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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Carnell hitzig. „Es war nahezu unser erster Gedanke. Wir haben die elf überprüft. Jeder hat ein Alibi.“
    „Es besteht ja auch die Möglichkeit, daß einer der elf nicht dichtgehalten hat. Jedenfalls wußte der Gangster, daß ich kommen würde.“
    „Das macht die Sache nur noch rätselhafter.“
    „Wenn jetzt nicht dieses plötzliche Versagen eingetreten wäre, könntest du den Schuldigen wahrscheinlich schnell herausfinden“, sagte Conklin.
    „Gewiß. Können wir nicht Roy oder den Doktor fragen, worauf das Versagen zurückzuführen sein könnte?“
    „Roy werde ich sofort fragen, nicht aber den Doktor. Ich bin entschieden dagegen, daß noch ein zwölfter Mann in den Klub aufgenommen wird.“ Carnell sprang von seinem Stuhl auf und ging unruhig hin und her. „Verdammt, was sollen wir jetzt machen?“
    „Abwarten, was weiter geschieht“, sagte Paul, dann wandte er sich an Conklin. „Peter, waren irgendwelche Frauen in der Nähe, als es passierte?“
    „Meines Wissens nicht. O ja, Karen, aber sie kam erst, als alles längst vorbei war. Warum fragst du?“
    „Ich überlege schon die ganze Zeit, wer geschrien hat.“
    „Ich habe keine Frau schreien hören.“ Er sah Paul an. „Kannst du mir Näheres über den Schrei sagen?“
    „Nein … ich glaube nicht. Es war eben ein Schrei.“
    „Wie hast du ihn gehört?“ fragte Conklin.
    „Wie?“
    „Mit deinen Ohren – oder anders?“
    Paul war überrascht. Er dachte nach. „Ich weiß es nicht“, sagte er endlich. „Ich dachte immer nur an das Gewehr. Ich sah das Fenster und die drohende Mündung und warnte dich, daß ein zweiter Schuß kommen würde. In diesem Augenblick erwischte es mich, und gleich darauf hörte ich den Schrei. Ich weiß aber nicht, wie ich ihn hörte. Dann muß ich wohl ohnmächtig geworden sein.“
    „Es muß ein schweigender Schrei gewesen sein.“
    „Moment mal“, sagte Carnell. „Die Sache müssen wir weiterverfolgen. Nehmen wir einmal an, daß sich irgendwo in der Nähe eine Frau versteckt hielt. Vielleicht war sie auch zufällig die Straße entlanggegangen und versteckte sich erst, als die Schießerei begann. Jedenfalls muß sie den ganzen Vorgang beobachtet haben, wenn sie in diesem Augenblick schrie, nicht wahr? Nehmen wir fernerhin an, daß es das war, was Sie einen schweigenden Schrei nennen; ein Schrei, der nicht von den Lippen, sondern von den Gedanken ausging. Das würde erklären, warum Sie ihn hörten und Conklin nicht.“
    „Dann müßte ich die Frau aber kennen. Ich müßte ihr wenigstens ein- oder zweimal begegnet sein. Mit Fremden hatte ich keine Verbindung. Deshalb fuhren wir ja zur Botschaft hinunter. Damit ich den Kurier kennenlernte.“
    „Genau! Darauf will ich ja hinaus. Sie müssen die Frau kennen.“
    „Er kennt nur zwei. Karen und Emily.“ Conklin wandte sich an den Patienten. „Wen noch?“
    „Meine Wirtin und ein paar Mädchen von zu Hause. Außerdem die Telefonistinnen unten und einige von den Frauen, die im Hotel gearbeitet haben. Ich habe zwar kaum etwas mit ihnen zu tun gehabt, kann mich aber an ein paar Gesichter erinnern.“
    „In dieser Richtung müssen wir weitersuchen“, sagte Carnell bestimmt.
     
    *
     
    Die Woche und eine weitere vergingen, und Paul lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Täglich standen sechs frische gelbeRosen in der Vase. Karen schaute ein paarmal herein, blieb aber stets nur wenige Minuten unter dem Vorwand, sie hätte schrecklich viel zu tun. Jeden Morgen erschien der geschäftige Doktor zum Verbandwechsel, fühlte hier und dort, brummte etwas Unverständliches vor sich hin und ging dann wieder. Auch Conklin kam und berichtete, daß die Ermittlungen immer noch zu keinem Ergebnis geführt hätten.
     
    *
     
    Eines Tages, nachdem Slater von der Westküste zurückgekehrt war, verkündete Carnell, welch große Pläne in Aussicht genommen waren, falls Paul seine alten Fähigkeiten wiedererlangen sollte. Begeistert sprach er von dem großen Haus in Maryland, einem feudalen Herrensitz aus den Kolonialzeiten. Es würde vollständig renoviert und mit allen Schikanen versehen werden.
    Agenten würden dort zusammengezogen und ausgebildet werden. Paul würde unauffällig Gelegenheit erhalten, jeden einzelnen der Männer kennenzulernen, damit er mit ihnen in Gedankenverbindung bleiben konnte, wenn sie später in alle Welt hinausgeschickt wurden. Selbstverständlich würde keiner der Leute erfahren, welche Bewandtnis es mit Paul hatte. Sie würden ihre Meldungen

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