Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
einfachen Sarong und eine Bluse. Ein paar Regentropfen hingen in ihrem langen Haar und fingen glitzernd das Licht.
    „Sie sind Techniker Maclaren, nicht wahr?“ sagte sie. Er konnte die Worte kaum verstehen, so leise sprach sie, aber ihre Augen blickten ihm ruhig und gefaßt entgegen. „Willkommen.“
    „Haben Sie mich in den Nachrichten gesehen?“ fragte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    „Nein. Ich habe Sie nur gehört. Der alte Prabang unten im Dorf hat nur ein einfaches Radio. Aber wer sonst konnten Sie sein. Doch bitte treten Sie näher.“
    Erst später wurde ihm klar, wie sehr sie mit dieser Einladung gegen die Schicklichkeit verstoßen hatte. Aber sie hatte sich ja schon vor Monaten von den herrschenden Konventionen des Protektorats losgesagt. Das hatte er herausgefunden, als er sie im Haus ihres Schwiegervaters zu erreichen versucht hatte. Die Hütte, in die er eintrat, war nur spärlich möbliert, aber sauber, und eine Vase mit Rosen stand vor Davids Bild.
    Maclaren trat zu der Wiege und schaute hinein. „Es ist ein Junge, nicht wahr?“ sagte er.
    „Ja. Er trägt den Namen seines Vaters.“
    Maclaren streckte vorsichtig einen Finger aus und streichelte über die kleine Wange. Er hatte noch nie etwas so Sanftes gefühlt. „Hallo, Dave“, sagte er.
    Tamara kauerte vor einer winzigen Kohlenpfanne und pustete in die Glut. Maclaren ließ sich auf den Boden nieder.
    „Ich wäre früher gekommen“, sagte er, „aber es gab so viele Dinge zu erledigen, und ich war einige Zeit im Krankenhaus.“
    „Ich verstehe. Sie sind sehr gütig.“
    „Ich … ich habe seine Sachen … nur ein paar Kleinigkeiten. Und ich werde, wenn Sie mir erlauben, für das Begräbnis Sorge tragen, wie immer Sie es wünschen, und …“ Seine Stimme verlor sich. Der Regen tanzte auf dem Dach.
    Sie goß Wasser in einen Teekessel. „Ich nehme an“, sagte sie leise, „er hat keinen Brief hinterlassen.“
    „Nein. Irgendwie … ich weiß nicht. Aus irgendwelchen Gründen hat keiner von uns an so etwas gedacht. Entweder würden wir dort draußen alle sterben, und keiner würde uns für die nächsten fünfzig oder hundert Jahre finden, oder wir würden alle zusammen zurückkommen. Wir hatten nie gedacht, daß es so kommen könnte … nur ein einziger Mann.“
    Sie gab keine hörbare Antwort.
    „Aber fast das letzte, was David sagte“, endete er unbeholfen, „das war Ihr Name. Er betrat die Kammer in dem Gedanken, daß er nun bald bei Ihnen sein wunde.“ Maclaren starrte auf seine Knie. „Es muß sehr schnell gegangen sein. Sehr schnell.“
    „Ich habe noch nicht ganz begriffen, wie es überhaupt passiert ist“, sagte sie, während sie niederkniete und die Teeschalen niedersetzte. Ihre Stimme ließ jeden Ausdruck vermissen. „Ich meine, die Nachrichten sind immer so oberflächlich und die Zeitschriften zu technisch. Es fehlt das Mittelmaß. Das war auch einer der Gründe, warum wir die Ende verlassen wollten, warum ich auch jetzt noch gehen werde, wenn erst das Baby ein bißchen größer geworden ist.“
    „Ich kann verstehen, wie Sie fühlen, Madam“, sagte Maclaren. „Mir geht es ebenso.“
    Sie hob überrascht den Kopf. „Aber Sie sind ein Techniker!“ rief sie aus.
    „Aber auch ein Mensch. Doch bitte fahren Sie fort. Sie wollten mich etwas fragen.“
    „Ja. Ich weiß, Sie hatten eine Station der Fremden hereinbekommen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Aber …“ Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und starrte mit leerem Blick durch die offene Tür. „Aber die Chance dafür war doch so gering! Es war ein solch sinnloser Zufall, der ihn getötet hat!“
    Maclaren antwortete nicht sogleich. Er suchte nach den richtigen Worten und sagte dann endlich: „Ganz so unwahrscheinlich war es nicht. Wir waren uns die ganze Zeit klar darüber, daß wir nicht die einzige Rasse sein konnten, die nach den Sternen griff. Es wäre absurd gewesen, so etwas anzunehmen. Die Kreuz war tiefer in den Raum eingedrungen als jedes andere Schiff vor ihr, und das Fährzeug der Fremden befand sich gleichfalls in Grenznähe ihres eigenen Gebietes. Auch ihr Schiff war nach Alpha Crucis bestimmt. Seltsam, welch merkwürdiges Gefühl der Verbundenheit das mir gibt; mein Raumkamerad, mit Chlor in seinen Lungen und Silizium in seinen Knochen, der nach dem gleichen Leitstern steuert. Früher oder später mußte es daher zu einer Kontaktaufnahme kommen, wenn sie oder wir in Reichweite der Signale des anderen kamen. David war der erste, der den

Weitere Kostenlose Bücher