TS 15: Der Unheimliche
gemacht.“
„Es muß sie hart getroffen haben“, nickte Paul und lächelte. „Einen kleinen Trost hast du ja: Daß du überall und jeder Zeit zu mir sprechen kannst. Nur, Peter – bewege dabei nicht die Lippen. Die Leute könnten sonst denken, daß du nicht alle Tassen im Schrank hast.“
Conklin lächelte gezwungen und sah sich ein letztes Mal im Zimmer um. „Ich glaube, ich muß jetzt gehen. Der Wagen wartet draußen. Ich fahre von hier aus direkt zum Bahnhof.“ Er zögerte. Paul las seine Gedanken, wartete jedoch, bis er sie aussprach.
„Erinnerst du dich noch, was du mich vor ein paar Wochen fragtest, Paul? Über einen Gefallen, den ich dir tun sollte, ohne darüber im Büro zu sprechen?“
„Gewiß.“
„Wie ich schon sagte – ich fahre von hier aus direkt zum Bahnhof. Ich komme nicht mehr ins Büro.“
Paul wandte sich um. „Ich habe gehofft, daß du es tun würdest, Peter. Wenn du vorsichtig bist, wirst du dadurch nicht in Schwierigkeiten kommen. Sobald dein Flugzeug in Shannon aufgesetzt hat, sollst du für mich ein paar Erkundigungen einziehen. Horch’ unauffällig herum, ob du etwas über einen Mann herausfinden kannst, der irgendwo in Irland stecken muß.“
Conklin lachte erleichtert auf. „Ist das alles? Wie heißt der Mann.“
„Walter Willis.“
„Willis?“ Der Agent runzelte die Stirn. „Den Namen hast du, glaube ich, schon vor langer Zeit mal erwähnt.“
„Ja, Peter. Aber sei vorsichtig. Der Mann kann gefährlich werden, wenn er merkt, daß du deine Nase in seine Geschäfte steckst.“
„Wenn das alles ist“, lachte Conklin wieder. „Ich dachte schon, ich sollte jemand umbringen. Wer ist dieser Willis?“
„Das möchte ich eben wissen.“ Paul zuckte mit den Achseln. „DenNamen habe ich vor Jahren aufgeschnappt, als wir noch unten im Hotel wohnten. Seit der Zeit trage ich ihn mit mir herum.“
„Seit vier Jahren schon? Gut, ich werde sehen, was sich machen läßt.“
Conklin wurde wieder verlegen. „Ich muß jetzt wirklich gehen. Der Wagen wartet, und ich muß den Zug erreichen.“ Sie schüttelten sich noch einmal die Hände. „Machen wir es kurz.“ Er drehte sich um und ging davon.
Paul sah ihm nach.
In der Tür schaute Conklin sich noch einmal um. „Halt’ die Ohren steif, Cro-Magnon.“
Paul winkte. „Viel Glück, Neandertaler.“
*
Ein paar Tage später zog Carnell in das anliegende Schlafzimmer und begann, die Zügel in die Hand zu nehmen. Täglich berichtete ihm Paul, was der abwesende Conklin sah und tat, und daß er sich ohne Zwischenfälle dem Ziel seiner Reise näherte. Carnell war begeistert, daß die zunehmende Entfernung bei der Gedankenübertragung tatsächlich keine Rolle zu spielen schien, und berichtete es an Slater weiter. Inzwischen wurden die Arbeiten an dem Herrensitz in Maryland mit Hochdruck vorangetrieben.
„Das wird ein tolles Picknick geben“, sagte Carnell.
„Sie selbst werden bei dem Picknick jedoch nicht dabei sein, nicht wahr?“
Carnell ließ den Bleistift fallen und sah Paul unsicher an. „Was meinen Sie damit?“
„Sie werden nicht nach Maryland fahren.“
Carnell schien sich unbehaglich zu fühlen. „Warum sagen Sie mir das?“
„Weil ich es denke“, entgegnete Paul unbefangen. „Ich habe Ihnen in den letzten Tagen eine gewisse Unruhe angemerkt, und irgendwie habe ich den Eindruck, daß Sie Ihre Koffer packen.“
„Nun ja, es wird tatsächlich von einem Flug nach Tokio geredet. Slater hat etwas Ähnliches angedeutet. Drüben scheint sich was zusammenzubrauen.“
„Offen gesagt, Paul, wir erwarten dort drüben einen Riesenschlamassel. Slater meint, ich soll rüberfliegen und mir die Lage anschauen.“
„Wetten, daß Sie nicht mehr zurückkommen?“
„Was?“
„Moment – so habe ich das nicht gemeint.“ Paul drehte den Stuhl herum, so daß er Carnell gegenübersaß. „Ich werde ihnen etwas sagen, was ich auch Peter schon gesagt habe. Nach und nach trennt mich Slater von allen meinen Freunden. Als erster wurde Peter nachRußland geschickt. Sie selbst werden nach Tokio oder anderswohin fliegen. Dann wird Karen drankommen und vielleicht sogar Emily. Meine alte Leibwache wird ebenfalls hier zurückbleiben. Ich werde in Maryland nur von Fremden umgeben sein. Von Fremden – und von Slater.“
„Sie sind verrückt!“ erklärte Carnell.
„Vielleicht.“ Paul zuckte mit den Achseln. „Die Zukunft wird eslehren.“
*
Zwei Wochen später schlüpfte Conklin unbemerkt über eine
Weitere Kostenlose Bücher