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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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das erste Mal las, war er für mich wie eine Ohrfeige, wie eine Erinnerung an etwas, woran ich instinktiv nicht erinnert werden wollte.“
    „Welchen Satz meinst du?“, fragte Michael tonlos.
    „Dass meine Existenz auf diesem Planeten meine Entscheidung war“, antwortete ich. „Zeitweise fühlte ich mich dieser Welt so fremd, dass ich nicht hier sein wollte. Ich wollte mit den Menschen nichts zu tun haben, ich fand sie anstrengend. Ich schien die Regeln nicht zu kennen...hab mich ausgegrenzt gefühlt. Unverstanden. Ungeliebt. Ich dachte einfach, ich gehöre hier nicht her.“
    *Deine Existenz auf diesem Planeten ist eine Wahl, die du getroffen hast.
    Mut ist die Membran, die dein Herz beschützt. Lebe dein Leben auf mutige Art und Weise, wissend, dass das, womit auch immer du konfrontiert wirst, nicht stärker ist als du. Dein Problem ist nicht größer als du, noch ist es kleiner. Betrachte dein Problem als etwas Gleichrangiges.
    Alles, was in deinem Leben passiert, dient deiner persönlichen Erhebung.
    Ein Holzscheit knackte laut im Kamin, Funken stoben hoch, die sich lautlos wieder mit dem Feuer vereinigten, als ob sie nie getrennt gewesen wären. Michael blieb nach wir vor stumm, aber es war ein beredtes Schweigen. Ich drehte mich zu den Flammen und richtete meine Worte an sie:
    „Ich schien alles falsch zu machen. Ich hatte irgendwie keine Ahnung, wie man sich in dieser Welt verhält, alles, was ich tat, war irgendwie daneben. Ich war zu laut oder zu leise, nachgiebig oder fordernd...nie schien mein Verhalten angemessen zu sein. Alle anderen waren sich immer so...sicher..., während ich mich komisch und seltsam fühlte. Es war schrecklich. Ich fühlte mich dieser Welt und den Menschen nicht zugehörig.“
    Ich sah Michael an. Sah, wie er seine Sonnenbrille abnahm. Sah seine so dunklen Augen, sein Gesicht, das so schön war durch seinen Ausdruck.
    „Das Gefühl hatte ich auch oft“, sagte er leise. „So oft. Ich habe es heute noch.“
    Plötzlich stand er auf, löschte das Deckenlicht im Zimmer. Die einzige Lichtquelle wurde der warme Schein des Feuers. Zu meiner unendlichen Überraschung zog er seine Schuhe aus, holte sich ebenfalls ein Kissen und hockte sich, mit etwas mehr als einem Meter Abstand, zu mir auf den Boden.
    Forschend sahen mich die geschminkten Augen an, ein erwartungsvolles Lächeln auf dem Gesicht, und ich war erstaunt, wie schnell er von dieser anfangs distanzierten Einstellung zu einer kindlichen Offenheit umschalten konnte. Mehr noch: er wirkte jetzt wie ein wissbegieriger Junge und so saß er auch auf dem Boden, in der Haltung eines Kindes, das sich auf eine Geschichte freut ... auf die Lösung eines spannenden Rätsels. Dieser Wechsel war so abrupt und die Hüllen waren so spontan und unüberlegt gefallen, dass mir schlagartig klar wurde, wie leicht er ausgenutzt werden konnte. Er war immer noch das Kind, das einfach nur spielen und Freunde haben, das sich bedenkenlos anderen Menschen anvertrauen wollte. Es war berührend, ihn so auf dem Teppich sitzen zu sehen, mit diesem leuchtenden Kinderblick. Ein Kind, das dir vertrauensvoll in die Augen schaut, vollkommen überzeugt, dass du ihm nichts antust und vor allem Übel bewahrst.
    Ich war komplett überwältigt von dieser Unschuld. Anders konnte man das nicht nennen. Es schien, als ob in ihm keine Nuancen zwischen dem misstrauischen, geprügelten Menschen und dem offenen Kind existierten. Er konnte nur die eine oder andere Seite wählen.
    Mein Herz schwoll an in dem Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen, ihm über die Wangen zu streichen, all die Dinge zu tun, wonach er sich als Kind gesehnt haben mochte und es jetzt noch tat.
    „Was hast du heute für ein Gefühl?“, fragte er mich. „Glaubst du immer noch, dass du aus Versehen hier gelandet bist?“
    „Nein“, antwortete ich, „...obwohl mir das nicht leicht fiel. Wenn man unglücklich ist, ist der erste Impuls wohl Flucht – in Gedanken, Taten, Suchtmittel, wir haben ja hier auf dieser Welt viele Surrogate, nicht? Mentale Flucht war lange mein Impuls. Aber dieser Satz...traf mich... und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass ich vor meinen Herausforderungen davonlief. Um ehrlich zu sein: Damals kam ich von einer Katastrophe in die andere...und irgendwann erkannte ich, dass ich immer wieder mit den gleichen Dingen konfrontiert wurde – in verschiedenen Verpackungen - und mir wurde klar, dass mich all das solange verfolgen würde, bis ich es gelöst hätte...und dass ich wohl

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