TS 24: Der galaktische General
seinem Begleiter: „Was tun wir zuerst?“
Devers riß sich gewaltsam aus seiner
niedergedrückten Stimmung. Er war jetzt in einem ganz
anderen Universum, auf einer Welt, deren ganze Art ihn
bedrückte, unter Menschen, deren Sprache er nicht verstand.
Die glänzenden Türme aus Metall, die ihn umgaben, und
die weit über den Horizont hinaus das Bild Trantors
bestimmten, lasteten auf ihm, und das geschäftige Treiben
der galaktischen Metropole ließ seine Problame fast
unbedeutend erscheinen.
Er sagte: „Das überlasse ich wohl besser Ihnen,
Barr.“
Barr konnte Devers Stimmung nachfühlen. „Ich habe
versucht, Ihnen das zu schildern, aber es ist schwer zu glauben,
wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Wissen Sie, wie
viele Leute jeden Tag eine Audienz beim Kaiser haben wollen? Etwa
eine Million. Und wissen Sie, wie viele vorgelassen werden? Etwa
zehn. Wir müssen über die Beamten hineinkommen, und das
erschwert es noch. Aber wir können es uns nicht leisten, den
Weg über die Aristokratie zu gehen.“
„Wir haben fast hunderttausend Kredite.“
„Soviel würde uns ein einziger Paar des Imperiums
kosten, und wir brauchten mindestens drei oder vier, um bis zum
Kaiser vorzukommen. Vielleicht brauchen wir fünfzig
Chefkommissare und Oberinspektoren, um das gleiche zu erreichen,
aber die kosten nur je hundert Kredite. Überlassen Sie das
Raden mir. Erstens einmal würde man Ihren Akzent nicht
verstehen und zweitens kennen Sie die Etikette der Bestechung bei
Hof nicht. Es ist eine wirkliche Kunst. – Ah.“
Er hatte auf der dritten Seite der Reichsnachrichten gefunden, was er suchte, und hielt nun Devers das Blatt hin.
Devers las langsam. Die Sprache war fremdartig, aber worauf es
ankam, verstand er. Er sah auf, und die Sorge blickte aus
seinenAugen. Er warf die Zeitung hin. „Und Sie glauben,
daß das stimmt?“
„Teilweise“, entgegnete Barr ruhig. „Es ist
äußerst unwahrscheinlich, daß die Flotte der
Stiftung vernichtet worden ist. Das haben sie
wahrscheinlich schon ein paarmal berichtet, das ist hier so
üblich, und der Krieg ist ja fern. Aber es bedeutet
bestimmt, daß Riose wieder eine Schlacht gewonnen hat, und
damit haben wir ja gerechnet. Hier steht, daß er Loris
eingenommen hat. Ist das die Hauptwelt des Königreiches
Loris?“
„Ja“, brütete Devers, „oder besser
dessen, was früher einmal das Königreich Loris war. Es
ist keine zwanzig Parsec, von der Stiftung entfernt. Barr, wir
müssen schnell arbeiten.“
Barr zuckte die Achseln. „Auf Trantor kann man nicht
schnell arbeiten. Wenn Sie das versuchen, werden Sie bald einen
Atomstrahler im Rücken haben.“
„Wie lange werden wir brauchen?“
„Einen Monat, wenn alles gut geht und unsere
hunderttausend Kredite reichen. Und alles das nur unter der
Voraussetzung, daß der Kaiser sich nicht in der
Zwischenzeit entschließt, auf die Sommerplaneten zu reisen,
wo er überhaupt keine Audienz abhält.“
„Aber die Stiftung …“
„… wird selbst auf sich aufpassen, wie zuvor
auch. Kommen Sie, wir wollen essen gehen. Ich bin hungrig, und
nachher gehört der Abend uns. Wissen Sie, eine Welt wie
Trantor werden wir nie mehr sehen.“
Der Kommissar für die äußeren Provinzen
spreizte hilflos seine fleischigen Hände und sah die beiden
Besucher aus kurzsichtigen Augen an. „Seine Majestät
ist indisponiert, meine Herren. Es ist wirklich absolut
unnötig, diese Sache meinem Vorgesetzten vorzutragen. Seine
Kaiserliche Majestät hat seit einer Woche keine Besucher
empfangen …“
„Er wird uns empfangen“, meinte Barr
zuversichtlich. „Wir müssen nur irgend jemand vom Stab
seines Privatsekretärs sprechen.“
„Unmöglich“, sagte der Beamte bestimmt.
„Ich würde meine Stellung verlieren. Aber sagen Sie
doch mir, was Sie wollen. Ich will Ihnen ja gerne helfen, nur
muß ich natürlich genau wissen, worum es geht. Mit so
vagen Angaben darf ich meinem Vorgesetzten nicht
kommen.“
„Wenn die Angelegenheit irgend jemand anderem als Seiner
Majestät vorgetragen werden könnte, wäre sie kaum
wert, Gegenstand einer Kaiseraudienz zu sein“, sagte Barr
gewandt. „Darum schlage ich vor, daß Sie es einmal
riskieren. Ich darf Sie daran erinnern, daß es sicherlich
nicht Ihr Schade sein wird; denn Seine Majestät wird dieser
Sache die gleiche Bedeutung beimessen wie wir und wird sich auch
dem Manne gnädig erweisen, der uns geholfen hat, zu ihr
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