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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zusammensackte, mußte er schneller rotieren. Verstehen Sie? Erhaltung der Schwungkraft. Er scheint von Anfang an eine bemerkenswerte Rotationsgeschwindigkeit besessen zu haben, aber seine jetzige ist hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen, daß sich seine Materie im degenerierten Zustand befindet. Und eben diese gleiche Superdichte gestattet ihm wiederum, sich so unwahrscheinlich schnell zu drehen. Man könnte sagen, der Widerstand, dem er einem möglichen Zerbersten entgegensetzt, ist immens angewachsen.“
    „Ja, ich verstehe, was Sie meinen.“
    „Ich habe ein paar schnelle Überschläge gemacht. Tatsächlich hätte schon ein viel schwächeres Feld uns auf die gleiche Weise mitspielen können. Wir hätten uns dagegen schützen können. Jede Ionenrakete, die in der Nähe von Himmelskörpern operiert, besitzt eine solche Schutzvorrichtung – ein gegenmagnetisches Feld mit Rückführungsschleife. Aber erstens war selbstverständlich keines dieser großen Schiffe dafür gedacht, irgendwo eine Landung vorzunehmen. Zweitens hätte man sich ganz bestimmt niemals einer Sonne auf derart geringe Entfernung genähert, wie wir es taten. Und die Möglichkeit, daß ein schwarzer Zwerg ein derart heftiges Magnetfeld haben könnte … nun, dieser Gedanke ist eben niemand gekommen.“
    Er hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. „Rechnen Sie sich’s selber aus, Kapitän. Die alte H, e, v Formel. Ein Proton, das sich mit einer Geschwindigkeit von drei Viertel c eine hundert Meter lange Röhre hinunterbewegt, wird über diese Strecke durch ein Feld von sieben Einhundertstel Gauss um einen Zentimeter von der Geraden abgelenkt. Wir gerieten in ein solches Feld – in einer Entfernung von einer Million Kilometer. Ein dünner, aber energiereicher Strom ionisierten Gases traf den äußersten Beschleunigerring. Ich schätze die dieser Geschwindigkeit entsprechende Temperatur auf ungefähr drei Millionen absolut. Je näher wir der Sonne kamen, desto stärker wurde das Feld und desto weiter nach oben hin wurden die Ionen abgelenkt.
    Natürlich“, endete Maclaren mit plötzlich müde klingender Stimme, „sind das alles nur grobe Schätzungen unter Verwendung einfacher Algebra. Da wir das Feld im schrägen Winkel angeschnitten haben, brauchten wir eine Vektor-Differentialgleichung, um genau beschreiben zu können, was wirklich geschah. Möglich, daß meine Zahlen um einen Faktor von fünf oder sechs korrigiert werden müßten. Aber ich denke, ganz allgemein bin ich mit meinen Überlegungen auf dem richtigen Wege.“
    „Ja“, sagte Nakamura gedehnt. „Ich glaube, das sind Sie.“
    Seite an Seite hingen sie in dem Dämmerlicht und starrten hinaus in die fast schmerzhafte Helle der Sterne.
    „Wissen Sie“, sagte Maclaren, „es gibt eine Sünde, der mit absoluter Gewißheit die Strafe auf dem Fuße folgt und die deshalb zu allen Zeiten die größte aller Todsünden gewesen sein muß: Dummheit.“
    „Ich weiß nicht.“ Nakamuras Antwort schockierte ihn etwas durch ihre wortwörtliche Auslegung seiner Feststellung. „Ich habe viele – nun, sagen wir, nicht intellektuelle Leute gekannt, die ein glückliches und nützliches Leben führten.“
    „Ich meinte nicht diese Art von Dummheit.“ Maclaren deutete ein Lachen an. „Ich meinte unsere Art. Ihre und meine. Die Schuld an dem Unglück trifft uns, darüber sind Sie sich doch wohl klar. Wir hätten zuerst überlegen sollen, statt gleich loszustürzen. Ich wollte ja auch langsam heran und meine Messungen machen, aber Sie entschieden anders.“
    „Ich bin beschämt.“ Nakamura senkte den Kopf.
    „Nein, lassen Sie mich ausreden. Ich dagegen hätte mit einem wohlüberlegten Programm an Bord kommen sollen. Weil das nicht der Fall war, konnte ich Ihnen keine stichhaltigen Gründe nennen, die gegen die sofortige Einnahme einer Kreisbahn sprachen. Mein einziger Einwand war der, daß mir auf diese Weise keine Zeit für meine Beobachtungen bliebe, Beobachtungen, die ich genauso gut auch noch später hätte machen können. Und darum waren Sie zu Ihrer Entscheidung völlig berechtigt … Zum Teufel, ich erwähne das alles nur, damit Sie wissen, was für Themen wir im Gespräch mit unseren Schiffskameraden am tunlichsten vermeiden – denen ebenfalls ein Teil der Schuld zufällt, denn auch sie haben nicht nachgedacht –, weil wir uns keine Streitereien leisten können.“ Maclarens Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Ich bin an der Schuldfrage sowieso nicht

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