TS 26: Der Mutant
grimmige Falten. „Wenn ich nur meinen anderen Arm hätte! Wenn man nur einmal auf mich gehört hätte!
Aber hier wird bald ein anderer Wind wehen, Bayta. Wir haben hier eine kleine Gruppe gebildet – bisher nur in unserer Stadt; mit den anderen Städten haben wir noch keinen Kontakt – aber ein Anfang ist gemacht.“
„Ein Anfang wozu?“
Randu schüttelte den Kopf. „Das wissen wir noch nicht. Wir hoffen auf ein Wunder. Wir sind zur gleichen Ansicht wie du gekommen – eine Seldon-Krise muß unmittelbar bevorstehen!“ Er machte eine theatralische Handbewegung. „Die ganze Galaxis ist voll von den Stücken und Splittern des zerbrochenen Imperiums. Die Generäle schwärmen wie die Bienen. Glaubst du nicht, daß einmal der Zeitpunkt kommen wird, wo einer von ihnen frech wird?“
Bayta dachte nach und schüttelte den Kopf. „Nein, da besteht nicht die geringste Aussicht. Es gibt keinen unter diesen Generälen, der nicht wüßte, daß ein Angriff auf die Stiftung dem Selbstmord gleichkäme. Bel Riose vom alten Imperium war besser und tüchtiger als irgendeiner von ihnen, und er griff obendrein mit dem Machtpotential einer ganzen Milchstraße hinter sich an und konnte doch den Plan Seldons nicht über den Haufen stoßen. Gibt es denn einen General, der das nicht wüßte?“
„Was aber, wenn wir sie anspornen?“
„Womit könnten wir sie denn aufwiegeln?“
„Nun – da gibt es einen, einen neuen. In den letzten ein oder zwei Jahren hat man viel von einem seltsamen Mann gehört, den man den Mutanten nennt.“
„Den Mutanten“, überlegte sie. „Hast du schon einmal etwas von ihm gehört, Torie?“
Toran schüttelte den Kopf.
Sie fragte: „Was ist mit ihm?“
„Ich weiß nicht, aber man sagt, daß er die unmöglichsten Schlachten gewinnt. Vielleicht sind die Gerüchte etwas übertrieben, aber es wäre jedenfalls interessant, ihn einmal kennenzulernen. Nicht jeder Mann mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz, die mit entsprechenden Fähigkeiten gepaart ist, wird an Hari Seldon und an die Gesetze der Psychohistorik glauben. Vielleicht würde er den Angriff wagen.“
„Und die Stiftung würde siegen.“
„Ja – aber es müßte nicht unbedingt ein schneller Sieg sein. Vielleicht würde eine Krise eintreten, und wir könnten daraus Nutzen schlagen und mit den Despoten von Terminus einen Kompromiß schließen. Schlimmstenfalls würden sie uns für die Dauer des Krieges vergessen, und wir könnten weiter Pläne schmieden.“
„Was meinst du, Torie?“
Toran lächelte und zog an einer braunen Strähne, die ihm in die Stirn gefallen war. „So, wie er es schildert, kann nicht viel passieren. Aber wer ist der Mutant? Was weißt du von ihm, Randu?“
„Bis jetzt noch gar nichts. Sein Name deutet auf irgendwelche übernatürlichen Kräfte hin, aber daran will ich nicht recht glauben. Schließlich gehören keine übernatürlichen Fähigkeiten, sondern nur ein wenig gesunder Menschenverstand dazu, um ein paar Raumschlachten zu gewinnen. Aber wie dem auch sei, wir wollen mehr wissen, und dazu könnten wir dich gebrauchen, Toran. Und deine Frau auch, wenn sie Lust hat. Wir haben uns über diese Angelegenheit unterhalten, dein Vater und ich. Sogar ziemlich oft.“
„Inwiefern? Randu, was willst du von uns?“ Der junge Mann warf seiner Frau einen fragenden Blick zu.
„Habt ihr schon eine Hochzeitsreise gemacht?“
„Nun ja … wenn man die Reise von der Stiftung hierher als Hochzeitsreise bezeichnen will.“
„Wie wäre es mit einer schöneren nach Kalgan? Es ist eine halbtropische Welt – Strand – Wassersport – Vogeljagd – ein richtiger Erholungsort. Etwa siebentausend Parsek Richtung Zentrum – nicht zu weit.“
„Was ist auf Kalgan?“
„Der Mutant. Oder zumindest seine Männer. Er hat Kalgan erst letzten Monat erobert, und zwar seltsamerweise kampflos, obgleich der Kriegsherr von Kalgan zuvor bekanntgegeben hatte, er würde eher den ganzen Planeten in Atome zersprengen, bevor er kapitulierte.“
„Und wo ist er jetzt?“
„Nirgends mehr“, sagte Randu achselzuckend. „Was hältst du davon?“
„Aber was sollen wir denn tun?“
„Ich weiß nicht. Fran und ich sind alt, wir sind Provinzler. Die Händler von Haven sind alle im Wesen Provinzler. Unser Handel ist ziemlich eingeschränkt, und wir sind nicht mehr die galaktischen Vagabunden, die unsere Vorfahren einmal waren. – Fran sei ruhig! Aber ihr zwei kennt die Galaxis. Besonders Bayta spricht mit einem hübschen
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