TS 32: Stunde der Roboter
waren als solche an den abgeschraubten Unterarmen zu erkennen, an deren Stelle sie die jeweils benötigten Werkzeuge trugen. Wenn also ein vierter, unbekannter Eindringling hier hereinzukommen verstand, kann es sich nur um einen Roboter handeln, der sich durch eben dieses Merkmal auswies. Danach scheidet Ihre Theorie, ein Mensch sei der Täter, wohl endgültig aus.“
Stille herrschte nach den Worten des Gelehrten. Alle Blicke wanderten durch die offenstehende Tür auf den Gang hinaus, an dessen Wänden sich Gestelle mit den zur Arbeit benötigten Werkzeugarmen befanden. Da gab es Unterarme, die die Funktionen von Zangen, Schraubenziehern, elektrischen Bohrern, Sägen und allen nur denkbaren Werkzeugen ausübten. Sie wurden zu einem Teil des Roboterkörpers und ermöglichten so ein wirkungsvolles Arbeiten, als wenn die Roboter gezwungen waren, die einzelnen Werkzeuge in ihren plumpen Händen zu halten.
Harry Lietz spürte die Gefahr, der Lächerlichkeit anheimzufallen, und warf den weißen Mantel schnell ab, „Schön“ sagte er, „Sie haben gewonnen. Es war also ein Roboter.“ Er hing den Mantel wieder auf den Haken an der Wand und baute sich vor Sinclaire auf. „Es war also ein Roboter“, wiederholte er. „Sind wir mit dieser Feststellung weitergekommen? Was meinen Sie?“
Russ preßte die Lippen aufeinander und schwieg. Seine Gedanken liefen im Kreis, sie hatten keinen Anfang und kein Ende.
Dr. Raybitz lehnte sich gegen die Wand und hob dozierend den Finger.
„Wir alle wissen, daß Roboter nicht ohne Befehl handeln. Wer einen Roboter zum Diebstahl veranlaßt, muß zuvor in seinem Mechanismus einen Eingriff vorgenommen haben. Wenn der Roboter zum Personal des Labors gehört, muß er sich noch im Gelände aufhalten. Bleibt lediglich festzustellen, an welchem Mechanismus manipuliert wurde, und wir haben den Täter. An die Hintermänner heranzukommen, dürfte etwas schwieriger sein.“
Russell konnte sich der Logik dieser Ausführungen nicht verschließen. Roboter pflegten weder zu stehlen, noch sonst Dinge zu tun, die verboten oder moralisch nicht einwandfrei waren. Nicht einmal der Befehl ihres Besitzers konnte sie dazu bringen. Ebenso ausgeschlossen war es, daß ein Roboter sich für eine Arbeit, die er gar nicht auszuführen hatte, mit einem Werkzeugarm versah, um unter dieser Tarnung einen Diebstahl zu begehen. Sinclaire schien mit dieser Feststellung weiter denn je von der Lösung des Rätsels entfernt; statt dessen aber machte er eine andere Beobachtung, die ihn stutzen ließ.
Harry Lietz war bleich und offensichtlich nervös. Er hatte vergeblich versucht, den Diebstahlsverdacht von einem Roboter auf einen Menschen abzuwälzen. Er hatte sich auf seine Art bemüht, eine Erklärung für das Verschwinden der Pläne zu finden, aber jeder seiner Gedanken und Vorschläge war darauf gerichtet gewesen, das allgemeine Interesse von den Robotern abzulenken. Warum wollte er nicht, daß von ihnen gesprochen wurde? Sinclaire erinnerte sich des Mikrofilms, den Dave Talbert mitgebracht hatte. Gab es einen Zusammenhang zwischen Lietz und der Tatsache, daß der Gegner ein Unternehmen vorbereitete, in dem Roboter eine ausschlaggebende Rolle spielen sollten? Fürchtete Lietz, daß man sich mit seiner Person beschäftigen, daß man seinen Werken einen unerwünschten Besuch abstatten könne? Sinclaire war entschlossen, herauszufinden, was hinter Lietz’ seltsamem Benehmen steckte.
„Hören Sie, Harry“, sagte er betont gleichgültig, „Sie wissen von Bockerson, daß die Asiaten irgendeine faule Sache mit Robotern vorhaben. Da Einzelheiten unbekannt sind, werden wir uns mit allem, was mit Robotern zusammenhängt, intensiv befassen müssen. Dazu gehören auch die von Ihnen geleiteten Werke. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn wir …“
„Und ob ich etwas dagegen habe“, brauste Lietz empört auf. „Die Pläne wurden hier gestohlen, von jemandem, der sich hier genau auskennt. Was habe ich damit zu tun?“
„Einen Moment, Harry! Ich werde versuchen, mich besser verständlich zu machen. Soweit ich orientiert bin, gibt es keine Roboter, die stehlen. Unsere Roboterspione, wie sie für Dave. Talbert arbeiten, werden nach Ihren Modellen hergestellt, aber in Washington fabriziert. Von den Robotern aus Ihren Werken wissen wir, daß sie mit allen erforderlichen Sperren ausgestattet sind, um Unheil zu vermeiden. Bei einem Eingriff in ihren Mechanismus wird das Robotergehirn außer Funktion gesetzt. Sie können
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