TS 28: Alle Wege führen nach Trantor
Absorption eines Photons in irgendeinem Körperorgan chemische Reaktionen hervorrufen kann, die seine Gegenwart feststellbar machen würde. Aber ich könnte daraus natürlich nicht auf die Existenz von Farben schließen.
Können Sie mir alle folgen?“
Anthor nickte zustimmend, die anderen mit weniger Überzeugung.
„Ein solches hypothetisches ,geistiges Schwingungsorgan’, wie ich es nennen möchte, müßte also in der Lage sein, durch Angleichung an die von anderen Gehirnen ausgestrahlten Felder ,Gefühle zu lesen’ oder sogar ,Gedanken zu lesen’, wie man es laienhaft bezeichnet. Letzteres ist übrigens noch weit schwieriger als ersteres. Davon ausgehend kann man sich leicht ein Organ vorstellen, das ein anderes Gehirn beeinflussen kann. Es würde einfach mit seinem stärkeren Feld das schwächere des anderen orientieren, ebenso wie ein starker Magnet die atomaren Dipole in einem Stück Stahl so orientiert, daß dieses Stück Stahl selbst magnetisch wird.
Ich habe das Problem dadurch gelöst, daß ich eine Funktion errechnete, aus der die notwendigen Kombinationen von Neuronenpfaden, die für die Bildung eines solchen Organes erforderlich wären, hervorgehen. Unglücklicherweise ist die Funktion zu kompliziert, um mit heutigen mathematischen Mitteln lösbar zu sein. Das ist bedauerlich, weil ich dadurch nie einen Mann von der Zweiten Stiftung allein durch sein Gehirnwellenmuster werde feststellen können.
Aber ich konnte etwas anderes tun. Ich konnte mit Semics Hilfe etwas bauen, was ich als ,Gehirn-Statik-Gerät’ bezeichnen möchte. Es liegt durchaus im Bereich der heutigen Wissenschaft, eine Energiequelle zu schaffen, die ein elektromagnetisches Feld von der gleichen Art erzeugt wie ein Gehirn. Darüber hinaus kann eine solche Energiequelle so eingestellt werden, daß sie ihre Ausstrahlung willkürlich ändert und so, soweit es das von mir postulierte Schwingungsorgan angeht, eine Art Geräusch oder Statik erzeugt, das jede Verbindung mit anderen Gehirnen stört und unmöglich macht.
Können Sie mir noch folgen?“
Semic kicherte leise. Er hatte beim Bau des Gerätes mitgeholfen, ohne zu wissen, was Darell damit beabsichtigte, aber er hatte Vermutungen angestellt, die sich jetzt als richtig erwiesen.
Anthor nickte. „Ja, ich denke schon.“
„Das Gerät“, fuhr Darell fort, „ist ziemlich leicht herzustellen, und mir standen zudem unbeschränkte Mittel zur Verfügung, da ich ja im Auftrag der Stiftung Koordinator für Wissenschaft und Forschung bin. Und jetzt sind die Büros des Bürgermeisters und der gesetzgebenden Körperschaften mit Gehirn-Statik-Geräten umgeben. Ebenso unsere wichtigsten Fabriken, ebenso dieses Gebäude. Auf diese Weise werden wir in absehbarer Zeit jedes Gebäude vor der Zweiten Stiftung oder auch vor einem zukünftigen Mutanten schützen. Das wäre es.“
Turbor schien erschüttert. „Dann ist jetzt alles vorbei. Großer Seldon, alles vorbei.“
„Nun“, meinte Darell, „nicht ganz.“
„Wieso nicht ganz? Ist noch etwas?“
„Ja, wir haben die Zweite Stiftung noch nicht gefunden!“
„Was“, brüllte Anthor, „wollen Sie sagen –“
„Ja, das will ich. Kalgan ist nicht die Zweite Stiftung.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Ganz einfach“, knurrte Darell, „ich weiß nämlich zufällig, wo die Zweite Stiftung wirklich ist.“
16. Kapitel
Turbor fing plötzlich an zu lachen. „Ewige Galaxis, das geht wohl die ganze Nacht so weiter. Einer nach dem anderen stellen wir unsere Strohpuppen auf, bis sie einer wieder umwirft. Das ist zwar ein hübsches Spiel, aber wir kommen keinen Schritt weiter. Ewiges All! Vielleicht sind alle Planeten die Zweite Stiftung, vielleicht befindet sie sich auf gar keinem Planeten, sondern hat nur überall ihre Schlüsselfiguren placiert. Und was hat das überhaupt jetzt noch zu sagen, da wir doch eine wirksame Waffe gegen sie haben.“
Darell lächelte. „Die perfekte Waffe allein genügt nicht, Turbor. Auch mein Gerät ist nur eine Defensivwaffe. Und außerdem stimmt es nicht, daß die Zweite Stiftung in der ganzen Galaxis verteilt ist. Es gibt eine Welt, auf der der Feind sein Hauptquartier hat.“
„Kommen Sie zur Sache“, drängte Anthor. „Was wissen Sie?“
„Arcadia“, sagte Darell, „hat mir eine Botschaft gesandt. Bevor ich sie bekam, habe ich das Offensichtliche einfach nicht gesehen. Wahrscheinlich wäre ich nie darauf gekommen. Und doch war es eine ganz einfache Nachricht: ,Ein Kreis hat
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