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TS 26: Der Mutant

TS 26: Der Mutant

Titel: TS 26: Der Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Stiftungsakzent. Wir wollen nur wissen, was ihr dort in Erfahrung bringen könnt. Wenn es euch gelingt, mit ihm Verbindung aufzunehmen … aber damit wollen wir gar nicht rechnen. Überlegt es euch doch einmal. Ihr könnt mit unserer ganzen Gruppe sprechen, wenn ihr wollt … natürlich nicht vor nächster Woche. Ihr sollt zuerst einmal richtig verschnaufen können.“
    Dann trat Stille ein, und Fran schrie: „Wer will noch etwas zu trinken haben?“

 
2. Kapitel
     
    Hauptmann Han Pritcher war den Luxus seiner augenblicklichen Umgebung nicht gewöhnt, deswegen jedoch nicht im geringsten beeindruckt. Im allgemeinen lehnte er die Selbstanalyse und jede Form von Philosophie und Metaphysik ab, die nicht in direktem Zusammenhang mit seiner Arbeit stand.
    Und das half ihm.
    Seine Arbeit bestand hauptsächlich aus Abwehr, wie es das Kriegsministerium nannte, oder Spionage, wie romantischer veranlagte Menschen dazu sagten. Und trotz all der romantischen Filme und Fernsehspiele, die es darüber gibt, ist Abwehr, Spionage, oder wie man es auch nennen will, ein ziemlich schmutziges Geschäft, in dem es hauptsächlich darauf ankommt, andere Menschen zu betrügen. Wenn er richtig darüber nachdachte, kam Han Pritcher immer zu dem Schluß, daß es leichter war, seine Umgebung zu besänftigen als sein eigenes Gewissen – und deshalb liebte er es nicht sehr, solchen abstrakten Gedanken nachzuhängen.
    Aber jetzt, im Vorzimmer des Bürgermeisters, konnte er seinen Gedanken nicht Einhalt gebieten.
    Es hatte eine ganze Menge von Beförderungen über seinen Kopf hinweg gegeben, und zwar von Leuten, die weniger geleistet hatten als er. Er hatte einen Regen von Verwarnungen und Verweisen über sich ergehen lassen und alles überlebt. Und trotzdem war er nicht von seinem Wege abgegangen, in dem festen Glauben, daß Insubordination in diesem gleichen heiligen ,Staatsinteresse’ doch noch als großes Verdienst anerkannt würde.
    So saß er jetzt im Vorzimmer des Bürgermeisters – und fünf Soldaten bewachten ihn respektvoll; wahrscheinlich stand ihm ein Kriegsgericht bevor.
    Die schweren Marmortüren rollten geräuschlos auseinander und enthüllten seidenüberzogene Wände, einen roten Plastikbodenbelag und zwei weitere metallbeschlagene Marmortüren dahinter. Zwei Beamte im schlichten Amtskleid einer seit dreihundert Jahren vergangenen Epoche traten hervor und sagten:
    „Eine Audienz für Hauptmann Han Pritcher von der Informationsabteilung.“
    Sie traten mit einer zeremoniellen Verbeugung zurück, als der Hauptmann eintrat. Seine Eskorte blieb an der Marmortür stehen, und so trat er allein in das Allerheiligste des Bürgermeisters.
    Auf der anderen Seite der Türen saß in einem ganz schlichten Raum ein kleiner Mann hinter einem Schreibtisch, der in dem sonst leeren Raum wie verloren anmutete.
    Bürgermeister Indbur – in unmittelbarer Folge der dritte dieses Namens – war der Enkel von Indbur I, der brutal und tüchtig gewesen war und die erste dieser beiden Eigenschaften unter Beweis gestellt hatte, als er die Macht ergriffen hatte, und die zweite in der geschickten Art, mit der er die letzten Spuren der sowieso schon zur Farce gewordenen freien Wahlen aufgehoben hatte, und in dem noch viel größeren Geschick, mit dem er es fertiggebracht hatte, eine relativ friedliche Regierung zu führen.
    Bürgermeister Indbur war auch der Sohn von Indbur II, dem ersten Bürgermeister der Stiftung, der sein Amt vererbt bekommen hatte – und dazu höchstens nur die Hälfte der Fähigkeiten seines Vaters –, denn er war nur brutal, nicht aber tüchtig.
    So war Bürgermeister Indbur der dritte Vertreter seines Namens, und der zweite erbliche Bürgermeister, und er war der Unfähigste von allen, denn er war weder brutal noch tüchtig – sondern nur ein ausgezeichneter Buchhalter, der den falschen Beruf ausübte.
    Indbur III war für alle Leute außer sich selbst ein seltsames Konglomerat von Ersatzcharakteristiken.
    Für ihn war eine Liebe zu geometrischer Ordnung ,System’, ein unermüdliches und fieberhaftes Interesse an den unwichtigsten Dingen der alltäglichen Bürokratie ,Fleiß’, Unentschlossenheit ‚Vorsicht’ und blinde Sturheit ,Bestimmtheit’.
    Und dabei verschwendete er kein Geld, ließ niemand grundlos hinrichten und meinte es mit allen sehr gut.
    Wenn Hauptmann Pritcher ungefähr diese Gedanken hatte, während er respektvoll vor dem Schreibtisch stehen blieb, dann verriet sein Gesicht nichts davon. Er hustete nicht,

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