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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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entrüstet. „Ich weiß, dass mein Talent von Gott kommt, das ich es einsetzen sollte, um damit Gutes zu tun. Wenn alle so…“
    „Das ist ja ehrenwert und spricht auch sehr für dich“, entgegnete ich schnell. „Aber das bringt dich doch nicht weiter. Und die Welt auch nicht. Und obendrein ist es…“, jäh schloss ich den Mund, tausend Worte auf der Zunge.
    „Warum nicht?“, Michael war aufgebracht und ich merkte, wie er zumachte.
    „Weil es in diesem Theater hier auf dieser Erde nur um DICH geht“, rief ich ungestüm. „Um dein Leben! Es geht darum, dass DU glücklich wirst. Und wenn du das wärst, dann sieh, was passiert! Dann würdest du viele Probleme, die du heute am Hals hast gar nicht erst haben, die würden sich in Luft auflösen, weil du ihnen keinen Nährboden mehr gibst! Aber dazu musst du den Mut haben, auf dich zu schauen und auf niemanden sonst. Du musst dich glücklich machen und niemanden sonst! Das ist der wahre Weg, die Welt besser zu machen!“
    „Aber…aber…“
    „Und“, fuhr ich impulsiv fort, „du hättest damit hier auf Erden eine weit größere Wirkung, als du das jetzt mit viel Kraft, mit viel Missverständnissen und viel Leid für dich versuchst! Was tust du dir an, dass sie so auf dich drauf hauen müssen? Was in dir gibt den Leuten die Erlaubnis, dich so zu behandeln, wie sie es tun? Und noch dazu in dieser Permanenz all die Jahrzehnte lang! Warum?“
    Erschrocken schlug ich nach diesem Ausbruch die Hand vor den Mund. Was sagte ich da? Ergab das überhaupt einen Sinn?
    Michael sah mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an. Wütend? Beleidigt? Entrüstet? Ablehnend? Fassungslos? Ahnend? Verwirrt? Von allem ein bisschen.
    „Versteh doch“, sagte ich. „Wie willst du die Probleme der Welt lösen, wenn du nicht bereit bist, deine zu lösen?“
    Michael wich ein paar Zentimeter vor mir zurück. Die Lippen pressten sich aufeinander und seine langen Finger rissen an einem dicken Wollfaden im Teppich herum.
    „Du verstehst mich nicht“, sagte er und es klang wie eine Ohrfeige. „Du hast keine Ahnung.”
    Ich biss mir auf die Lippen. Sekunden angespannten Schweigens folgten.
    „Was für ein Wort wolltest du vorhin sagen, als ich dich unterbrochen habe“, fragte er dann plötzlich.
    „Hast du mich unterbrochen? An welcher Stelle?“
    „Ja, als du von meinen Talenten gesprochen hast. Du sagtest: was für eine…?“
    Ich schwieg.
    „Na, komm schon“, sagte Michael. „Ich will es hören.“
    „Nein, Michael, ich hab schon zuviel gesagt heute... und...“
    „Chirelle! Ich will es hören! Bitte!“
    Hallo, dachte ich. Der König sprach. Er war sehr authentisch in dieser Rolle. Mir gefiel das. Es entsprach ihm. Es fühlte sich richtiger an, als das Schüchterne.
    „Na gut“, sagte ich herausfordernd. „Ich wollte sagen: Was für eine Versuchung!“
    Michael ließ sich auf den Rücken fallen und starrte die Decke an.
    „Eine Versuchung“, wiederholte er leise. „Eine Versuchung! Heißt das, es war ein Fehler, aufzutreten, auf die Bühne zu gehen? Hätte ich mein Talent nicht ausleben sollen? Damit hab ich das Geld verdient, das ich spenden konnte. Mit diesem Geld ist vielen geholfen worden…und das ist meine größte Intention: Ich will Kindern helfen, will für sie da sein... sie haben keine Stimme... ich fühle ihr Leid...“
    „Dein Talent nicht ausleben?“, unterbrach ihn. „Hast du sie nicht mehr alle? Das wäre das Verbrechen schlechthin gewesen! Nein, das heißt es nicht, Michael. Es ist gut, was du machst und es ist fabelhaft, wie du den Kindern dieser Welt hilfst. Aber es ist eine Versuchung, solange sie verhindert, dass du dich mit dir selbst beschäftigst. Wenn du singst und tanzt, bist du mit Gott verbunden – das ist so spürbar und das macht alles, was du auf die Bühne bringst, so unsagbar schön. Aber was ist, wenn du nicht tanzt? Wenn du nicht singst? Verstehst du, was ich meine?“
    Michael sagte kein Wort. Aber er hielt Blickkontakt.
    „Du hast noch etwas nicht gesagt“, stellte er fest.
    „Tatsächlich?“, fragte ich und staunte über sein Gedächtnis.
    „Ja. Du sagtest, als es um die Kinder ging und um unseren Planeten, der mir so am Herzen liegt...du sagtest: ...obendrein ist es…?“
    „Oh Gott!“, kicherte ich und ließ mich auf das Kissen fallen. „Das kann ich dir nicht sagen, dann bist du vollends beleidigt! Das ist zu krass!“
    „Ich bin überhaupt nicht beleidigt!“, rief Michael.
    „Bist du wohl!“
    „Bin ich

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