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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde
Autoren: Poul Anderson
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und Haus hinweggewischt waren, weil Hideki in meinen Armen starb. Weil ich Kyoto niemals wiedersehen werde. Weil ich ein Sklave meiner eigenen Armseligkeit bin.
    Und doch, dachte er. Manchmal habe ich den Frieden gefunden. Und immer nur im Raum.
    Jetzt sah er die tote Sonne, wie sie auf einem der Bildschirme über die Milchstraße huschte, während das Schiff langsam herumschwang. Sie war nur ein winziger schwarzer Fleck, doch das nächste Mal war sie schon größer geworden. Müßig überlegte er, ob sie tatsächlich schwärzer sein konnte als der sie umgebende Himmelsabschnitt. Unsinn. Sie würde zumindest das Sternenlicht reflektieren, oder nicht? Aber welche Farbe hatte metallischer Wasserstoff? Und welche Gase lagen über dem Metall? Der Raum, besondere hier, war nicht absolut schwarz: eine dünne, aber meßbare Gaswolke hüllte den Stern ein. Es war also doch denkbar, daß die Sonne schwärzer als der Himmel war.
    „Ich muß Maclaren fragen“, murmelte er vor sich hin. „Er wird es mir sagen können.“ Eine Meditation über den Begriff schwärzer als schwarz ist anscheinend auch keine Hilfe. Er schnitt sich selber eine Grimasse und merkte plötzlich, daß er müde war. Er verstand das nicht. Warum? Er hatte doch nur hier gesessen und ein paar Knöpfe gedrückt. Er goß sich eine Tasse Tee ein und schlürfte das heiße Getränk.
    Näher und näher schraubte sich das Schiff an den Dunkelstern heran. Nakamura versank in einen Zustand fast völliger Gedankenleere. Jetzt war die tote Sonne schon deutlich zu erkennen. Sie war nicht viel kleiner, als der Mond von der Erde aus schien und nahm sehr schnell an Größe zu. Jetzt war sie so groß wie Batu bei seiner größten Annäherung an Sarai. Jetzt noch größer. Der Rhythmus, mit dem sie den Kreis der Bildschirme durchlief, drang in sein Blut, wirkte wie hypnotisierend. Er spürte, wie er eins wurde mit dem Schiff, den Sternengefilden, dem Spiel der Kräfte im Universum. Und das war der Grund, warum er immer wieder in denRaum hinausging. Seine Finger streckten sich nach den Handkontrollen aus, unterstützten die Automaten, korrigierten, änderten in einer verstandesmäßig nicht durchformulierten und doch unbewußt gewußten Art, ein Tanz, ein Traum, Auflösung, Nirwana, Frieden und Ganzheit …
    Feuer!
    Der Schock rammte ihm das Rückgrat in den Schädel. Nakamura spürte, wie seine Zähne aufeinanderschlugen, schmeckte das Blut seiner zerbissenen Zunge. Donner grollte durch das Schiff.
    Er starrte auf den Bildschirm, versuchte zu begreifen, was geschehen war. Das Schiff befand sich noch rund eine Million Kilometer vor der Dunkelsonne. Sie war jetzt noch nicht ganz einen Grad breit, ein schwarzes Loch, das jemand in den Vorhang der Sterne hineingebrannt hatte. Und das äußere Ende der Ionenbeschleuniger war weißglühend. Nakamura sah, wie das Gittergerüst um die Ringe sich zusammenrollte und verdampfte.
    „Was ist los?“ Ein Schrei des Entsetzens aus dem Maschinenraum. Der Andruck ließ abrupt nach, und der plötzliche Gewichtsverlust war übelkeitserregend. Nakamura starrte immer noch wie gebannt auf den Bildschirm, sah, wie das Feuer sich an dem Beschleuniger entlangfraß. Er ruckte herum und warf einen schnellen Blick auf das Hauptmegammeter. Die Nadel war schon mehrere Striche gefallen und fiel immer noch. Vier der äußeren Ringe waren schon verdampft. Im gleichen Augenblick sah er, wie der fünfte zu schrumpfen begann.
    Fast glaubte er spüren zu können, wie die Riesenhand des Sternes das Schiff packte und zu sich heranzuziehen begann.
    Metall verwehte im Raum. Der Atommotor heulte seinen Ärger über die zu geringe Belastung heraus, das Echo hallte zwischen den zitternden Decks.
    „Treibstoffzufuhr aus!“ schrie Nakamura. Seine Hand schlug den Hauptschalter nach unten.
    Die plötzliche Stille war wie die Stille des Grabes.
    Eine Stimme auf dem Beobachtungsdeck plapperte etwas. Nakamura hackte gereizt die Störung aus der Sprechanlage.
    „Ingenieur Sverdlov!“ rief er. „Was ist geschehen? Wissen Sie, was geschehen ist?“
    „Nein, nein!“ Ein Stöhnen. Aber wenigstens war der Mann noch am Leben. „Irgendwie scheinen die Ionenströme abgelenkt worden zu sein. Sie trafen auf die Ringe … aber das ist unmöglich.“
    Nakamura umklammerte die Haltegurte. Ich werde nicht schreien! Ich werde nicht schreien!
    „Das Sendenetz scheint ebenfalls geschmolzen zu sein“, sagte er mit erstickter Stimme.
    „Ja.“ Sverdlov schien seine eigenen
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