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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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ferne Grenze. Es war Nacht auf der anderen Seite der Erde, und der Übergang vollzog sich im Schutz der Dunkelheit. Ein niederströmender Regen verwusch seine Spuren, und die Grenzwachen mit ihren Suchhunden verfehlten ihn. Paul ging in die Halle hinunter, um es Carnell zu sagen.
    Von diesem Augenblick an ließ er Conklin nicht mehr aus den Augen. Da der ferne Agent ausschließlich nachts reiste, ging Paul dazu über, sich nach dem Mittagessen in sein Schlafzimmer zurückzuziehen. Dort war er ungestört und konnte sich ganz auf Conklin einstellen. Er verfolgte jede seiner Bewegungen, folgte jedem seiner Gedanken. Erst spät am Abend, wenn drüben in Rußland der Morgen graute und der Agent sich in irgendein Versteck verkroch, wandte Paul seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu. Von Zeit zu Zeit sandte Conklin eine persönliche Botschaft herüber und mochte sich wohl fragen, ob er auch gehört würde. Er wurde stets gehört, doch hatte Paul keine Gelegenheit, die Nachrichten, die Emily galten, an das Mädchen weiterzuleiten.
    Lang ausgestreckt lag Paul auf seinem Bett und starrte die Decke an, als ob sie die Antwort wüßte.
     
    *
     
    Mitte August sandte Conklin eine Nachricht herüber, die Carnell und Slater und letztlich auch die Männer in den verantwortlichen Stellen elektrisiert auffahren ließ. Durch einen reinen Zufall war Conklin auf einen unterhöhlten Berg gestoßen, in dessen Stollen allem Anschein nach Atombomben – wie alle hofften – primitivster Art gefertigt wurden. Conklin meldete auch den Ort, an dem er diese Entdeckung machte. Paul unterließ in seinem Bericht jedoch die Ortsangabe.
    „Wo ist er?“ schrie der wütende Carnell. „Er hatte strikte Weisung, uns jederzeit zu melden, wo er sich befindet! Wir wollen wissen, wo er ist!“
    Paul wußte, wer mit wir gemeint war. Er wollte Conklin um jedenPreis schützen. „Es tut mir leid, Mr. Carnell. Ich kann ihn leider nicht fragen. Die Gedankenübertragung erfolgt nur in einer Richtung.“
    „Slater wird das ganz und gar nicht gefallen. Wie sollen wir den Ort dort in der Wildnis auffinden?“
    „Vielleicht haben sie drüben die Ortstafeln entfernt“, erwiderte Paul lakonisch.
    „Beobachten Sie weiter. Stellen Sie fest, wo er ist!“
    Und Paul beobachtete, verriet aber nicht den Ort. Ende August sandte Conklin weitere Nachrichten. Er war wieder unterwegs und folgte einigen unförmigen Objekten, die in ein breites, unbewohntes Tal transportiert wurden. Er wußte, was er vor sich hatte, kannte dessen Zweck und betete, daß der Versuch mißlingen sollte.
    Anfang September wurde er nahezu geblendet. Er hatte sich in sicherer Entfernung geglaubt. Aber die Druckwelle schleuderte ihn zu Boden und nahm ihm minutenlang den Atem.
    Innerhalb weniger Stunden bestätigten die Warnstationen in Alaska, daß ,das Ereignis’ stattgefunden hatte.
    Der Präsident wartete drei Wochen und gab dann mit vierzehn folgenschweren Worten bekannt: „Wir haben Beweise, daß in der UdSSR vor wenigen Wochen eine Atomexplosion stattgefunden hat.“
     
    *
     
    Ein heller, kalter Mond schien zum Fenster herein. Paul erwachte mit heftigen Kopfschmerzen. Im Halbdunkel suchte er nach seinen Pantoffeln und zog den Morgenrock über. Er ging ein paar Schritte auf die Verbindungstür zu Carnells Schlafzimmer zu und blieb unschlüssig stehen. Wo war Carnell überhaupt? In Gedanken suchte Paul das Haus nach ihm ab und entdeckte ihn schließlich in der Küche. Er stieg die Treppe hinunter.
    „Guten Morgen, Mr. Breen“, rief das Mädchen in der Telefonzentrale überrascht, als er grußlos vorbeiging. Carnell hörte den erstaunten Ausruf und kam an die Tür, um zu sehen, was es gäbe. Paul drängte ihn in die Küche zurück.
    „Was ist los, Paul?“ fragte Carnell besorgt.
    „Peter Conklin ist tot“, sagte Paul tonlos.
    „Er ist was? Woher wissen Sie es?“
    „Vor ein paar Minuten hat ihn ein russischer Posten erwischt.“
    „Paul, das kann nicht sein?“
    „Leider doch.“
    „Aber wie hat das passieren können? Wie haben sie ihn erwischt? Peter ist einer unserer besten und vorsichtigsten Leute.“
    „Er war auch diesmal vorsichtig. Die Russen wußten aber, wo er war, und haben ihn aufgespürt. Jemand muß ihn verraten haben.“
     
    *
     
    Sie war blond, naturblond, ohne den goldgelben Glanz, der einen ständig an den Friseur erinnert. Der Winter hatte ihre bronzefarbene Haut, die so gut zu ihrem Haar und ihren Augen paßte, ein wenig verblassen lassen. Sie war jetzt nicht

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