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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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nicht gehen müssen und wartete gespannt auf Lindas Lösung.
    „Es gibt einige geheime Ausgänge hier, über die man rein und raus kann“, berichtete sie. „Aber das ist keine Hilfe, weil Ihr Wohnort bekannt ist. Nun, Sie könnten das Hotel wechseln, das wäre eine Möglichkeit. Aber wir würden es vorziehen, wenn Sie hier ein Zimmer beziehen würden.“
    Sie war sichtlich erleichtert, es endlich gesagt zu haben und beeilte sich, zu versichern, dass das Zimmer angenehm sei, ich ein eigenes Bad hätte und den Zimmerservice nutzen könne – wie im Hotel
    „Und das heißt auch nicht, dass Sie hier eingesperrt sind“ beteuerte sie. „Ich weiß, Sie wollten eigentlich durchs Land streifen, aber… “
    „Linda“, sagte ich, „das ist schon in Ordnung. Wenn nötig, bleibe ich erstmal hier.“
    Lindas Augen guckten ob ihres leichten Sieges ungläubig, dann strahlten sie. Sie erhob sich halb von ihrem Stuhl und umarmte mich.
    Sie konnte ja nicht ahnen, dass mich diese Mystik um Michael mehr band, als mir lieb war, auch, wenn das bedeutete, in die Gefangenschaft seines Ruhmes einbezogen zu sein.
    Dass Michael zu dieser Zeit generell große Schwierigkeiten hatte, integre Leute zu finden, die bereit waren, für ihn zu arbeiten, konnte wiederum ich nicht ahnen.

Tagore
    Ich bekam Michael lange nicht wirklich zu Gesicht. Von weitem allerdings sah ich ihn oft. Egal, wo er auftauchte – er war zu spüren. Plötzlich wusste man: Er ist irgendwo im Umkreis. Und dann fing jeder, nicht nur ich, an zu starren: Wie er sich bewegte, wie er stand, wie er sprach.
    Ich sah und hörte ich ihn oft, wenn er draußen im Park mit seinen Kindern spielte und wo ich ihn vom großen Küchenfenster aus beobachten konnte. Das waren Anblicke, die mich meine Arbeit vernachlässigen ließen. Michael hatte die Fähigkeit, sich im Spiel mit seinen Kleinen so vollständig zu verlieren, dass nicht auszumachen war, wer das größere Kind war. Ihr Gelächter tönte über die Entfernung hinweg zu uns durchs offene Fenster und zauberte jedem von uns ein Lächeln ins Gesicht.
    Es gab nur eines, das dem gleichkam oder sogar übertraf: Wenn Michael sang.
    Er sang mit seinen Kindern, er sang, wenn er im Haus etwas suchte oder hinaus in den Garten ging. Er sang unwillkürlich beim Essen, manchmal sogar beim Lesen, mit einem Buch in der Hand, als ob er dem Text eine Melodie gäbe. Seine Stimme war so rein und klar, dass jeder mit dem Geklapper, das die momentane Arbeit verursachte, innehielt, um seiner Stimme zu lauschen.
    Ich hatte immer gedacht, es sei das begleitende Orchester, die perfekte Abmischung seiner Songs, die deren Effekt so stark machte. Aber hier, in seinem Haus, da ich nur seine Stimme hörte, erkannte ich, dass Michael seine Seele in jedes Lied legte, dass etwas mitschwang, was jeder Melodie Größe gab.
    Obwohl ich ihm nicht direkt begegnete, waren es schöne Tage im Hause Jackson. Sein Wesen durchdrang die Räume, den Park, die Seelen der Kinder und es war etwas, was mich mächtig und unerklärlich anzog.
    Seit ich in Michaels Haus gezogen war (mit einem viel hübscheren Zimmer als im Hotel), machte ich mich daran, das wundervolle Gelände erkunden. Das Areal war riesig und ich entdeckte zauberhafte Plätze, die zum Verweilen einluden. Mein Lieblingsplatz wurde ein kraftstrotzender Laubbaum, dessen unterste Ausläufer etwa eineinhalb Meter über dem Erdboden begannen und sich weit nach vorne streckten. Der Stamm war so breit, dass sich mühelos drei Personen nebeneinander setzen konnten. Die Äste waren dicht belaubt und unter dem Baum wuchs weiches Moos. Es war irgendwie kuschelig dort unten, ein geheimer Unterschlupf. Durch die Zweige fiel genug Licht und, auf einer Decke liegend, mit Blick zum Teich, lauschte ich dem Wind in den Bäumen, beobachtete den Himmel und war glücklich, hier sein zu können. Es war still und ruhig in Michaels Garten. Es war besonders still und ruhig unter diesem Baum. Ich hörte Musik oder las, schrieb meine Eindrücke auf und hing meinen Gedanken nach. Für mich war es ein magischer Platz. Und allein das Aufsuchen dieser Zuflucht entschädigte mich für alle entgangenen Sehenswürdigkeiten, während ich meine Tage mit der Verpflegung von Michaels Kindern verbrachte.
    Nach der ersten Woche schon setzte eine gewisse Routine ein, da das Leben in Michaels Haus sich als überraschend bodenständig und unglamourös gestaltete. Die Kinder wurden privat unterrichtet und Michael nahm die Ausbildung sehr ernst. Er nahm

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