodet
oder in Ausschüssen mitgearbeitet, und einige hatten mit unseren Männern
zusammen im Krieg gekämpft. Niemand achtete hier auf die Hautfarbe, und wir
versammelten uns alle unter den Bäumen und verzehrten unser Mittagessen.
Ursula tat mir leid. Sie war
sicher sehr enttäuscht über Sahibs Versagen, aber leider machte sie das noch
anmaßender und taktloser
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