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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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Eine Stimme rief streng: „Alle Beamten an die Arbeit! An die Arbeit für den Geist!“ Was gemeint war, wußte ich nicht, aber es war ein Befehl.
    Blackler und ich eilten instinktiv zu unserer Hütte. Er faßte mich beim Arm. „Wohin gehen wir? Was rennen wir so?“
    Wir blieben stehen und schauten uns an. Menschen strömten vorüber und liefen in die verschiedensten Richtungen.
    „Was nun?“ fragte ich.
    „Was war wirklich geschehen?“
    „Nun“, bemerkte ich, „Jacobson wurde verhaftet, und Hero wird Schultz ebenfalls verhaften lassen,“
    „Er kann das nicht tun. Die Kolonisten beginnen zu glauben, daß Schultz der Geist ist.“
    „Beginnen – möglich. Aber schnelles Handeln zählt. Und George vertraute mir einmal an, daß die Kolonisten-Moralbeamten geschlossen hinter Hero stehen. Und sie haben Waffen, sonst keiner.“
    Blackler wurde sehr ernst. „Ich vermute, Sie haben recht – was wird geschehen?“
    „Wir werden die Nächsten sein“, sagte ich. „Alle Staatsbeamte.“
    „In diesem Falle müssen wir überlegen, was wir tun sollen.“
    Wir gingen weiter, und als wir zu unserer Hütte kamen, sahen wir zwei Gruppen von Kolonisten-Moralbeamten, die in verschiedene Richtungen marschierten. „Sie besetzen die Ausgänge“, sagte ich. „Wir dürfen nicht zu unserer Hütte zurückgehen. Sie werden uns dort finden.“
    „Sie finden uns überall“, sagte Blackler, „wenn Hero sofort handelt. Die Dunkelheit wird unsere einzige Chance sein, aber bis dahin vergehen noch vier Stunden. Das Lager bei Tageslicht verlassen zu können, ist hoffnungslos. Das einzige, was wir im Augenblick tun können, ist, uns normal zu benehmen und zu hoffen. Auf jeden Fall will ich nach Gloria sehen.“
    „Wollen Sie versuchen, sie mitzunehmen? Sie ist eine Kolonistin, sie würde nicht gehen.“
    „Sie ist keine sehr gesunde Kolonistin. Sie gehört zu mir. Ich möchte nicht ohne sie sein.“
    „Gut“, sagte ich. „Das ist Ihre Angelegenheit.“
    Wir gingen zurück zu unserer Hütte und schmiedeten Pläne. Wir wollten versuchen, uns bei Nacht im Gebüsch nahe der Mühle zu treffen. Sie würden einen Posten an der Brücke aufgestellt haben, aber das Buschwerk erstreckte sich bis hinunter an den Fluß. Sie konnten nicht überall Wachen haben, und die beste Deckung bot uns das Gebüsch am Ufer entlang.
    „Ich gehe jetzt Jenny holen“, sagte ich, „und George und Bessy.“
    „Natürlich. Ich hatte auch nichts anderes erwartet.“
    „Was wird mit Anna und Hobson?“
    „Sie ist alt, und sicherlich werden sie die Rekonditionierten zufrieden lassen. Ich werde Hobson suchen.“
    „Und wie wird es den Rekonditionierten ergehen, wenn die Kolonisten erst endgültig die Macht übernommen haben?“
    Blackler überlegte. Dann sagte er mir, daß er doch versuchen würde, Anna zu retten. Danach machten wir alles fertig und gingen hinaus, so, als wollten wir zu unserem Arbeitsplatz.
    Ich ging um das Lager und versuchte, so unverdächtig wie nur möglich zu erscheinen. Ich mußte feststellen, daß es unmöglich war, bei Tageslicht das Lager zu verlassen. An jedem Ausgang standen Posten, einschließlich der Brücke unterhalb der Mühle. Ich konnte nicht erkennen, ob auch Wachen längs des Flusses patrouillierten, aber es wäre unklug gewesen, sich zu nahe ans Ufer heranzuwagen, um dadurch die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Posten bestanden nur aus Kolonisten, es waren keine Staatsmoralbeamte unter ihnen.
    Als ich zum Paradeplatz in der Mitte des Lagers zurückging, sah ich etwas Neues. Die Frauen und die älteren Kinder standen in Reih und Glied, stampften im Takt mit den Füßen und sangen dazu. Dieses körperliche Training war im Staat eine Pflicht, seitdem wir aber auf der Insel waren, wurden diese Übungsstunden fallengelassen, da zu viel andere Arbeit getan werden mußte. Nun aber hatte man mit dem Training wieder begonnen. Um den Paradeplatz standen viele Zuschauer, und ich mischte mich unauffällig unter sie. Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter, und ich fuhr zusammen. Aber es war nur George. Bessy stand neben ihm.
    „Was ist geschehen?“ fragte George.
    Ich sagte, ich wüßte es nicht, und fragte George, wohin die Kolonistenmänner gegangen seien.
    Bessy ergriff das Wort und erklärte, daß sie sich in einem der großen Lagerhäuser befänden, wo schwere Kisten, die von den Kolonisten mitgebracht und bis jetzt unter Bewachung verschlossen gehalten wurden, aufgestapelt waren. Ich wußte, was das

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