TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
grenzenlosen Raum zwischen den beiden Sternen. Die Geschwindigkeit des Schiffes erhöhte sich, bis die von ihm ausgehenden Lichtquanten nur um ein Weniges schneller waren und nicht viel früher am Ziel ankommen würden.
Der Weltraum hatte die SIRIUS wieder …
… und die Zeit verlor ihre Bedeutung.
*
Der automatische Kalender, dessen einziges Bezugssystem das Raumschiff selbst war, zeigte den 31. Dezember 1991 an. Drei Jahre waren seit der Flucht von Alpha Centauri vergangen, und die SIRIUS näherte sich dem heimatlichen Sonnensystem. Schon war Sol größer geworden und leuchtete als hellster Stern vor dem Bug des Ionenschiffes.
Fraud saß, wie so oft in den vergangenen Jahren, bei seinem Freund Harrel im Observatorium. Seine Frau Julet begleitete ihn, denn niemand war begieriger als sie, die Annäherung an die neue Heimat zu beobachten und immer wieder für sie neue Dinge zu erfahren.
Anderson hatte, kaum daß sie das System des Alpha Centauri verlassen hatten, die einfache Trauungszeremonie vorgenommen. Trotzdem war es Julet in den ersten Monaten nicht leicht geworden, den abrupten Abschied von Planet III und von ihrem Vater zu überwinden, aber Fraud hatte es verstanden, sie von der unbedingten Notwendigkeit ihres Handelns zu überzeugen.
Harrel schob das Teleskop beiseite und wandte sich dem Bildschirm zu.
„Die Vergrößerung hier ist besser“, bemerkte er sachlich und drehte an verschiedenen Knöpfen, um das Bild schärfer erscheinen zu lassen. „Wir sind noch knapp einen Lichtmonat von der Sonne entfernt.“
Fraud rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
„Es ist das gleiche wie damals, als wir uns Alpha Centauri näherten“, sagte er und verriet damit, was ihn bedrückte. „Hast du es eigentlich jemals den anderen erzählt?“
Harrel sah ihn fragend an.
„Was meinst du?“
„Nun, die Sache mit der Zeit. Wir sprachen damals darüber. In drei Jahren legen wir mit knapper Lichtgeschwindigkeit eine Strecke von viereinhalb Lichtjahren zurück. Du hast es mir zwar zu erklären versucht, aber wenn ich auch die Theorie begriff, so ist das in der Praxis, wenn man es selbst erlebt, doch etwas anderes. Mir kommt das alles so unheimlich vor, so unwirklich.“
„Ist es auch“, gab Harrel zu. Es fiel Fraud auf, daß er dabei nicht lächelte, sondern daß sein Gesicht sehr ernst wurde. „Wir werden uns damit abfinden müssen, gleich zwei Phänomenen zu begegnen.“
„Welchen?“
„Zuerst einmal haben wir die Tatsache zu verdauen, daß wir für unseren Flug weniger Zeit benötigen, als wir eigentlich rein rechnerisch benötigen müßten. Nun gut, damit kann man sich abfinden, denn es scheint nur günstig und vorteilhaft. Aber wenn wir auf der Erde landen, werden wir auch noch feststellen müssen, daß dort vielleicht zwanzig Jahre vergingen anstatt nur knapp sieben, wie unser Kalender anzeigt. Wir und die SIRIUS wurden nur sechs Jahre und vier Monate älter, die Erde aber mindestens zwanzig. Ich bin gespannt, wer von unseren Freunden noch lebt.“
„Kubanow auf der Mondstation bestimmt“, behauptete Fraud. „Und Doktor Herber, unser guter deutscher Freund, sicher auch noch. Er hatte eine eiserne Gesundheit.“
„Die Altersschwäche macht auch vor dem Gesunden nicht Halt“, gab Harrel zu bedenken.
„Na, so viel machen zwanzig Jahre auch nicht aus!“
„Wenn es nur zwanzig sind, Gaston!“
Fraud beugte sich ein wenig vor.
„Du vermutest, es seien mehr?“ fragte er und konnte nicht vermeiden, daß er blaß wurde. „Wie kommst du darauf?“
„Nur eine bloße Vermutung. Es kommt darauf an, ob unsere Geschwindigkeit tatsächlich den Meßwerten entspricht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich eine Geschwindigkeit so genau nach der tatsächlichen Ausströmgeschwindigkeit der Ionen berechnen läßt. Vielleicht ist bei Berücksichtigung der Massenträgheit ein geringer Fehler unterlaufen – und schon wären wir schneller, als die Instrumente anzeigen.“
„Na, und wenn schon! Was kommt es auf ein paar Kilometer mehr oder weniger schon an?“
„Die Kilometer interessieren mich nicht“, sagte Harrel und betrachtete aufmerksam den Bildschirm. „Aber du solltest nicht vergessen, daß eine Steigerung der Quadratur enorme Größen hervorzubringen vermag. Ein Kilometer mehr oder weniger in der Sekunde vermag die Dilatation der Zeit ungeheuer zu verzerren.“
Fraud machte eine abwehrende Handbewegung.
„Gut, dann sind es eben dreißig Jahre. Was macht es uns
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