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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Martynow
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und ernste, dabei aber ruhige Gesicht Kamows gab mir die Gewißheit, daß die unbekannte Gefahr vorüber war.
    »An die linken Fenster! Melnikow zur Aufnahme!« rief Kamow. und preßte das Auge ans Periskop.
    Sofort war ich bei dem in die linke Schiffswand eingebauten Filmapparat. Ohne noch zu wissen, was vor sich ging, öffnete ich das Objektiv und schaltete das Band ein. Dann ergriff ich in fieberhafter Eile die tragbare Filmkamera und öffnete »mein« Fenster.
    Anfangs sah ich nichts. In der dunklen Leere leuchteten friedlich wie immer unzählige Sterne. Alles war wie sonst. Da aber tauchte vor uns an der Bordwand der grell erleuchtete gezackte Rand eines riesenhaften Körpers auf. Er wurde von Sekunde zu Sekunde größer und schien mit unheimlicher Geschwindigkeit geradeswegs auf unser Schiff zuzufliegen.
    Ich erblickte bizarr aufgetürmte Felsen mit scharfen Vorsprüngen und tiefen schwarzen Spalten. Es sah aus, als würde dieser in der Sonne funkelnde Bergkoloß das kleine Raumschiff, das ihm furchtlos entgegenjagte, im nächsten Augenblick zerschmettern.
    Der unförmige Klumpen tauchte im Nu vor den Schiffsfenstern auf und versperrte uns die Sicht. Er flog so dicht an uns vorbei, daß man wohl nur die Hand auszustrecken brauchte, um seine graue Oberfläche zu berühren. Über seine Felsvorsprünge und tiefen Schluchten glitt blitzartig der Schatten unseres Schiffes.
    Wieder zeigte sich ein ungleichmäßiger, gezackter Rand, und der Koloß verschwand so schnell, als wäre er hinter uns im Raum zerschmolzen. Wieder erschloß sich uns die friedlich leuchtende Sternenwelt. Unergründliche Leere umgab von neuem das Schiff, und es schien, als hätte es den ungestalten Brocken, der unserem Weltraumflug beinahe ein Ende gesetzt hätte, niemals gegeben.
    All das hatte höchstens zwanzig Sekunden gedauert. Erschüttert, wenn nicht gar ein wenig verstört, hörte ich auf, die Kurbel zu drehen, und stellte den automatischen Apparat ab. Mehr gab es nicht zu filmen.
    Kamow atmete tief auf. Sein Gesicht war sehr blaß. Er zog ein Tuch hervor und wischte sich mit einer müden Bewegung die Stirn.
    »Was war das?« fragte ich flüsternd Paitschadse.
    »Ein Asteroid«, antwortete er. »Einer jener Zwergplaneten, die den Astronomen der Erde unbekannt sind.«
    »Wir haben als erste einen aus größter Nähe gesehen … und so nahe«, sagte Belopolski.
    »Für eine solche Begegnung standen zwar die Chancen eins zu hunderttausend«, meinte Kamow, »und trotzdem werde ich mir meine selbstsichere Behauptung, daß sie unmöglich sei, nie verzeihen.«
    »Wozu so reden?« meinte Paitschadse. »Eine Begegnung mit einem Asteroiden war erst hinter der Marsbahn zu befürchten. Dort ist ihre Hauptzone. In der Nähe der Erdbahn sind sie selten. Was eben geschah, ist ein höchst seltener Ausnahmefall.«
    »Aber dieser höchst seltene Ausnahmefall hätte Ihnen das Leben kosten können«, sagte. Kamow.
    »Und Ihnen auch«, versetzte Belopolski. »Die heutige Technik ist noch nicht imstande, einen solchen Zusammenstoß abzuwenden. Wenn er stattgefunden hätte, wäre niemand daran schuld gewesen.«
    Kamow schwieg eine Weile.
    »Sie haben natürlich recht«, meinte er dann. »Ich werfe mir nur vor, daß ich von der Unmöglichkeit einer solchen Begegnung gesprochen habe. Das soll nicht nur uns, sondern allen Weltraumfahrern der Zukunft eine nützliche Lehre sein. Wer hat Wache am Pult?«
    »Ich«, antwortete Belopolski.
    »Bleiben Sie weiter auf Ihrem Posten!«
    »Wollten Sie sich nicht schlafen legen?« wandte sich Paitschadse an mich, als sich die Tür hinter dem Kommandanten geschlossen hatte. »Gehen wir. Für heute reicht’s an Interessantem. Noch etwas dürfte sich schwerlich ereignen.«
    In der Kajüte machten wir es uns in unseren Netzen zu beiden Seiten des runden Bordfensters bequem.
    »Ich denke immer noch an die Worte Konstantin Jewgenjewitschs«, sagte ich. »Erinnern Sie sich? Er meinte, die heutige Technik sei noch nicht imstande, einen solchen Zusammenstoß zu verhüten. Aber wäre es nicht möglich, den Funkscheinwerfer mit einem Automaten zu koppeln, der die Flugrichtung des Schiffes beim Auftauchen eines Hindernisses ändert? Könnte man das Schiff nicht mit einer Art Kurssteuerung versehen?«
    »So etwas gibt es nicht«, erwiderte Paitschadse. »Was sich für ein Flugzeug eignet, muß sich noch lange nicht für ein Raumschiff eignen. Bedenken Sie nur, daß wir nach dem Trägheitsgesetz fliegen. Die Motoren sind ja gar nicht in

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