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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Kunststücke im freien Fall erfunden als jeder andere seiner Kameraden. Aber noch nie vorher war er auf eine solche Weise von der Heimat abgeschnitten gewesen. Nie war Krasna weiter weg gewesen als einen interplanetarischen Flug oder einen interstellaren Sprung.
    Und dieser Kochbuchpilot wollte lieber hier draußen verhungern, nur um sein wertloses Schiff zu retten!
    Sverdlov schnallte sich los und stieß sich durch den kleinen Kontrollraum. Wie ein Fisch glitt er an den Rohrleitungen, Rädern und Hebeln vorbei und bremste vor dem Werkzeugschrank. Er wählte einen großen Schraubenschlüssel und hechtete dann auf den Schacht zu.
    Seine Wut war jetzt einem Gefühl der Entschlossenheit gewichen. Ich möchte ihn nicht umbringen, dachte er, aber ich muß ihn zwingen, Vernunft anzunehmen. Und schnell, sonst stürzen wir wirklich ab.
    Er befand sich gerade in Höhe der Senderkammer, als ein neuer Bremsstoß kam. Er hatte sich auf die übliche Weise vorwärtsbewegt, das heißt, er hatte ab und zu nach einer Leitersprosse gegriffen und seinen schwerelosen Körper daran weitergezogen. Plötzlich nun packten ihn zwei terrestrische g.
    Seine Finger krampften sich um die Sprosse, nach der er gerade gegriffen hatte. Sein linker Arm trug jetzt einhundertundneunzig Kilo. Nicht lange – die Finger öffneten sich, und er drohte zu stürzen. Er ließ den Schraubenschlüssel fallen und rammte den rechten Arm zwischen Sprosse und Wand. Die Sprosse grub sich schmerzhaft in die Muskeln seines Oberarms. Dann hatte auch seine linke Hand wieder einen Halt gefunden, und er hing. Er hörte, wie der Schraubenschlüssel unten auf der Strahlungsschutzplatte aufschlug.
    Seine Füße fanden eine Sprosse weiter unten, und einen Augenblick lang sackte er erschöpft und erleichtert in sich zusammen. Sein rechter Arm war jetzt völlig gefühllos, bis endlich der Schmerz darin zu klopfen begann. Er bewegte die Finger, gebrochen war nichts.
    Aber er sollte ja eigentlich angeschnallt sein. Nakamuras Berechnungen verlangten vielleicht Stöße von zehn bis fünfzehn g, falls die Beschleuniger noch soviel schaffen konnten. Kein schöner Gedanke, über ein Schott geschmiert zu werden. Er machte sich daran, die Leiter hochzuklettern. Es war wie in einem Alptraum, als bewege er sich durch Leim. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als er endlich das Wohndeck erreichte.
    Maclaren richtete sich auf seiner Koje auf und sagte: „Nicht weiter, bitte.“
    Der Druck der Gegenbeschleunigung nahm um einen weiteren Grad zu, lastete wie ein Berg auf Sverdlovs Schultern. Er zog sich eine weitere Sprosse hoch. „Nein!“ schrie Ryerson. Doch es war Maclaren, der sich losschnallte und von seiner Koje heruntersprang. Über dem braunen Gesicht lag eine dünne Schweißschicht, aber er lächelte, während er sagte: „Haben Sie nicht gehört?“
    Sverdlov knurrte und zog sich höher. Ich werde es schon noch bis zur Kanzel schaffen, und dann wird Nakamura dran glauben müssen.
    Maclaren schaute ihn einen Augenblick abwägend an, während Sverdlovs Fuß nach der nächsten Sprosse tastete. Dann sagte er mit ätzender Stimme: „Wenn ein Techniker sagt, bleib, dann bleibst du … Kolonist.“
    Sverdlov zögerte. „Was war das?“ fragte er langsam.
    „Ich werde dich runterholen, wenn es sein muß, du Bauernlümmel“, sagte Maclaren. „Aber mir wäre lieber, du kämest freiwillig.“
    Sverdlov fragte sich verwundert, warum er überhaupt reagierte. War es so wichtig, was dieser Bursche da schwatzte? Trotzdem … es war möglich, daß Maclaren sein Versprechen wahrmachen und ihm in den Schacht folgen würde. Ein Kampf unter diesem Gewicht würde vielleicht beiden das Leben kosten … Sverdlovs Hirn schien so träge wie seine Glieder. Er stieg herunter und trat auf den Fußboden. „Also!“ knurrte er.
    Maclaren verschränkte die Arme über der Brust. „Nehmen Sie Vernunft an und legen Sie sich auf eine Koje.“
    Sverdlov kam schwerfällig auf ihn zugetappt. Der Ozeanier schien zwar kein Schwächling zu sein, aber er wog schätzungsweise zehn Kilo weniger und außerdem fehlten ihm mehrere Zentimeter an der Höhe und Reichweite des Krasniers. Ein oder zwei schnelle Schläge würden ihn kampfunfähig machen, und dann war es vielleicht immer noch nicht zu spät, um Nakamura von seinem Vorhaben abzubringen.
    „Los, wehren Sie sich“, sagte er heiser.
    Maclaren öffnete seine Arme. Ein schläfriges Lächeln huschte über sein Gesicht. Sverdlov kam einen Schritt näher, und
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