TS 01: Attentat auf Sol
meine Herren’ – oder so ähnlich. Der Sinn jedenfalls war unverkennbar.“
„Er hat uns – erwartet?“ stieß Harrel hervor und verlor ein wenig an Farbe. „Das sagte er? Hat er denn nicht bemerkt, daß er zehntausend Jahre in jenem Gang gewartet hat? Haben denn die Roboter kein Zeitgefühl?“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Dann werden wir wahrscheinlich auch zehntausend Jahre warten müssen, bis er uns wieder hier hinaus läßt.“
Fraud schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht. Nachdem ich erst einmal durch meine Worte an ihn den Kontakt auslöste, handelte er automatisch. Er brachte uns vor die Tür, öffnete diese, verschloß sie wieder, nachdem wir eingetreten waren, und wird sie nach einer gewissen Zeit auch wieder öffnen. Alles andere wäre unlogisch. Erst wenn er wieder von uns entlassen worden ist, wird er entaktiviert und verharrt in regloser Stellung, bis ihn ein neuer Befehl trifft.“
Harrel seufzte auf.
„Gebe Gott, daß du dich nicht irrst!“
Aber als dann die Tür plötzlich lautlos zurückglitt und der Roboter höflich zur Seite trat, war er mit einem einzigen Satz auf dem Gang. Nur in letzter Sekunde konnte er verhindern, dem Roboter ein freundliches ,Danke schön!’ zuzurufen.
Es wäre ein recht unfairer Dank gewesen.
*
Mit Hilfe Jon Halley’s fanden sie am andern Tag den Sender.
Von hier aus wurde die Räumbotschaft unaufhörlich gesendet und durch den Tunnel zum Sonnensatelliten geleitet. Eine zweite Strahlung sandte regelmäßige Impulse, aber keine Funkzeichen.
Als Halley die Art dieser zweiten Sendung erläuterte, atmete Harrel auf und sagte zu Fraud:
„Das ist es! Diese Impulse gelangen in die Relaisstation des Sonnensatelliten, werden dort verstärkt und zur Sonne weitergeleitet. Wenn es uns gelingt, diesen Sender hier außer Betrieb zu setzen, dürfte der Prozeß auf der Sonnenoberfläche sofort aussetzen und die Erde gerettet sein.“
„Welch ein gigantisches Attentat auf unsere Sonne“, flüsterte Fraud mit mühsam unterdrückter Bewunderung. „Sie haben Sonnen geopfert, um den Feind aufzuhalten oder gar zu vernichten.“
„Wir werden die Sonne retten müssen, um die Menschheit zu erhalten“, entgegnete Harrel mit leichtem Vorwurf. „Die technische Vollkommenheit der Majos ist bewundernswert; aber ich weiß nicht, ob ich mich mit ihren Methoden einverstanden erklären kann.“
„Was soll das ganze Gerede?“ wunderte sich Halley, während seine Augen suchend umherschweiften. „Helft mir mal lieber herauszufinden, wie man den Kram hier abschalten kann. Ich sehe nur die sich drehende Scheibe und sonst nichts. Erst wenn mein Empfänger schweigt, mit dem ich die Funkzeichen auffange, haben wir es geschafft. Wie aber wollt ihr an diese verplombten Kästen herankommen? Das Glas ist doch kein Glas, sondern ein verdammter Kunststoff, der härter ist als Diamant. Wie wollen wir also vorgehen?“
„Ein paar Granaten“, vermutete Fraud.
„Der Hauptschalter im Keller!“ lehnte Harrel den kriegerischen Vorschlag des Franzosen ab. „Wozu unnötige Zerstörungen anrichten? Spätere Expeditionen werden froh sein, hier unermeßlich nützliche Forschungen anstellen zu können.“
Das sah Fraud ein. Aber er hatte Bedenken.
„Und wenn es nicht der Hauptschalter für die Energie ist?“
„Was soll es sonst sein?“
Fraud wehrte mit beiden Händen ab.
„Keine Vermutungen! Wir werden es bald wissen. Nicht umsonst haben wir uns ja mit dem einen Roboter angefreundet. Suchen wir ihn auf und fragen ihn. Vielleicht kann er uns Auskunft geben.“
Halley blieb zurück und suchte weiter nach einer schwachen Stelle, während Fraud und Harrel in den Keller eilten. Der Franzose trat an den Roboter heran und fragte ihn:
„Wozu dient der Hebel in der verbotenen Kammer?“
„Jeder weiß, daß er der Vernichtung dient“, gab der Roboter zurück. Fraud konnte es sehr gut verstehen, wenn er auch etliche Minuten überlegen mußte, ehe er die nächste Frage stellen konnte:
„Was vernichtet er?“
„Das Zentrum der Macht, Herr.“
„Dies Gebäude also?“
„Ja, Herr.“
Fraud wandte sich ab und zog Harrel mit sich. Als sie ein Stück entfernt waren, so daß der Roboter sie nicht mehr hören konnte, übersetzte der Franzose seinem Gefährten das Gesprochene.
„Also kein einfacher Energieschalter“, endete er.
Harrel stand in tiefes Nachdenken versunken. Dann raffte er sich auf. Langsam schritt er weiter, auf den Lift zu.
„Wir werden also das
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