Truthahn um zwölf
unnötig.«
»Stimmt. Das hab’ ich gemeint.
Die arme Ursula. Es war scheußlich für sie, und es hat sie anscheinend wirklich
getroffen, obwohl man aus ihr nichts herauskriegen kann.«
»Kann ich mir denken. Aber du
mußt auch zugeben, daß es so am besten war. Sie ist selbst daran schuld. Larry
und ich haben uns überhaupt nicht eingemischt. Ich werde wohl alt, Anne. Früher
hätten Larry und ich schon vor Wochen deine Verteidigung übernommen, aber jetzt
bin ich nur erleichtert, daß es nicht nötig ist.«
»Natürlich wirst du alt.
Freunde retten kann ganz schön ermüdend sein. Schlimm genug, wenn man ihr
Gejammer anhören muß.«
Anne schien heute Morgen wieder
ganz die alte zu sein. Als ich ihr das sagte, meinte sie: »Ich weiß schon, ich
dürfte mich nicht so freuen, es ist gemein. Aber die Vorstellung ist wunderbar,
daß Tim und die Kinder und ich wieder allein sein werden, abgesehen natürlich
von der Krankenschwester, aber die ist ein sehr nettes Mädchen. Ursula besteht
darauf, am Dienstagmorgen zu fahren. Papa bringt sie weg.«
»Wie geht es ihm nach all der
Aufregung und nachdem sein Pokal kaputt ist?«
»Ach, um materielle Dinge
kümmert er sich nie, das weißt du ja. Aber ich glaube, die Sache mit Ursula hat
ihn richtig aus der Fassung gebracht. Nicht so sehr die Tatsache, daß sie mit
dem Auto ein fürchterliches Durcheinander angerichtet hat, sondern viel mehr,
daß sie Paul vor allen Leuten so angefaucht hat. Fürchterlich peinlich für
Papa, und auch für Paul.«
»Ein ziemlicher Schlag im
ersten Moment, und ich glaub’, er hat sich noch nicht ganz erholt. Aber er wird
es schon überstehen. Man könnte es den Augenblick der Wahrheit nennen, aber das
ist nicht nett. Unser Wagen ist nun einmal schwierig zu fahren, und Ursula hat
uns schon einmal bewiesen, daß sie auf Katastrophen nicht besonders geschickt
reagiert, sondern meist alles noch schlimmer macht.«
»Aber diesmal, vor so vielen
Leuten, war es wirklich unangenehm. Erst gestern hab’ ich gesagt, Papa und Tim
hätten sie damals bei der Sache mit dem Vanilleeis sehen sollen, und jetzt
schäme ich mich für dieses Geschwätz. Immerhin ist sie sehr hilfsbereit gewesen
und furchtbar nett zu Tim.«
»Ich weiß. Sie hat sich
unwahrscheinlich nützlich gemacht. Gottseidank ist das jetzt vorbei. Das
Wichtigste ist, daß du niemals die Nerven verloren hast und alles gut
ausgegangen ist.«
»Für sie nicht. Sie wird
wegfahren und sich nach dem, was gestern passiert ist, wie ein Versager vorkommen.«
»Sie nicht. Sie wird diese
unangenehme Geschichte sehr bald vergessen haben, und sich nur noch daran
erinnern, wie sie Tim bei der Arbeit mit den Schafen geholfen, die Kinder
herumkommandiert und sich bei dir nützlich gemacht hat.«
Anne lachte. »Sich nützlich
gemacht bei einer sehr ungeschickten jungen Frau, die wegen einer solchen
Kleinigkeit wie dem Kinderkriegen ein Mordstheater gemacht hat. Ach, ich weiß
ja, was sie sagt, aber mir ist das jetzt egal, weil sie geht. Ich bin bloß
froh, daß du sie überredet hast, über Weihnachten zu bleiben. Es wäre
schrecklich gewesen, wenn sie heute schon abgereist wäre. Sie sagte, du hättest
gemeint, daß das die ganze Freude verderben würde, und daß die Männer sie sehr
vermissen würden«, und wir lachten beide, als wir uns verabschiedeten.
Ich erzählte Tony, daß Ursula
wirklich abreisen würde, und sie sagte: »Das ist gut. Jetzt können wir uns
leichten Herzens an die Arbeit machen.«
Wir genossen die Ruhe und
konnten ungestört arbeiten. Nur einmal wurden wir unterbrochen durch einen
Anruf von Larry. Sie sagte: »Das war ein Fest! Und es hat eine wunderbare
Wirkung: Ursula geht.«
»Ich weiß. Sie sagte es mir
gestern abend.«
»Dann hast du sie also
überredet, Weihnachten noch hierzubleiben. Ich traf sie, als sie mit dem
Colonel heimfuhr, und es klang so, als hätte einer der Männer gesagt, sie würde
den ganzen Tag verderben, wenn sie abreist. Ich hätte gleich merken sollen, daß
du da deine Hände im Spiel hattest.«
»Ach, es ist viel besser, die
Sache noch zu einem erfreulichen Ende zu bringen. Gestern war es schrecklich
für sie.«
»Schlimm für Paul, vor allen
Leute so angegriffen zu werden. Auch für den Colonel, dessen teurer Pokal
kaputt ist, und am allerschlimmsten für den armen Reti, der sich so darauf
gefreut hat, mit ihm fotografiert zu werden. Um Ursula brauchst du dir bestimmt
keine Sorgen zu machen. Der fehlt nichts. Sie sagte heute vormittag, daß
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