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TS 26: Der Mutant

TS 26: Der Mutant

Titel: TS 26: Der Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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räusperte sich nicht und rührte sich nicht von der Stelle, bis das schmale Gesicht des Bürgermeisters sich von dem Aktenstoß hob, den er mit sorgfältigen Randbemerkungen versah, um dann Blatt für Blatt in einem ordentlichen Stapel abzulegen.
    Bürgermeister Indbur verschränkte die Arme, wobei er peinlich darauf achtete, keines seiner Schreibutensilien von der Stelle zu rücken.
    Er sah seinen Besucher an und sagte fragend: „Hauptmann Han Pritcher von der Informationsabteilung?“
    Und Hauptmann Pritcher beugte in strenger Übereinkunft mit dem Protokoll das Knie und wartete mit gesenktem Haupt, bis Indbur sagte:
    „Erheben Sie sich, Hauptmann Pritcher.“
    Dann fuhr der Bürgermeister leutselig fort: „Hauptmann Pritcher, Sie sind wegen einer bestimmten Disziplinarsache hier, die Ihr Vorgesetzter gegen Sie vorgebracht hat. Der Bericht über dieses Verfahren ist auf dem üblichen Routineweg zu meiner Kenntnis gekommen, und da es keinen Vorgang in der ganzen Stiftung gibt, der für mich nicht von Interesse wäre, habe ich mir die Mühe gemacht, mir weitere Informationen über Ihren Fall geben zu lassen. Ich hoffe, Sie sind nicht überrascht?“
    Hauptmann Pritcher sagte ruhig: „Exzellenz, Ihre Gerechtigkeit ist sprichwörtlich.“
    „Ist sie das?“ Indbur schien geschmeichelt. Er breitete eine Reihe von Aktenheftern vor sich aus, in denen er mit langen schmalen Fingern blätterte.
    „Hier habe ich Ihren Akt, Hauptmann. Sie sind dreiundvierzig Jahre alt und sind seit siebzehn Jahren Offizier unserer Wehrmacht. Sie sind in Loris als Sohn anacreontischer Eltern geboren, keine wesentlichen Kinderkrankheiten … nun, das ist nicht wichtig … Ausbildung vor der Militärzeit an der Akademie der Wissenschaften in Terminus City, Diplom auf dem Gebiet der Hypermaschinen … hm, sehr gut, man muß Ihnen gratulieren … Eintritt in die Armee als Unteroffizier am einhundertzweiten Tag des 293. Jahres der Stiftungsära.“
    Er hob die Augen kurz, als er den ersten Hefter weglegte und nach dem zweiten griff.
    „Sie sehen“, sagte er, „in meiner Verwaltung ist nichts dem Zufall überlassen. Ordnung! System!“
    Seine Stimme dröhnte weiter.
    Schließlich legte er den Ordner sorgfältig auf den anderen.
    „Nun“, sagte er dann, „Ihr Personalakt ist ungewöhnlich. Ihre Leistungen sind, wie es scheint, außergewöhnlich, und die Dienste, die Sie dem Staate geleistet haben, zweifellos sehr wertvoll. Ich stelle fest, daß Sie in der Ausübung Ihres Dienstes zweimal verwundet worden sind und daß Sie das Verdienstkreuz für besondere Tapferkeit erhalten haben.“
    Hauptmann Pritchers ausdrucksloses Gesicht verlor nichts von seiner Spannung. Er blieb stocksteif stehen. Das Protokoll verlangte, daß ein Bürger, der mit einer Audienz beim Bürgermeister geehrt wurde, während der ganzen Dauer der Unterredung stehen blieb – eine Tatsache, die vielleicht unnötigerweise dadurch unterstrichen wurde, daß sich nur ein Stuhl im Raum befand, nämlich der, auf dem Indbur saß. Das Protokoll verlangte ferner, daß nur Feststellungen getroffen wurden, die zur Beantwortung einer direkten Frage nötig waren.
    Die Augen des Bürgermeisters funkelten den Hauptmann an, und seine Stimme wurde schwer. „Sie sind jedoch im Laufe von zehn Jahren nicht befördert worden, und Ihre Vorgesetzten berichten immer wieder von Ihrem unbeugsamen Eigensinn. Man sagt, daß Sie chronisch ungehorsam sind, unfähig, die richtige Haltung gegenüber Vorgesetzten zu bewahren und offensichtlich nicht daran interessiert sind, mit Ihren Kollegen reibungslos auszukommen. Darüber hinaus sind Sie, wie es scheint, ein unheilbarer Unruhestifter. Wie erklären Sie das, Hauptmann?“
    „Exzellenz, ich tue das, was mir richtig erscheint. Die Dinge, die ich im Auftrag des Staates getan habe und die Wunden, die ich dabei erhielt, beweisen, daß das, was mir richtig erscheint, auch im Interesse des Staates ist.“
    „Das Wort eines Soldaten, Hauptmann, aber eine gefährliche Doktrin. Darüber werden wir noch später zu sprechen haben. Im speziellen bezichtigt man Sie der dreimaligen Weigerung, einen Auftrag anzunehmen, obwohl er von den Leuten unterzeichnet war, die ich dazu ermächtigt habe. Was haben Sie dazu vorzubringen?“
    „Exzellenz, dieser Auftrag ist in einer so kritischen Zeit, woDinge von erstrangiger Wichtigkeit nicht erledigt werden, ohne Bedeutung.“
    „Ah, und wer sagt Ihnen, daß die Dinge, von denen Sie sprechen, überhaupt von erstrangiger

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