Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Schreckliches gesehen hätte.
„Michael...alles okay?“, fragte ich. „Ich....“
„Weiter“, flüsterte er, „bitte.“
Tief atmete ich ein, fixierte das Feuer, sagte:
„Mein Gedanke war: Wenn es stimmt, dass wir uns dieses Leben ausgesucht haben, dann haben wir uns auch unsere Herausforderungen und Rahmenbedingungen ausgesucht, die wir hier vorfinden.“
„Also geht es darum, ein vorgefertigtes Schicksal zu erlei... zu leben?“, fragte Michael und wandte sich mir wieder etwas zu.
„War auch mein erster Impuls. Aber... nein, das heißt es für mich nicht. Für mich bedeutet es: Die Freiheit zu haben, ein glückliches Schicksal zu leben, egal, welche Herausforderungen ich mir ausgesucht habe. Egal, unter welchem Horoskop ich geboren bin...warum soll ein Schicksal meine Seele versklaven? Wenn ich ein Problem habe, dann zeigt es mir den dunklen Punkt, den ich innerlich habe und der mein Glück boykottiert, verstehst du, was ich meine?“
„Es geht also darum die Ursache zu finden, warum einem das alles widerfährt.”
„Genau. Das berühmte Beispiel, wenn du das Signallämpchen für die Ölanzeige mit Kaugummi zuschmierst, weil sie leuchtet. Wenn das Signal weg ist, hast du deswegen immer noch zuwenig Öl im Tank. Und dann kommt, was kommen muss: Der Motor krepiert.“
Michael zuckte zusammen. Er bezog alles sehr auf sich.
„Und dann?“, schluckte er. „Wenn du es nicht herausfindest, es nicht schaffst...“
„Kaufst du dir ein neues Auto...“, flachste ich. Aber Michael verstand die Analogie und seine Körperhaltung, sein Gesichtsausdruck ließen mich spüren, dass er seine bisherige Form nicht mehr unbedingt als geeignet für das Erreichen seines Glückes ansah. Das schockierte mich zutiefst.
„Du schaffst es“, sagte ich eindringlich. „Schau, was hier steht: Du bekommst die Nüsse, die du knacken kannst.” Beschwörend sah ich ihn an. Und plötzlich wurde mir seine Zerbrechlichkeit bewusst und eine Ahnung versuchte sich mir aufzuzwingen, die ich wegdrängte, weil ich sie nicht fühlen wollte.
„Es ist nicht mehr viel Zeit“, flüsterte er.
„Vielleicht spielt Zeit nicht so die Rolle“, antwortete ich, obwohl mir flau war.
„Du glaubst an Reinkarnation?“
„Unbedingt“, antwortete ich. „Sonst würde das alles hier kaum einen Sinn machen. Lässt sich unsere Seele in etwas so Vulgäres wie Zeit pressen? Was glaubst du?“
Michael zögerte, bevor er mir seine Antwort mit brüchiger Stimme gab – und mich vorsichtig taxierend ansah.
„Ich weiß, dass dies nicht mein erstes Leben ist“, flüsterte er, als ob er sich seiner Ansichten schämte. „Ich kann so oft diese alten, vergangenen Leben spüren…und die Sehnsucht danach. Ich träume so oft von einem Leben, als ich König war…in einem so wunderschönen Land und…“, er brach ab, verunsichert.
„Ja“, murmelte ich, „das spürt man bei dir…diese Aura der alten Könige, diese Aura von Größe…und der Zeit, als ein König noch ein König war... “
„Ich sehe Bilder“, sagte er ermutigt, „...wie das alles war. Wie ich war. Ich hab das sogar malen lassen. Hab Bilder geschenkt bekommen...diese Zeit als König... als...ähm...“, er schämte sich zunächst, es auszusprechen, aber dann sagte er es doch: „... als Lichtwesen...Ich wäre gern wieder in dieser anderen Welt. Einer schöneren, einer, in der man dem anderen vertrauen kann, einer, in der ein Freund ein Freund ist, in der es keine Gewalt gibt…und kein Misstrauen...“ Seine Stimme erstarb.
Die Aura der Könige. Der Glanz der Lichtwesen. Das hatte er mit hierher gebracht. Und auch seinen unverrückbaren Glauben an die Macht der Liebe und seine Sehnsucht danach. Er konnte gar nicht anders. Und deshalb glaubte er an Menschen... schenkte er sein Vertrauen immer wieder dem bösen Onkel, weil etwas in ihm in die falsche Richtung wies. Aber was?
Wir lagen beide auf unseren Kissen, lauschten dem Feuer und wieder war diese absolute Verbundenheit zu spüren. Auch, wenn er viel Leid in sich trug, war es phantastisch, mit ihm in Resonanz gehen, denn diese lichte Seite war offen und leuchtete wie der heilige Gral. Nach einer Weile drehte er den Kopf zu mir, fragend.
„Wenn du hier bist, hat das seinen Grund“, erinnerte ich ihn sanft. „Es war deine Wahl.“
Michael presste die Lippen zusammen. Es war nicht schwer zu erkennen, was er über seine Wahl dachte.
„Vielleicht hat Gott einen ja auch für bestimmte Dinge ausgesucht“, sagte er.
„Das
Weitere Kostenlose Bücher