TS 09: Kinder des Weltalls
Mädchen tatsächlich gesehen, daß du den Mann ausgelöscht hast?“
„Natürlich nicht.“
„Gut.“ Gregson wandte sich zur Tür, als Merrill in Begleitung einer jungen Frau das innere Büro betrat. „Mein Offizier hat mich davon in Kenntnis gesetzt, daß du eine Anklage erheben willst“, sagte er kurz. „Stimmt das?“
„Es stimmt.“ Mit vor Tränen geschwollenen Augen sah Susan Jay direkt an. „Dort steht er. Das ist der Mann, der meinen Vater ermordet hat.“ Mit ausgestrecktem Arm wies sie auf ihn, und Jay konnte ihren Haß und Zorn fast körperlich fühlen. „Ich klage diesen Mann wegen Mord an und verlange die volle Strafe, die im Gesetzbuch des Schiffes niedergelegt ist.“
Die volle Strafe war qualvoller Tod.
Kapitel 12
Einen Augenblick lang sprach oder bewegte sich niemand. Als dann schließlich Susan ihren Arm wieder fallen ließ und den Kopf senkte, ging Gregson hinter seinen Schreibtisch und setzte sich hin.
„Nehmen wir uns zusammen“, sagte er kalt. „Merrill, wenn das Mädchen nicht aufhört, zu weinen, dann führe sie hinaus. Dieses Büro ist kein Ort für Tränen.“
Gerade die Härte seiner Stimme schaffte den gewünschten Erfolg. Susan wischte sich die Tränen aus den Augen, hob ihren Kopf und ließ sich von Merrill auf einen Stuhl setzen. Gregson gab Jay einen Wink, sich ebenfalls hinzusetzen. Er sah Merrill an.
„Berichte!“
„Elektriker wiesen mich auf einen Kraftabfall hin, und ich suchte den Wohnraum, in dem der Fehler sein mußte. Bei meinem Eintreffen wurde ich von dieser jungen Frau angesprochen, die einen bestimmten Ventilationsingenieur mit Namen Jay West beschuldigte, ihren Vater ermordet zu haben. Als ich den Fall untersuchte, fand ich in dem Wohnraum den Körper eines Mannes, der die Erkennungsmarke von George Curtway und die blauen Shorts eines Elektroingenieurs trug. Der Mann war durch elektrische Verbrennungen gestorben.“
„Ich verstehe.“ Gregson sah Susan an. „Dir ist natürlich der Ernst dieser Anklage klar. Mord ist neben Meuterei und Verschwendung ein Verbrechen, das nur mit dem Tode bestraft wird. Bei vorsätzlichem Mord zusammen mit Aufruhr wird die Todesstrafe außerdem noch durch die Strafe der Folterung erhöht.“ Er machte eine Pause. „Ich erwähne dies alles, damit du dir der Schwere deiner Anklage bewußt wirst.“
„Ich hoffe, daß man ihn jahrelang schreien lassen wird“, sagte Susan gehässig. „Er hat meinen Vater getötet.“ Sie sah Jay nicht an.
Gregson seufzte. „Du hast also wirklich gesehen, wie das Verbrechen begangen wurde?“
„Natürlich nicht“, stieß sie hervor. „Hätte ich sonst wohl dabeigestanden und zugesehen, wie mein Vater ermordet wurde?“
„Was macht dich dann so sicher, daß dieser Mann schuldig ist?“ Gregson sah zu Merrill hinüber. „Wie alt war der Verstorbene?“
„Vierzehnte Generation“, sagte Merrill leichthin. „Er ein qualifizierter Elektroingenieur.“
„Ich habe dich nach seinem Alter, nicht nach seinen Fähigkeiten befragt.“ Gregson besänftigte seine Stimme wieder, als er das Mädchen anredete. „Ist dir das klar? Dein Vater war ein alter Mann, meine Liebe, und alte Menschen sind nicht immer vorausschauend. Es gibt keinen Beweis, daß ihn überhaupt jemand getötet hat.“
„Er ist tot, nicht wahr?“
„Natürlich, aber sein Tod kann auch ein Unfall sein.“
„Nein!“
„Du solltest nicht so sicher sein“, bestand Gregson freundlich. „Wir von der H.P. wissen vielleicht besser als sonst jemand, wie leicht ein Mann deine geistige Festigkeit verlieren kann, wenn er sein vierzigstes Jahr erreicht hat. Vielleicht fühlte dein Vater seinen kommenden Leistungsabfall und hat sich entschlossen, sein Leben selbst zu beenden.“
„Lächerlich!“ Susan rutschte ärgerlich auf ihrem Stuhl hin und her. „Mein Vater hätte niemals Selbstmord begangen.“
„Wie kannst du dessen so sicher sein?“ Gregson sah das Mädchen fest an. „Gerade diese Todesart ist – bezeichnend, meinst du das nicht? Wer könnte besser wissen als ein Elektrospezialist, wo die Starkstromkabel zu finden sind? Solch ein Mann würde auch genau wissen, wie schnell und schmerzlos ein Tod durch Stromschlag ist. Es scheint mir daher durchaus folgerichtig, anzunehmen, daß dein Vater diesen Weg gewählt haben könnte, um seinem Leben ein Ende zu setzen.“
„Mein Vater war gesund“, stellte Susan nachdrücklich fest. „Er war so tüchtig und leistungsfähig, wie er es immer gewesen ist.
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