Truthahn um zwölf
würde ich heute nie mit Larry allein sein, und vielleicht würde irgend
etwas geschehen. Schuldbewußt machte ich mich auf die Suche nach den anderen.
Das Sportfest wäre bestimmt
lustig gewesen, wenn ich mir nicht solche Sorgen um Anne gemacht hätte, die
jetzt verzweifelt zu Hause saß. Es fiel mir schwer, zu Ursula höflich zu sein,
die in ihrem Reitdress sehr elegant wirkte. Sie sagte: »Anne hat sich also doch
nicht entschließen können, zu kommen?«
»Nein, sie fühlt sich nicht
wohl.«
»Wie schade. Sie hat
Aufmunterung nötig. Sie bekommt immer mehr Mitleid mit sich selbst, und das ist
anstrengend für Tim.«
»Es ist schon richtig, daß sie
nicht gekommen ist. Diese letzten Wochen sind immer aufreibend.«
»Aber finden Sie nicht, daß sie
etwas viel jammert? Natürlich sind Tim und Onkel Charles in dieser Hinsicht
schlecht für sie. Sie stellen sich furchtbar an wegen ihr. Immerhin ist es
etwas ganz Gewöhnliches, daß Frauen Kinder bekommen, und es ist ja nicht Annes
erstes.«
Ich schluckte eine giftige
Antwort hinunter und sagte: »Der Pokal, den der Colonel für den
Holzhack-Wettbewerb gestiftet hat, ist wirklich wunderbar. Ich wäre so froh,
wenn ihn einer von hier gewinnen würde. Aus anderen Bezirken sind einige gute
Holzhacker gekommen. Vermutlich haben sie von dem Pokal gehört. Er erregt
einiges Aufsehen. Wir haben bei unserem Sportfest noch nie etwas so Großartiges
gehabt.«
Ursula interessierte sich nicht
besonders für den Pokal, schaute sich aber mit mir die Preise an. Das Geschenk
des Colonel war in der Mitte aufgestellt und wurde gebührend bewundert. Neben
ihm verblaßten alle anderen Preise, so bescheidene Dinge wie Taschenlampen, Thermosflaschen
und Werkzeug.
Miss Adams, die mit den
Anstruthers gekommen war, sagte: »Unser Sportfest bekommt durch ihn eine ganz
andere Note, finden Sie nicht auch? Ich bin gespannt, wer ihn gewinnt. Mick ist
ein guter Holzhacker, und er ist noch unwahrscheinlich nüchtern. Macht Paul
auch mit?«
Ich sagte, daß keiner von
unseren drei Männern mitmachen würde. »Sie behaupten, sie seien zu alt, einfach
lächerlich. Aber sie haben Peter Anstruther dazu überredet. Wie steht es mit
dir, Julian?«
Er lachte. »Liebe Susan, willst
du mich auf den Arm nehmen? Ich kann nicht Holzhacken. Hab’ zu spät damit
angefangen. Aber Peter kann es wirklich gut. Ich werde ihn anfeuern.«
»Ich auch!« rief Tony. »Julian,
hast du die Geschichte mit Calebs Kater gehört?«
»Nur sehr ungenau, aber erzähl
mir die Heldentat, Tony«, und eine weitere Aufforderung war nicht nötig. Sie
war etwa bei der Hälfte ihres aufregenden Berichtes angelangt, als sich zwei
Neuankömmlinge zu uns gesellten. Bei ihrem Anblick fühlte ich mich etwas
unbehaglich, aber Tony hatte sie nicht bemerkt. Es war Colin Manson in
Begleitung eines sehr hübschen Mädchens, dessen Kleid so schlicht war, daß man
es für billig hätte halten können — aber nur, wenn man ein Mann war. Das mußte
Catherine Gordon sein, und ich machte mir Sorgen um Tony. Colin würde sicher
auf Rache sinnen.
Aber ich hatte unsere Tony
unterschätzt. Plötzlich bemerkte sie die beiden, unterbrach sich und sagte
obenhin: »Hallo, Colin — oder redest du nicht mehr mit mir?«
Er antwortete im gleichen Ton:
»Unsinn, und darf ich Ihnen allen gleich Catherine Gordon vorstellen. Das ist
ihr erstes Sportfest in den Backblocks, und ich möchte, daß sie alle unsere
Berühmtheiten kennenlernt.«
Catherine war charmant und
interessierte sich für alles. »Was für ein wunderschöner Pokal! Colin, warum
machst du da nicht mit? Du kannst doch sicher erstklassig Holzhacken.« Aber sie
wartete auf keine Antwort. »Tony, wir haben Sie in Ihrer Geschichte
unterbrochen. Erzählen Sie doch weiter. Colin hat mir gestanden, daß er sich
daneben benommen hat. Es war sicher keine Heldentat von ihm, wegzufahren und
den armen Kater sich selbst zu überlassen. Und er verdient es, ausgeschimpft zu
werden.«
Das war äußerst geschickt und
genau der richtige Ton. Danach ging alles glänzend; Tony machte Witze über die
Art, wie sie Colin angegriffen hatte, und er nahm alles mit so viel Humor auf,
daß ich ihn bewundern mußte. Das war damit also erledigt. Wenn Colin dieses
wirklich nette Mädchen heiraten würde, hätte sie bestimmt einen guten Einfluß
auf ihn, und für uns wäre sie auch eine große Errungenschaft. Colin würde
weiter im Supermarkt einkaufen, sich aber nicht zu lange aufhalten, und
Catherine und Tony würden
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