TS 09: Kinder des Weltalls
machen. Henderly und Folden könnten für die nächste Zeit ihren Platz im Rat beibehalten, aber über Conway müßte auf jeden Fall verfügt werden. Und über Merrill auch. Gregson richtete sich in seinem Stuhl auf, als Jay das Büro betrat.
„Du hast nach mir geschickt?“ Jay sah übermüdet aus.
„Ja.“ Gregson nahm die Auftragskarte und schob sie dem Offizier hin. „Ein weiterer Auftrag in deinem Sektor. Der andere schon erledigt?“
„Jawohl.“ Jay starrte empfindungslos auf die Karte, mußte sich dann aber zusammennehmen, um eine unwillkürliche Reaktion zu unterdrücken. Sam Aldway. Der Mann, den er untergeschoben hatte, um Curtways fehlenden Leichnam zu ersetzen. Anstatt das Problem gelöst zu wissen, war es nur hinausgeschoben. Er mußte immer noch einen unschuldigen Fremden finden und auslöschen. Einen Augenblick lang empfand er den Alpdruck fortgesetzter Aufträge, von denen jeder den Mann betraf, den er gerade getötet hatte. Plötzlich fielen ihm Gregsons Augen auf.
„Stimmt etwas nicht?“
Jay gab die Auftragskarte über den Tisch zurück. „Warum fragst du?’“
„Du sahst so sonderbar aus. Tut mir leid, daß ich dich so stark beschäftigen muß, aber du weißt, wie notwendig alles ist. Du wirst wahrscheinlich in den nächsten Mona ten sehr viel zu tun haben.“
„Glaubst du das?“ Jay ging auf den freundlichen Ton nicht ein.
„Ich bin davon überzeugt. Ich erinnere mich an eine Zeit, als …“ Gregson brach unvermittelt ab, als sich die Tür öffnete und Merrill das Büro betrat. „Was willst du? Hat man dir nicht gesagt, daß ich beschäftigt bin?“
„Das hat man. Aber ich kann nicht warten.“ Merrill lächelte geheimnisvoll und sah Jay vielsagend an. „Du solltest dich umziehen. In roten Shorts siehst du besser aus.“
„Umziehen?“ Jay fühlte, wie sich sein Magen in böser Vorahnung zusammenzog. „Warum?“
„Das wirst du gleich sehen.“
Jay zögerte, als aber Gregson ihm kurz zunickte, dreh te er seine schwarzen Shorts um und kehrte ihre rote Seite nach außen. Merrill sah ihm zu, ein triumphierendes Lächeln in seinen Mundwinkeln, und wies dann mit dem Daumen auf die Tür. „Dort draußen ist jemand, der dich sprechen will.“
„Einen Augenblick!“ Gregson trat hinter seinem Tisch hervor. „Ich gebe die Befehle, Merrill. Was ist los?“
„Frage Jay.“
„Ich frage dich“ stieß Gregson ungeduldig hervor. „Blase dich nur nicht so sehr auf, Merrill. Ich meine, du solltest dich an eine Unterhaltung erinnern, die wir vor kurzem hatten.“
„Und ob ich mich daran erinnere.“ Merrill gab sich keine Mühe, seine Schadenfreude zu verbergen. „Gerade das macht ja die Angelegenheit so reizvoll. Jay hat einen Auftrag verpfuscht, und zwar vollkommen. Er hat nicht nur einen Elektroingenieur durch elektrischen Strom ausgelöscht – ein Vorgang, der an sich schon so dumm ist, daß er unglaublich scheint –, sondern er verrichtete auch die Arbeit noch in dem eigenen Wohnraum des Mannes und vor Zeugen. Ich erhielt die offizielle Anklage schon, bevor ich den Toten überhaupt gesehen hatte. Name, ‘Zeit, Ort – alles.“ Er lächelte Jay an. „Du hast eine wahre Meisterleistung vollbracht.“
„Halt den Mund!“ Gregson biß sich auf die Lippen. „Hast du den Zeugen unauffällig hergebracht?“
„Unauffällig?“ Merrill zuck te mit den Schultern. „Sie stand mitten in einer Menge, als ich am Ort des Geschehens eintraf. Ihr Bruder, ebenfalls Elektriker, war bei ihr, und noch ungefähr ein halbes Dutzend anderer Leute. Sie alle hörten, wie sie den Beschuldigten mit Namen nannte und die offizielle Anklage erhob. Ihr Bruder schwor, daß er diesen Vorfall zu seiner eigenen Sache machen und dafür sorgen würde, daß der Mörder vor Gericht käme. Beseitige den Zeugen, und du wirst erreichen, daß alle Elektriker des Schiffes dir unangenehme Fragen stellen.“
„Schweig!“ Gregson starrte in Merrills grinsendes Gesicht. „Hol den Zeugen herbei und wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht – es ist eine ernste Angelegenheit!“ Er sah Jay forschend an. „Curtway?“
„Ja.“
„Sagt Merrill die Wahrheit?“
„Ich weiß es nicht“, erklärte Jay mißmutig. „Ich mußte meine Arbeit überstürzen, das stimmt, aber …“
„Aber der Mann ist tot?“
„Ja.“
„Gut.“ Gregson stand einen Augenblick in Gedanken versunken da. „Du warst ein Dummkopf, West“, sagte ‘ er ruhig, „aber vielleicht können wir die Sache bereinigen. Hat das
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